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So entwickelt sich der Goldpreis

15. Juli 2022 | Kategorie: Finanzen, Ratgeber

Gold hat seine Faszination über die Jahrhunderte erhalten.
Bild von Linda Hamilton auf Pixabay

Gold hat sich im Laufe der Zeit einen hervorragenden Ruf als Anlageobjekt erarbeitet! Das größte Plus von Gold ist seine Krisenfestigkeit. Zwar unterliegt der Goldpreis aus den verschiedensten Gründen Schwankungen, pendelt sich aber immer wieder ein und kennt langfristig nur den Weg nach oben. Wie ist dieses Phänomen zu erklären?

Der Goldpreis im Lauf der Geschichte

Als Zahlungsmittel und Wertgegenstand spielt Gold neben Silber schon seit vielen Jahrhunderten eine entscheidende Rolle. Es fehlten aber lange Zeit Normen, mit denen der Goldpreis gemessen werden konnte. Erstmals ließ König Krösus von Lydien um 560 v.Chr. Münzen aus Gold prägen, die von einheitlicher Größe und mit einem Prägestempel versehen waren. Schon zur damaligen Zeit steigerte sich der Wert von Gold sprunghaft, wenn ein Krieg anstand oder eine Missernte zu verkraften war. Bis heute hat Gold seinen Wert als Krisenwährung erhalten.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselten sich Gold- und Silbermünzen als anerkanntes und weltweit dominierendes Zahlungsmittel ab. Mit der Einführung des Goldstandards um 1880 banden viele Industrienationen ihre Währung an Gold. Goldstandard bedeutet in diesem Sinne, dass die Geldmenge eines Landes exakt dessen Goldbestand entspricht. Dabei wurde der Goldstandard aufgrund mehrerer Inflationsphasen während der Weltkriege öfter ausgesetzt und zu Beginn der 1970er Jahre endgültig abgeschafft.

Erst seit diesem Zeitpunkt unterliegt der Goldpreis wieder Angebot und Nachfrage. Er steigerte sich von damaligen 35 US$ pro Feinunze (etwa 31,1 g) innerhalb von zehn Jahren auf 850 US$. Dann sorgte ein künstlich herbeigeführter Silbercrash für einen Preisverfall auch von Gold, der erst bei 255 US$ im Jahre 2001 gestoppt wurde. Seitdem legt der Goldpreis in Deutschland trotz einiger Rückschläge stetig zu. Heute (Juli 2022) liegt er bei knapp 1.800 US$.

Die Beständigkeit der Kaufkraft von Gold

Die Kaufkraft von Papiergeld nimmt im derzeitigen Finanzsystem langsam, aber stetig ab. Das ist allein daran zu erkennen, dass die führenden Notenbanken Fed (Federal Reserve) und EZB (Europäische Zentralbank) ein jährliches Inflationsziel von knapp 2 % als erklärtes Ziel der Geldwertstabilität ausgegeben haben. Ansonsten würde das weltweite Finanzsystem ins Rutschen kommen.

Derzeit liegt die Inflation bei etwa 7 %, was aber mit externen Einflüssen wie dem Krieg in der Ukraine, den Auswirkungen der Pandemie und dem drohenden Stopp der Gaslieferungen Russlands in Verbindung zu bringen ist. Aktien und sonstige Anlageformen legen gerade einen mittleren Crash hin, der Goldpreis dagegen hält sein Niveau.

Die Wertstabilität des Edelmetalls lässt sich historisch belegen. So kostete schon zu Zeiten der Römer die Toga eines wohlhabenden Bürgers samt Schuhwerk etwa 1 Feinunze Gold. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war ein anständiger Anzug mit hochwertigen Lederschuhen für ca. 1 Feinunze Gold zu bekommen. Heute muss der gleiche Gegenwert für einen Armani-Anzug und Markenschuhe hingelegt werden. Es verändert sich also nicht der Goldpreis an sich. Es sind die Währungen des Fiat-Systems, die stetig an Kaufkraft einbüßen.

Der innere Wert des Goldes

Allgemein wird Gold vorgeworfen, dass es als Rohstoff kaum praktischen Nutzen habe und vornehmlich der Spekulation dient. Als natürliche Ressource liefert Gold keine laufenden Erträge. Der innere Wert des Goldes wird daher über die Produktionskosten ermittelt. Diese beschreiben den finanziellen Aufwand, um das gelbe Metall zu fördern.

Aktuell liegt dieser bei etwa 1.000 US$ pro Feinunze. Als Maßstab dient dabei der AISC (All In Sustaining Cost). Fällt der Goldpreis unter diese Marke, wird die Produktion Schritt für Schritt heruntergefahren.

So entwickelt sich der Goldpreis aktuell

Bei der derzeitigen unsicheren Weltlage gleicht eine genaue Vorhersage des Goldpreises einem Blick in die Kristallkugel. Sollte die Ukrainekrise sich über längere Zeit hinziehen und zu ernsten Problemen für die Weltwirtschaft führen, ist von einem Ansteigen des Goldpreises auszugehen.

