„Giga“-Projekt: Hördter Rheinaue wird für Hochwasserschutz umgemodelt

26. Juli 2015 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Politik regional, Regional

Wollen alle mit ins Boot nehmen: Landrat Dr. Fritz Brechtel, der Präsident der SGD-Süd, Hans-Jürgen Seimetz, Hördter Bürgermeister Max Frey und Rülzheimer Verbandsbürgermeister und Leimersheimer Ortsbürgermeister Matthias Schardt. (v.li.)
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Hördt – Die Planung und der Bau des Reserveraums für Extremhochwasser geht weiter.

Bei einer Pressekonferenz informierten Landrat Dr. Fritz Brechtel und der Präsident der SGD-Süd, Dr. Hans-Jürgen Seimetz, über die weitere Vorgehensweise. Verbandsgemeindebürgermeister Matthias Schardt (CDU) und der Hördter Ortsbürgermeister Max Frey vertraten dabei die Interessen ihrer Gemeinden.

Man müsse jetzt noch einen oben drauf setzen und für mögliche Katastrophenhochwasser eine optimale Sicherheit herzustellen, sagte Seimetz, denn es gebe heutzutage deutlich mehr Starkregenereignisse als früher. Diese seinem eindeutig dem Klimawandel zuzuordnen.

Die Maßnahmen zum Hochwasserschutz sind ein Großprojekt – das umfangreichste in Rheinland-Pfalz bisher.

Dementsprechend müssen die betroffenen Gemeinden berücksichtigt werden. Auch Forst, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Tourismus, Naturschutz, Verkehr und Grundstückseigentümer sollen ins Boot geholt werden – für alle soll ein umfangreiches öffentliches Beteiligungsverfahren im Herbst starten.

Mit Arbeitskreisen und Ausschüssen auf verschiedenen Ebenen solle der Beteiligungsprozess kein reiner Informationsprozess sein, betonten Seimetz und Brechtel, sondern es dürften auch Vorschläge und Forderungen eingebracht werden. Auf diese Weise erhofft man sich durch eine höhere Akzeptanz einen Konsens, um nicht „vor Gerichten drüber streiten zu müssen.“

Es gebe keine Lösung, bei der „alle Hurra schreien“, aber man müsse schauen, was unvermeidbar und was verkraftbar sei, sagte Seimetz.

Ausgerichtet ist die Maßnahme für ein 200-jähriges Hochwasser. Wenn alles klappt, sollen bis 2018 die Planfeststellungsunterlagen eingereicht werden. Seimetz rechnet mit einer Bearbeitungsdauer von etwa einem Jahr – „sofern keine Klagen kommen“. Frühstmöglicher Baubeginn wäre dann in der zweiten Jahreshälfte 2019, die Bauzeit wird geschätzte fünf bis sieben Jahre betragen.

Ein spezieller Arbeitskreis soll darauf achten, der Raum so ausgestaltet wird, dass er bewirtschaftet werden kann, andererseits aber auf ökologische Flutungen vorbereitet ist.

Richtiger Hochwasserschutz funktioniere jedoch nur, wenn alle Gemeinden entlang des Rheins ihrer Verpflichtung nachkämen und ihren Beitrag zur Solidargemeinschaft leisteten, sagte Brechtel, der sich eine missbilligende Bemerkung zur Gemeinde Altrip nicht verkneifen konnte.

Dort habe man aus eigennützigen Gründen versucht, aus der Solidargemeinschaft auszuscheren.

Die Hördter Aue alleine könne noch keinen kompletten Schutz leisten: „Erst wen alle Voraussetzungen erfüllt sind.“ Dankbar sei er, „dass alle bereit sind, die Maßnahmen auf ihren Gemarkungen zu realisieren.“

Radweg Hördt-Bellheim als Ausgleich

Das fällt insbesondere Max Frey wohl nicht so leicht. Die Maßnahme werde Hördt als meist betroffene Gemeinde wesentlich verändern. Die Gemeinde wolle aber solidarisch wirken, insofern bestehe die grundsätzliche Bereitschaft, das „Giga-Projekt“ mitzutragen.

Als kleinen Ausgleich mahnte Frey an Seimetz´Adresse an, endlich den lange geforderten Radweg von Hördt nach Bellheim in Angriff zu nehmen. Auch das alte Forsthaus solle in ein Bürgerzentrum umgebaut werden.

Seimetz versicherte, der SGD „ist dran am Radweg, er ist nicht in der Schublade versunken.“

Weiter steht auf Freys Wunschliste an den SDG Süd: „Keine Ausgleichsflächen in der Gemarkung Hördt. Die ökologischen Flutungen sollen bitte zurückhaltend gemacht, die Entschädigungen der Grundstückseigentümer vorab geklärt werden.“

Schardt: „VG Rülzheim stellt sich der Verantwortung“

Auch Matthias Schardt sprach nochmals einen fairen Lastenausgleich an. Die Deicherhöhung sei zwischenzeitlich nahezu abgeschlossen, die VG Rülzheim stelle sich der gemeinsamen Verantwortung zum Hochwasserschutz.

„Es ist kein Polder, der da enststeht“, betonte Schardt, „sondern ein Reserveraum für Extremhochwasser. Damit gehen wir über die Verpflichtung des Landes hinaus.“

Die Zuwege mit LKW-Verkehr zum Bauvorhaben dürfe keinesfalls durch die Ortslagen erfolgen. Denkbar sei möglicherweise ein direkter Anschluss an die B 9. Auch mit dieser Frage beschäftigt sich ein Arbeitskreis.

Als weitere Punkte, die es zu lösen gebe, nannte Schardt den Tourismus („viele Tagestouristen mit Rad“) und die Schnakenbekämpfung. Ein Pumpwerk soll bei den ökologischen Flutungen dafür sorgen, dass der Reserveraum wieder ausreichend entwässert wird.

Natürlich wünscht sich auch Schardt Vorteile für die Kommunen mit akzeptanzverbessernden Maßnahmen als Ausgleich für die Bürde des „Jahrhundertprojekts“, die Hördt, Kuhardt und Leimersheim im Zuge der Maßnahme zu tragen haben. (cli)

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