Donnerstag, 16. Mai 2024

Löwin auf freiem Fuß: Polizei jagt Raubkatze nahe Berlin – „Vier Pfoten“ sieht Sicherheitsmängel bei Haltung von Großkatzen

20. Juli 2023 | Kategorie: Nachrichten

SYMBOLBILD (KI): Pfalz-Express

!Achtung neue Entwicklung! Lesen Sie dazu: Löwenjagd in Berlin entpuppt sich als Wildschwein-Irrtum

Ursprünglicher Artikel: 

Notruf nach Mitternacht

Es war wohl eine schockierende Entdeckung: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bemerkten Anwohner im Richard-Strauss-Weg in  Kleinmachnow südlich von Berlin ein freilaufendes Wildtier. Sie griffen zum Handy und filmten die Szene. Was sie sahen: Eine Löwin streifte durch die Straßen.

Sofort alarmierten sie die Polizei, die gegen Mitternacht den Notruf erhielt. Die Beamten konnten wohl ebenfalls ihren Augen kaum trauen, als sie das Handyvideo sahen. Nach Einschätzung der Polizei handelte es sich tatsächlich um eine echte Löwin. Die Situation war ernst.

Großangelegte Suche

Die Polizei reagierte schnell und entschlossen. Sie leitete umfangreiche Suchmaßnahmen nach der Raubkatze ein und ergriff Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Mehr als 30 Streifenwagen der Polizei Brandenburg waren in der Nacht im Einsatz. Sie wurden von Polizeihubschraubern aus Berlin und Brandenburg sowie von Einsatzkräften der Polizei Berlin unterstützt. Auch ein gepanzertes SEK-Fahrzeug ist unterwegs und sucht die Löwin.

Die Polizei holte auch Tierärzte, Jäger und Veterinäre hinzu, die den Einsatz fachkundig begleiteten. Sie hatten Betäubungsgewehre und Fallen dabei, um die Löwin möglichst unversehrt einzufangen.

Warnung an die Bevölkerung

Die Polizei warnte die Bevölkerung über die Sozialen Medien und Lautsprecherdurchsagen vor der Gefahr. Die Warnung gilt weiterhin. Die Regionalleitstelle informierte die Anwohner in dem betreffenden Gebiet mit Hilfe von Warn-Apps. Die Menschen wurden aufgefordert, vorsichtig zu sein möglichst zuhause bleiben. Bei Sichtung des Tieres sollten sie Schutz suchen und die Polizei über den Notruf 110 informieren.

Der Schwerpunkt der Suche liegt gegenwärtig im Bereich Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf.

Rätsel um die Herkunft

Die Frage, woher die Löwin kommt, ist noch ungeklärt. Die Polizei nahm in der Nacht Ermittlungen zur Herkunft des Wildtieres auf. Sie überprüfte alle Tierhaltungseinrichtungen in der Umgebung, wie Tierparks, Zoos, Tierschutzeinrichtungen oder Zirkusse. Doch niemand vermisste eine Löwin.

Weiterer Einsatzverlauf

Die Polizei ist weiterhin mit einem sehr großen Kräfteaufgebot vor Ort. Neben  Kollegen der Polizeidirektion West sind zusätzlich Kräfte der Bereitschaftspolizei zum Schutz der Bevölkerung vor Ort im Einsatz.

„Vier Pfoten“ sieht Sicherheitsmängel bei Haltung von Großkatzen

Nach dem Auftauchen der  Löwin an der Grenze zu Berlin fordert die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ strengere Vorschriften für die Haltung von Wildtieren.

„In Deutschland ist es nicht verboten, privat Wildtiere zu halten, die meisten Behörden haben darüber aber keinen Überblick“, sagte der Experte der Organisation für Wildtiere, Florian Eiserlo, der „Rheinischen Post“. „Wir brauchen schärfere und bundesweit einheitliche Regeln“, fügte er hinzu.

Zucht und Haltung seien in Deutschland erlaubt, auch liege die Bundesrepublik europaweit an der Spitze, was den Handel mit Großkatzen angehe. Er wisse, so Eiserlo, dass es mindestens 15 solcher Tiere in Privathaltung gebe, „dazu kommen Pumas und Gepards“.

Zudem seien über 130 Löwen und Tiger in Zirkussen unterwegs. In Zoos seien die Sicherheitsvorkehrungen überwiegend so stark, dass ein Entlaufen schwierig sei, ergänzte Eiserlo. Aber gerade für Zirkusse und Privatleute seien die Auflagen zu gering.

Auch der illegale Handel mit den Tieren floriere. Wer einmal auf ein solches Tier treffe, dürfe nicht in Panik geraten, sagte Eiserlo: „Stehenbleiben, ruhig verhalten, sich unbedingt in einen Sicherheitsbereich wie Auto oder Gebäude begeben, auch wenn das Tier mit der Hand groß gezogen worden ist – der Jagdtrieb ist drin“, so der Experte.

(red/dts Nachrichtenagentur) 

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