Kandel. „Ihr seid hier, weil Ihr engagiert seid. Nicht weil Ihr 60 seid.“ Das sagte SPD-Bundestagskandidat auf der Unterbezirkskonferenz der AG 60plus in der Stadthalle in Kandel.
In der Tat ist bei den Aktiven keine Spur von Seniorenmüdigkeit zu finden. „Wir sind wohl die einzige Arbeitsgemeinschaft, die keine Nachwuchssorgen hat“, scherzte Vorsitzender Alexander von Rettberg zur Eröffnung der Konferenz. Gekommen waren auch der Ehrenvorsitzende der rheinland-pfälzischen SPD, Ex-Ministerpräsident Kurt Beck, Landtagsabgeordneter Wolfgang Schwarz, Uwe Schwind, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Jockgrim und Volker Poß, VG-Bürgermeister Kandel.
Nachdem Klaus Böhm, stellvertretender Vorsitzender der AG 60plus, als Sitzungsleiter gewählt wurde, folgte eine PowerPoint-Präsentation des ebenfalls stellvertretenden Vorsitzenden Wolfgang Thiel, die die Aktivitäten der AG 60plus dokumentierte – von Aktionen im Wahlkampf über Bildungsveranstaltungen hin zu Reisefahrten und gemeinsamen Wanderungen.
Lob und Respekt für sie AG 60 plus
Der nächste Programmpunkt: Grußworte. Volker Poß lobte die Arbeit der AG 60plus auch im Blick auf den demografischen Wandel: „Ich danke euch, dass ihr die Belange der Älteren immer wieder in die Ratsgremien hineintragt.“ Auf kommunalpolitscher Ebene müsse man in Zukunft immer wieder umplanen und an die Bedürfnisse der Senioren denken, so Poß.
Thomas Hitschler musste gleich mehrmals an´s Rednerpult. Auch er erwies der Arbeit der AG60 plus großen Respekt und sicherte zu, die erarbeiteten Punkte in die handlungsfähige Politik zu übertragen. „Die Altersarmut nimmt ebenso zu wie die erschreckende Anzahl von Armut betroffener Kinder. Dies ist nicht Ausdruck eines Generationenkonflikts, sondern eines tiefgreifenden Gerechtigkeitsproblems“, so Hitschler.
Wolfgang Schwarz dankte für die Unterstützung für Theresia Riedmaier im Landratswahlkampf und schwor bereits auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf ein. Von einer „Regierung“ könne man in Berlin nicht mehr reden, sagte Schwarz und kündigte einen themenorientierten Wahlkampf an mit dem Ziel, Schwarz-Gelb abzulösen.
Beck: Solidargemeinschaft muss das Ziel sein
Kurt Beck indes hatte nichts von seiner politischen Präsenz eingebüßt und kam sogleich auf die Hauptthemen der SPD zu sprechen. Wer 45 Jahre schwer gearbeitet habe, dem müsse es doch möglich sein, mit 63 Jahren in Rente zu gehen, sagte Beck. Am Herzen liegt dem ehemaligen Ministerpräsidenten die Solidargemeinschaft – und so verteidigte er vehement den Spitzensteuersatz von 49 %: „Wollen wir eine solidarische Gemeinschaft oder eine, in der Arme immer ärmer und Reiche immer reicher werden, ohne einen angemessenen Beitrag zu leisten?“, rief Beck und betonte die Wichtigkeit, um eine gerechtere Grundausrichtung der Gesellschaft zu ringen. „Wer meint, wenn jeder nur an sich denkt, ist auch an alle gedacht, liegt falsch.“ Deshalb sollten beispielsweise Kita-Plätze weiterhin kostenfrei bleiben, besonders schwere Tätigkeiten wie Pflegeberufe angemessen bezahlt und geachtet werden.
Beck sprach sich – ebenfalls im Hinblick auf eine alternde Gesellschaft – gegen eine übermäßige Besetzung von Arbeitsplätzen durch Bürger anderer Nationen aus. Das könne nicht die Pantentlösung sein: „Wir müssen uns aus eigener Kraft etwas einfallen lassen und planen, damit eine gute Zukunft in Deutschland und Europa für alle Generationen möglich ist, so Beck. Tröstliches folgte zum Schluss: Man solle sich nicht verschrecken lassen durch eine Veränderung der Gesellschaft: „Wir wissen, was auf uns zukommt. Wir können planen und Lösungen finden.“
Der ehemalige Landeschef und Bundestagskandidat Hitschler fasste bei den anschließenden Vorstandswahlen mit an: Beck beteiligte sich bei der Auswertung, Hitschler sammelte die Wahlzettel ein.
Von Rettberg, Böhm und Thiel in ihren Ämtern bestätigt
Für die Mandatsprüfungs- und Zählkommission berichtete Hellmuth Várnay über die Anzahl der anwesenden Wahlberechtigten: 70 Delegierte konnten ihre Stimmen abgeben. Zum Vorsitzenden wiedergewählt wurde Alexander von Rettberg, ebenso wurden Klaus Böhm und Wolfgang Thiel in ihren Ämtern als stellvertretende Vorsitzende bestätigt. Hellmuth Várnay wurde zum neuen Schriftführer gewählt. Als Beisitzer wurden Ute Griesbach, Karin Grimm, Gustav Freye, Robert Baumann, Maria Benz, Inge Spitz, Michael Volz, Paul Meyer, Elke Thiel und Albert Ziegler gewählt.
Resolution zum politischen Umgang mit Fracking
Abgestimmt wurde über einen Antrag, der sich mit dem Thema Frecking beschäftigte. Der Antrag wurde vom ehemaligen Bundestagsmitglied Heinz Schmitt erläutert und begründet.
Die AG 60 plus in der südpfälzischen SPD fordert, sämtliche Risiken der Fördertechnik zu prüfen, das Bergrecht dahingehend zu ändern, dass Kommunen und Bürger vorab informiert und beteiligt werden und eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. (cli)
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