Dem entgegen stehen die zu erwartenden sukzessiven Zinserhöhungen der Zentralbanken. Bei steigenden Zinsen gewinnen herkömmliche Anlageformen womöglich wieder an Attraktivität. Doch der Goldpreis wird durch eine ganze Reihe weiterer Faktoren gesteuert.

Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen

Der Goldpreis wird als sehr volatil bezeichnet. Mehrere Faktoren beeinflussen das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Goldpreis sich nicht allein am physischen Gold orientiert.

Derivate (Papiergold) weiten die Angebotsseite entscheidend aus. Stellt sie der Markt doch in der 200-fachen Quantität im Vergleich zu der Menge zur Verfügung, die der Planet in Form von “echtem” Gold hergibt.

Angebot & Nachfrage

Die Spannweite zwischen Angebot und Nachfrage von Gold wird sowohl durch interne als auch durch externe Faktoren bestimmt. Alle haben sie ihren Anteil an der Entwicklung des Goldpreises.

Zu den internen Marktmechanismen zählt vor allem die Nachfrage aus der Industrie. Mehr als die Hälfte entfällt dabei auf die Schmuckherstellung. Der Rest des Verbrauchs wird für elektronische Produkte wie z.B. Smartphones aufgewendet. Je größer die Nachfrage aus der industriellen Produktion, desto eher steigt der Goldpreis.

Private Geldhäuser und Zentralbanken müssen einen großen Teil ihres Geldwerts in Gold hinterlegen. In Krisenzeiten tauschen vor allem russische und chinesische Banken ihre Dollarreserven in Gold um. Beides sorgt für eine Verknappung und der Goldpreis steigt.

Die Goldminenbetreiber können je nach Goldpreis die Förderung limitieren oder forcieren. Dabei spielen die Kosten für den Abbau (innerer Wert) eine entscheidende Rolle. Auch das Goldrecycling tritt immer mehr in den Vordergrund. Besonders bei einem hohen Goldpreis wird der Angebotsseite von Verbrauchern und Unternehmen mehr Gold zur Verfügung gestellt, wodurch der Goldkurs eher sinkt. Zudem sind einige externe Faktoren für die Entwicklung des Goldpreises maßgeblich:

Geldpolitik der Zentralbanken

Die wichtigste Aufgabe der Zentralbanken ist die Eindämmung der Inflation. Instrumente für dieses Vorhaben sind entweder eine Zinserhöhung oder Zinssenkung. Erhöhen Fed oder EZB die Zinsen, werden andere Anlageformen für die Investoren wieder attraktiver. Die Anleger verkaufen Gold und investieren das freigewordene Kapital in gewinnbringende Werte. In der Regel haben höhere Zinsen daher negative Konsequenzen für den Goldpreis.

Die Inflation an sich ist ein direkter Treiber des Goldkurses. Durch die Entwertung des Papiergeldes steigert sich der Wert von Gold automatisch.

Weltwirtschaft & Wertpapiermärkte

Im Falle schwindenden weltwirtschaftlichen Wachstums sehen die Anleger ihre Investments in Aktien gefährdet. Das Kapital wird in sichere Anlageformen wie Edelmetalle umgeschichtet, was den Goldpreis befeuert.

Im Gegenzug wird bei einer brummenden Konjunktur davon ausgegangen, dass mit risikoreichen Investments mehr Gewinn erzielt wird als mit Gold. In diesem Falle wird Gold abgestoßen und der Kurs sinkt.

US-Dollar

Gold wird in Dollars gehandelt. Für europäische Anleger bedeutet dieser Umstand, dass das Währungsverhältnis von Dollar und Euro im Auge behalten werden muss. Der Blick auf die historische Entwicklung zeigt, dass der Goldpreis bei einem starken Dollar eher sinkt und umgekehrt.

Geopolitische Entscheidungen und Krisen

Gold ist weltweit die Krisenwährung Nummer eins. Deshalb drängen Anleger bei Konflikten wie Kriegen oder der Verschärfung einer protektionistischen Handelspolitik in den Goldmarkt.

Auch weltweite Krisen wie zuletzt die Pandemie führten zu Beginn des Jahres 2020 zu einem temporären Aktiencrash. Das freigewordene Kapital wurde auch in Gold investiert, sodass der Goldpreis bis März 2022 auf etwa 1.800 US$ anstieg.

Fazit

Zwar wirft Gold weder Zinsen noch Gewinne ab. Es überzeugt aber als Krisenwährung. Der Goldpreis ist dann niedrig, wenn die Wirtschaft rund läuft. Bei einem stotternden Konjunkturmotor, weltweiten Katastrophenszenarien oder überregionalen Konflikten kann der Preis sehr schnell steigen. Aus langfristiger Perspektive bleibt festzuhalten, dass der Goldkurs sanft, aber stetig, nach oben klettert.

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