Donnerstag, 25. April 2024

Auch nach Hambach kommen Flüchtlinge: „Gemeinsam schaffen wir das“

21. April 2015 | Kategorie: Allgemein, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional

Bürgermeister Röthlingshöfer machte deutlich, dass die Stadt zugreifen muss, wenn Unterbringungsmöglichkeiten angeboten werden: „Es gibt keine Alternative“.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Neustadt-Hambach. Am 16. April fand im katholischen Pfarrheim St. Jakobus im Ortsteil Hambach,  eine Bürgerinformation statt. Das Thema lautete: Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber in der Andergasse.

Ortsvorsteherin Gerda Bolz, Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer und Fachbereichsleiterin Marion Walz hatten zu dieser Veranstaltung eingeladen und standen auch für Fragen zur Verfügung.

„Ich bin überrascht, wie viele Menschen heute Abend hier sind“, sagte Röthlingshöfer. Stühle mussten noch herein gebracht werden, geschätzte 100 Personen dürften es an diesem Abend wohl gewesen sein.

„Wir erleben derzeit die größte Flüchtlingsbewegung seit dem 2. Weltkrieg“ so Röthlingshöfer, der die Zuhörer während des Abends mit Fakten und vielen Infos zur derzeitigen Situation versorgte und am Schluss auch entsprechend für seinen informativen Vortrag aus dem Publikum gewürdigt wurde.

Klare Fakten, dafür war der Bürgermeister da und die hat er auch vermittelt. Auch in Neustadt spüre man die angespannte Situation, sagte Röthlingshöfer. Bisher seien 290 Flüchtlinge in Neustadt und den Stadtdörfern untergebracht.

„In diesem Jahr werden es 300 plus x sein und ein Ende ist nicht abzusehen“. So rechne man damit, jedes Jahr ungefähr diese Zahl an Neuankömmlingen zu haben. „Die Gesetzgebung verpflichtet uns dazu, diesen Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten.“

Auch für Neustadt bedeutet dies eine „riesen Anstrengung“. Nachdem die Stadt die ehemalige Klinik auf der Haardt gekauft hat, kann sie die zur Zeit 60 Asylbewerber dort auf 100 aufstocken.

Weitere Unterbringungsmöglichkeiten gibt es in der Amalienstraße 19 und (in Planung) in der Amalienstraße 17 (Zollamt), Naulott, Landwehrstraße, Knappengraben: auch hier werden Asylanten eine neue Heimat finden.

Man versucht, die Leute auch verstärkt in den Stadtdörfern unterzubringen, denn hier werde Integration besser funktionieren als in der Stadt, zumal ehrenamtliche Strukturen dort besser ausgeprägt seien als in der Stadt.

Stadt und Ehrenamtliche müssten gemeinsam in eine Richtung ziehen, „dann kann es gelingen“ appelierte Röthlingshöfer. Denn man müsse verstehen, es handle sich dabei um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und die größte sozialpolitische Herausforderung nach dem 2. Weltkrieg.

In Hambach, in der Andergasse, bekannt für ihr schönes Weinfest, sollen nun bald ebenfalls Flüchtlinge untergebracht werden. Das ehemalige Gästehaus Nickel in der Andergasse 43, das zunächst verkauft werden sollte, kann von der Stadt angemietet werden.

Zunächst für fünf Jahre mit der Option, weitere fünf Jahre zu verlängern. Das rosa farbene Gebäude soll 25 Asylbewerbern Wohnung bieten. Es eigne sich durch die kleinen Wohneinheiten sehr gut als Unterbringungsmöglichkeit. Und habe einen Aufenthaltsraum, in dem Sprachkurse stattfinden könnten und eine behindertengerechte Wohnung. Petra Reiser vom Jugendamt wird als Ansprechpartnerin vor Ort sein, außerdem soll noch eine halbe Stelle dazukommen.

Marion Walz gab ausführliche Infos zum Procedere. Man erfuhr, dass die Verantwortlichen selbst nicht wüssten, woher die Leute kommen, wie viele kommen: „Wir erhalten vierzehn Tage vorher eine Mail: am Dienstag kommen die Leute“.

Ein viertel Jahr waren die Flüchtlinge zuvor in Aufnahmelagern und müssen schnellstmöglich Wohnraum vermittelt bekommen. Momentan kommen sie aus 26 Staaten; 74 Prozent sind alleinreisende Männer im Alter zwischen 18 und 23 Jahren. 173 Einzelpersonen, 16 Ehepaare und 21 Familien mit Kindern (85 Personen) sind zur Zeit untergebracht.

Problem: Junge Männer dürfen zunächst nicht arbeiten, Ausnahme: Syrische Flüchtlinge oder wenn sie 15 Monate in Deutschland leben. Die, die Arbeitslosengeld beziehen, zwackten Geld für die Verwandten zuhause ab. „Da ist ein richtiger Markt entstanden für Auslandsüberweisungen“, weiß Walz.

Man habe gute Erfahrungen auf der Haardt gemacht, beruhigt Marion Walz entsprechende Fragenden. Es gäbe keine Probleme und auch das Außengelände sei nicht „unordentlich“ und würde von den Bewohnern selbst in Ordnung gehalten.

„Warum hier in der Andergasse?“ „Warum nicht?“ so die Gegenfrage des Bürgermeisters, der deutlich machte, dass es keine Alternative für die Stadt gibt und man selbst vor vollendete Tatsachen gestellt würde.

Besorgte Frager gab es nicht viele, der Tenor: „Gemeinsam schaffen wir das“ überwog. Ein engagierter Redner warnte vor der „Angst vorm schwarzen Mann“: „Man muss diese Leute erst einmal kennen lernen!“

Marion Walz musste, so schien es, sogar den Tatendrang helfen zu wollen, etwas bremsen: „Das sind keine Kinder, sondern erwachsene Menschen, die erst einmal zur Ruhe kommen müssen“. Auf jeden Fall waren an diesem Abend die meisten Anwesenden pro eingestellt. Waren eigentlich die Andergasser selbst zahlreich vor Ort? „Ich habe keine hier gesehen, das waren fast alle Fremde“, sagte ein Zuhörer dem Pfalz-Express.

Info: Ansprechpartner sind die Ortsvorsteherin Gerda Bolz (E-Mail: ov-hambach@stadt-nw.de), sowie alle Ratsmitglieder. (desa)

Asylanten in der Andergass? Es gab auch kritische Stimmen dazu.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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Ein Kommentar auf "Auch nach Hambach kommen Flüchtlinge: „Gemeinsam schaffen wir das“"

  1. Irina Rais sagt:

    Wo sind die kritischen Stimmen? Lügenpresse vielleicht?