Donnerstag, 23. Mai 2024

BMI Germersheim: Muslimisches Grabfeld auf Friedhof weiter drängendes Thema

16. April 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Muslimische Gräber auf dem Friedhof in Germersheim.
Foto: Pfalz-Express

Germersheim – Der Beirat für Migration und Integration der Stadt Germersheim setzt sich dafür ein, ein muslimisches Grabfeld auf dem Friedhof der Stadt zu errichten.

Der Antrag wurde am 15. Dezember 2022 im Stadtrat gestellt. Allerdings wurde der Tagesordnungspunkt vertagt, da einige Fraktionen noch tiefer in die Thematik einsteigen wollten.

„Seitdem ist jedoch kein Fortschritt zu verzeichnen“, beklagt Yunus Erkök, Vorsitzender des Migrationsbeirats (BMI). „Weder haben sich die Fraktionen an den Beirat gewandt, noch hat sich die Stadtspitze bezüglich des Themas an den Beirat gewendet.“

Dies sei nicht das erste Mal, dass der Beirat von der Stadt Germersheim bei wichtigen Themen, die die muslimische Gemeinschaft betreffen, nicht informiert worden sei. „Im Jahr 2022 beispielsweise wurde eine Friedhofssatzung entworfen und später beschlossen, bei der der Beirat nicht angefragt oder informiert wurde, obwohl der primäre Ansatz die Ermöglichung der muslimischen Bestattungsmerkmale war.“

Im Tod getrennt liegen

Auf dem Germersheimer Friedhof gibt es zahlreiche muslimische Gräber, die zwischen den christlichen Gräbern liegen, aber auch häufig nebeneinander. Eigentlich wäre das eine Art von „Integration“ auch im Tod. Auch die Bestattungsmerkmale sind erfüllt –  zum Beispiel der Blick gen Mekka oder die Bestattung im Leintuch. In der Friedhofshalle ist ebenfalls alles hergerichtet. Dennoch wollen der BMI und Teile der muslimischen Community – das ist in Germersheim etwa jeder vierte bis fünfte Bürger – lieber ein eigenes Gräberfeld.

Die Stadt wiederum sieht ein Problem mit den Platzverhältnissen auf dem Friedhof – man weiß derzeit nicht, wo ein mögliches künftiges Grabfeld angesiedelt werden könnte. 

Der BMI hat unterdessen weitere Schritte unternommen, um das Thema weiter voranzutreiben, zum Beispiel die Konsultation der katholischen und evangelischen Kirche. „Nach einer Veranstaltung in Kandel zum selben Thema ist mir die äußerst positive Haltung und Unterstützung beider Kirchen aufgefallen und so wollte ich in Germersheim auch mit den Kirchen in den Dialog gehen und diesen Anlass auch gleichzeitig für die Besprechung möglicher zukünftiger interreligiöser Begegnungen nutzen. Ich bin froh, dass wir nun im Gespräch sind“, sagte Erkök.

Um seine Forderungen weiter zu untermauern, hat der Beirat eine Unterschriftenaktion gestartet. Bereits in den ersten Tagen hätten über 1.000 Bürger in Germersheim das Anliegen des Beirats unterstützt und die Einrichtung eines muslimischen Grabfelds befürwortet. Die Unterschriftenaktion zeige, dass die „Einrichtung eines solchen Feldes eine breite Unterstützung in der Bevölkerung genießt und dass es ein wichtiger Schritt zur Integration von Muslimen in die Gesellschaft wäre“, bilanziert der BMI-Vorsitzende. 

Flächen gefunden?

In Zusammenarbeit mit Unterstützern der Initiative habe der Germersheimer BMI zwei potenzielle Flächen für ein muslimisches Grabfeld finden können, erklärt Erkök. Die wurden zusammen mit den Moscheegemeinden besichtigt und als geeignet bewertet. Der Beirat hofft, dass diese Informationen den Stadtrat bei seiner Entscheidung unterstützen werden.

Der Beirat fordert daher erneut den Stadtrat auf, eine Grundsatzentscheidung zu treffen und die Errichtung des muslimischen Grabfelds zu genehmigen. Eine solche Entscheidung sei ein Zeichen der Offenheit und Toleranz gegenüber Muslimen in Germersheim und würde dazu beitragen, das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen zu stärken, hieß es vom BMI.

Erkök: „Es ist wichtig zu betonen, dass ein muslimisches Grabfeld keine besondere Behandlung von Muslimen auf Kosten anderer Gruppen darstellt. Es ist lediglich eine Möglichkeit für Muslime, ihre Toten gemäß ihren religiösen Überzeugungen zu bestatten. Die Einrichtung eines muslimischen Grabfeldes ist ein wichtiges Symbol für die Anerkennung und Wertschätzung der kulturellen Vielfalt in unserer Gesellschaft.“

Man hoffe, dass die Stadtspitze und die Fraktionen sich für die Errichtung eines muslimischen Grabfelds aussprechen. Es sei ein wichtiger Schritt für die Integration von Muslimen in Germersheim und könne dazu beitragen, das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen zu stärken.

„Der Beirat für Migration und Integration setzt sich seit drei Jahren für die Interessen der migrantischen Gemeinschaften in Germersheim ein. Wir hoffen, dass die Stadt Germersheim in dieser Angelegenheit ihrer Verantwortung nachkommt und die Errichtung eines muslimischen Grabfeldes auf dem Friedhof der Stadt genehmigt“, sagt Erkök.

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