Sonntag, 19. Mai 2024

Germersheim: Arbeitsgemeinschaft will Haus Kahn retten – Bürgerinitiative soll gegründet werden

14. Juli 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim
Haus Kahn in Germersheim

Haus Kahn in Germersheim.
Foto: Rüdiger Ehrsam

Germersheim – Eine Gruppe von Bürgern aus Germersheim lädt alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung über ihre Ziele ein. Sie nennt sich “AG Haus Kahn und Stop des Umbaus der Kreisverwaltung” und will das historische Gebäude in der Hauptstraße 10 vor dem Abriss bewahren.

Das Haus Kahn gehört zum kulturellen Erbe der Stadt und hat eine besondere Bedeutung für die jüdische Geschichte und das Militärwesen in der Region. Die AG möchte das Haus zu einem Ort der Kunst, Kultur und Erinnerung machen.

Haus Kahn: Ein Stück Geschichte in Gefahr 

Das Haus Kahn wurde im 18. Jahrhundert erbaut und war bis 1938 im Besitz der jüdischen Familie Kahn, die eine bedeutende Rolle in der Stadtgesellschaft spielte. Die Familie war im Handel, im Militär und in der Politik aktiv und pflegte gute Beziehungen zu den christlichen Nachbarn.

Das Haus war ein Treffpunkt für Künstler, Gelehrte und Offiziere. Nach der Reichspogromnacht wurde die Familie vertrieben und das Haus beschlagnahmt. Heute ist es eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse des jüdischen Lebens in Germersheim.

Die AG will die besondere Familiengeschichte aufbereiten, eine museale Nutzung zur Rolle und Erfahrung von Juden im Militär ermöglichen und eine Stätte zur Präsentation von Kunst und Kultur in jeglicher Form schaffen.

„Kreisverwaltung zu groß, zu teuer, zu unflexibel“

Die AG kritisiert auch die geplante Erweiterung der Kreisverwaltung in Germersheim. Sie fordert eine Anpassung der Planung an die heutigen Anforderungen an digitales Arbeiten, Klimaschutz und Flexibilität. Sie schlägt vor, bestehende Baustrukturen zu nutzen, Baumaterialien zu recyceln und die Größe des Gebäudes zu reduzieren. Damit sollen Kosten gespart und zukünftige Generationen entlastet werden.

Pläne der Kreisverwaltung: Mehr Platz für mehr Mitarbeiter 

Die Kreisverwaltung Germersheim plant seit mehreren Jahren eine Erweiterung ihrer Räumlichkeiten, um den gestiegenen Anforderungen an ihre Aufgaben gerecht zu werden. Die Kreisverwaltung besteht aus mehreren Gebäuden, die teilweise sanierungsbedürftig sind oder nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen. Sie möchte daher einen Neubau errichten, der alle Abteilungen unter einem Dach vereint und mehr Platz für mehr Mitarbeiter bietet.

Die Kreisverwaltung argumentiert, dass eine Vergrößerung von Büroräumen notwendig ist, um die Qualität ihrer Dienstleistungen für die Bürger zu sichern. Außerdem ist eine moderne Gestaltung des Gebäudes geplant, das auch Aspekte des Klimaschutzes berücksichtigt.

Konflikt um das Haus Kahn: Ein Kompromiss ist möglich 

Das geplante Bauprojekt der Kreisverwaltung stößt jedoch auf Widerstand bei denjenigen, die sich für den Erhalt des Hauses Kahn einsetzen. Das Haus liegt in unmittelbarer Nähe zum geplanten Neubau und soll dafür abgerissen werden. Es steht nicht unter Denkmalschutz.

Die AG sieht darin einen unverzeihlichen Eingriff in das historische Stadtbild und das kulturelle Erbe von Germersheim und fordert daher, dass das Haus Kahn erhalten bleibt und einer alternativen Nutzung zugeführt wird. Die AG schlägt vor, dass die Kreisverwaltung ihre Planung überdenkt und einen Kompromiss sucht, der sowohl den Bedürfnissen der Verwaltung als auch dem Schutz des Hauses Kahn gerecht wird.

Informationsveranstaltung am 19. Juli 2023 – Bürgerinitiative wird gegründet

Die Informationsveranstaltung findet am Mittwoch, 19.7.23, um 19 Uhr im Haus von Interkultur, Fronte Lamotte, in Germersheim statt. Dort wird auch die Gründung einer Bürgerinitiative angestrebt, der man sich anschließen kann, aber nicht muss.

Die AG besteht aus Rüdiger Ehrsam, Heidi Kokkinis-Brotz, Joachim Reinhard, Heinz Sachs und Gerald Seibel. Sie freuen sich auf einen regen Austausch mit allen Interessierten.

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