Samstag, 27. April 2024

Kritik an Daimler-Truck-Familientag: Einladung wird zur Enttäuschung

28. Juli 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Regional, Top-Artikel

Daimler-Werk in Wörth.
Foto: Pfalz-Express

Wörth – Der Familientag bei Daimler-Truck 2023 sollte ein fröhliches Fest für alle Mitarbeiter und ihre Angehörigen werden. Doch nicht alle fühlten sich willkommen bei der Veranstaltung am 16. Juli.

Ein Teilnehmer schilderte, wie er und seine behinderte Frau vom Sicherheitspersonal abgewiesen wurden, als sie mit einem Elektroroller das Gelände betreten wollten.

Der Mann, ein Wörther Bürger, hatte eine persönliche Einladung erhalten und wollte seiner Frau die neuesten Entwicklungen des Konzerns zeigen. Seine Frau ist gehbehindert und auf einen Elektroroller und ein Beatmungsgerät angewiesen. Doch an der Pforte wurde ihnen der Zutritt verweigert, berichtete der Mann. “Auf keinen Fall”, habe die Antwort des Personals gelautet, als der Mann seinen Behindertenausweis vorzeigte. “Das sieht man ihr aber nicht an”, fügte eine Aufpasserin hinzu.

Kein Verständnis für die Situation

Der Mann versuchte demnach vergeblich, Verständnis für die Situation seiner Frau zu wecken. Er erklärte, dass sie die weiten Wege sonst nicht schaffe und dass sie den Roller nur im Notfall benutzen würde. Er fragte auch nach Alternativen, wie zum Beispiel einem Rollstuhl, den andere Einrichtungen wie Zoos oder Parks anbieten. Doch alles wurde abgelehnt. “Wir dürfen keine Ausnahmen machen. Stellen Sie sich vor, wenn wir das einmal durchgehen lassen“, soll die Security gesagt haben. 

Selbst auf die Frage der Frau, ob sie den Roller in der Hauptsache schieben könne und ihn nur im entsprechenden Erschöpfungszustand wegen des permanenten Gewichts des Sauerstoffgerätes fahrend benutzen würde, sei eine strikte Ablehnung erfolgt.

Enttäuscht und verärgert machten sich die beiden wieder auf den Heimweg. Der Mann kritisierte das Verhalten des Sicherheitspersonals als diskriminierend und menschenunwürdig. Er fragte sich, ob Daimler-Truck wirklich eine inklusive und soziale Unternehmenskultur pflege oder ob Behinderte unerwünscht seien. Er sagte, er habe sich mehr von der Marke mit dem Stern erhofft.

Andere durften E-Scooter benutzen

Zu seinem Ärger erfuhr er später von anderen Mitarbeitern, dass an diesem Tag sehr wohl E-Scooter auf dem Gelände während des Familientags unterwegs waren. Er fragte sich, warum seine Frau als einzige ausgeschlossen wurde und ob es sich um eine willkürliche oder eine systematische Entscheidung handelte. Er forderte eine Entschuldigung und eine Erklärung von Daimler-Truck für diese Ungleichbehandlung.

Daimler-Truck nimmt Stellung

Auf Nachfrage des Pfalz-Express äußerte sich eine Sprecherin von Daimler-Truck zu dem Vorfall. Sie bedauerte, dass die Dame am Eingang abgewiesen worden sei, wenn sie eine Gehhilfe oder einen Elektrorollstuhl dabei gehabt habe. Das widerspräche den Anweisungen der Helfer sowie der Firmenkultur und den Werten von Daimler-Truck, sagte sie.

Sicherheitsgründe für Fahrzeugverbot

Sie erklärte jedoch, dass es aus Sicherheitsgründen Fahrzeugarten gebe, die auf dem Werksgelände und bei einer Familienfeier mit vielen Kindern nicht zugelassen seien. Dazu gehörten E-Scooter, die 25 km/h fahren könnten. Sie gab zu, dass nicht geklärt werden konnte, mit welchem Fahrzeug die Dame auf das Gelände fahren wollte.

“Sollte es ein E-Scooter und keine „motorisierte Gehhilfe“ gewesen sein”, so die Sprecherin, “dann müssen wir um Verständnis dafür bitten, dass wir auch einer Veranstaltung mit rund 20.000 Teilnehmern keine Ausnahmen machen können.”

Maßnahmen für Barrierefreiheit

Sie betonte, dass auf dem Familientag viele Menschen mit Rollstuhlunterstützung vor Ort waren und dass das Organisationsteam sich im Vorfeld Gedanken über die Barrierefreiheit gemacht habe. Es habe Fahrstühle, Rampen, Parkplätze und andere Maßnahmen gegeben, um den Zugang zu erleichtern. Auch Blindenhunde seien erlaubt gewesen, obwohl sonst Hunde verboten seien. Das zeige, dass die Themen Inklusion und Barrierefreiheit mitgedacht und eingeplant worden seien, sagte sie.

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