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Stadt Wörth, Daimler Truck und EnBW wollen Geothermie-Projekt ausloten

11. Juli 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional, Regional, Wirtschaft in der Region

Beispiel: Auffangbecken im Geothermiekraftwerk Insheim.
Foto: Pfalz-Express

Wörth – Daimler Truck, EnBW und die Stadt Wörth haben die Absicht, ein Joint Venture zu gründen, um die geologischen Voraussetzungen für Geothermie im Oberrheingraben zu erkunden.

Das Vorhaben soll sowohl dem Werk Wörth als auch den Bürgern der Stadt zugutekommen. Die Unternehmung ist vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrats, der am 18. Juli in einer öffentlichen Ratssitzung darüber abstimmen wird.

Geothermie ist eine erneuerbare Energiequelle, die die natürliche Wärme aus dem Erdinneren nutzt. Der Oberrheingraben bietet ideale Bedingungen für diese Technologie, da er eine hohe geothermische Leistung aufweist. Die gewonnene Wärme kann sowohl für Heizzwecke als auch zur Stromerzeugung verwendet werden. Die drei Partner bekennen sich klar zum Pariser Klimaschutzabkommen und den damit verbundenen Klimazielen.

Gemeinsames Ziel: Energiewende und Klimaschutz

Die drei Partner verfolgen mit dem Projekt das Ziel, einen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz zu leisten. Die Stadt Wörth hatte sich 2019 das Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu werden.

Daimler Truck will den nachhaltigen Transport zum Erfolg führen und bis 2050 einen CO2-neutralen Transport auf den Straßen erreichen.

EnBW besitzt umfangreiche Erfahrung beim Bau und Betrieb von Geothermieanlagen und will seine Kompetenz bei erneuerbaren Energien weiter ausbauen.

Leuchtturmprojekt der Energiewende

Das geplante Joint Venture wäre durch die Beteiligung des größten Arbeitgebers am Ort, eines Energieversorgers mit umfassendem Know-How bei erneuerbaren Energien sowie einer dynamischen Kommune vor Ort ein Leuchtturmprojekt der Energiewende, eine einzigartige Kooperation von Industrie, Kommune und Energieversorger, heißt es von Seiten der Stadt.

Die geplante Beteiligung sieht vor, dass Daimler Truck und EnBW mit jeweils 45 %, die Stadt Wörth mit 10 % am Joint Venture beteiligt sein sollen. Das Werk Wörth ist das größte Lkw-Werk von Daimler Truck weltweit und beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Werk befindet sich in einem Transformationsprozess hin zu einer grünen Produktion und baut unter anderem die neuen elektrischen Modelle eEconic und eActros.

EnBW bringt Erfahrung bei Geothermie ein

Die EnBW ist einer der größten Energieversorger Deutschlands und betreibt bereits zwei Geothermieanlagen in Soultz-sous-Forêts im Elsass und in Bruchsal in Baden-Württemberg. Diese Anlagen sind seit rund 15 Jahren störungsfrei in Betrieb.

Aufsuchungserlaubnis für das Feld „Bertha“ erteilt

Eine Aufsuchungserlaubnis – d.h. die Erlaubnis in einem bestimmten Gebiet die Möglichkeiten geothermischer Erschließung zu erkunden – wurde vom Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz erteilt. Das Aufsuchungsfeld „Bertha“ ist ca. 77 km2 groß. Es reicht im Osten bis an den Rhein und umfasst im Wesentlichen die Gemarkungen von Jockgrim und der Ortsbezirke Wörth sowie Maximiliansau.

Nächste Schritte: Standortbestimmung und Testbohrungen

Die nächsten geplanten Schritte wären die Standortbestimmung mittels Auswertung geophysikalischer Daten und Voruntersuchungen sowie 3D-Seismik. Ab dem Jahr 2026 könnten nach erfolgten Genehmigungen mit ersten Testbohrungen begonnen werden. Im Falle eines positiven Ergebnisses könnte frühestens ab 2028 mit dem Betrieb einer entsprechenden Anlage gerechnet werden.

Transparente und dialogorientierte Information der Bürgerinnen und Bürger

Alle Partner legen großen Wert auf eine „transparente und dialogorientierte Information“ der Bürger, so die Stadtverwaltung. Entsprechende Bürgerinformationen würden nach Gründung des Joint Ventures stattfinden.

Erste Informationen zu diesem Vorhaben können die Bürger auf der öffentlichen Stadtratssitzung der am 18. Juli 2023 erfahren.

Das Verfahren der Geothermie ist nicht unumstritten. Es hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Ein Nachteil von Geothermie ist, dass sie in erdbebengefährdeten Regionen nicht geeignet ist, da sie durch Bohrungen in den Untergrund das Risiko von seismischen Aktivitäten erhöhen kann. Außerdem erfordert sie hohe Investitionskosten. 

Andererseits gilt Geothermie ist umweltfreundlich, da sie keine fossilen Brennstoffe benötigt und wenig CO₂ und andere Schadstoffe verursacht und langfristig verfügbar ist. (cli)  

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