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Unbekannte wollten Quelle verschönern: Bambus an der Hambacher Kühunger-Quelle durfte nicht bleiben

2. April 2016 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional
Bambus: Ein Exotisches Gewächs, das nicht in den Pfälzer Wald passt. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Bambus: Ein Exotisches Gewächs, das nicht in den Pfälzer Wald passt.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Neustadt-Hambach. „An mehreren Stellen im Bereich der Kühunger-Quelle unterhalb der Hohe Loog wurde in den letzten Wochen illegal Bambus ausgepflanzt.“ Dies stellten Klaus Hünerfauth von der Unteren Naturschutzbehörde und Martin Grund vom NABU Neustadt bei einer Ortsbesichtigung am 31. März fest.

Um welche Bambus-Art es sich handelt, konnte noch nicht festgestellt werden. Die exotische Süßgrasart stammt vermutlich aus Gartenbeständen und sollte wohl der optischen Bereicherung des Tümpels und des unterhalb liegenden versumpften Fahrweges dienen.

Zu suchen hätten diese zum Teil hochwüchsigen und ausbreitungsstarken Pflanzen im Hambacher Wald aber nichts, so Grund und Hünerfauth.

Das „Ausbringen gebietsfremder oder invasiver Arten“ in der freien Natur sei nämlich nach § 40 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ohne behördliche Genehmigung verboten.

Wer auch immer die Bambus-Gruppen gepflanzt hat, eine Genehmigung wäre nicht erteilt worden, weil geschützte Biotope und Pflanzenarten gefährdet werden, so Grund und Hünerfauth. Die Pflanzaktion sei somit eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße bis zu 10.000 Euro geahndet werden könne.

Der Hangbereich unterhalb des Quellhorizontes, der auch die Kühunger-Quelle speist, ist der bedeutendste Quellsumpf des Neustadter Stadtwaldes außerhalb der Tallagen und Quellbäche.

Dieser Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG geschützt. Bestandsbildende Pflanzenarten sind Pfeifengras, Flatterbinse, Torfmoose und Faulbaum. Das amtliche Biotopkataster misst dem Quellsumpf an der Kühunger-Quelle regionale Bedeutung zu. Hier kommen drei nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Pflanzenarten vor, nämlich das nach der Roten Liste bestandsgefährdete Gefleckte Knabenkraut, der stark gefährdete Königsfarm und das Sumpf-Torfmoos.

Die Kühunger-Quelle ist die höchstgelegene Quelle im Neustadter Stadtgebiet (526 m ü. NN) und die fünfthöchste im Pfälzerwald. Die flache Neigung der Gesteinsschichten nach Nordwesten, das Austreten einer Wasser stauenden Schicht, die geringe Hangneigung an dieser Stelle, die Hangausrichtung zur Hauptregenrichtung Nordwesten sowie die für Neustadter Verhältnisse relativ niedrigen Durchschnittstemperaturen und vergleichsweise hohen Niederschläge haben zur Ausbildung des Quellsumpfes geführt.

Die immer wieder instandgesetzte Ableitung von Sickerwasser zum Quellauslauf, Austrocknungstendenzen infolge des Klimawandels, Wühlaktivitäten des Schwarzwildes, starke Beschattung und Versauerung durch Nadelbäume und die „touristische Frequentierung“ des Quellumfeldes mit Trittschäden, Nährstoffeintrag und Ausräuberung von Pflanzen beeinträchtigten den Quellbiotop seit Jahren.

Der Bestand der geschützten Pflanzenarten und des gesamten Biotoptyps sei daher gefährdet. „Eine weitere Beeinträchtigung durch eine nicht heimische, womöglich expansive Pflanzenart, kann nicht geduldet werden“, erklären der NABU-Vertreter und der Vertreter der Naturschutzbehörde. Der Bambus wurde deshalb beseitigt.

Letztes Jahr habe die Umweltabteilung der Stadt mit Biotopentwicklungsmaßnahmen im Quellumfeld begonnen, berichten Grund und Hünerfauth.

Wer sich engagieren möchte, könne sich gerne an die Fachabteilung wenden (Klaus Hünerfauth, Tel. 855 290). Eines sei aber klar: Eine umweltrechtliche Zustimmung zur weiteren Ausweitung der touristischen Aktivitäten im Quellumfeld und zu umfassenden Sanierungen der Wasserfassung dürfte es künftig kaum mehr geben. (red/stadt-landau)

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