Freitag, 26. April 2024

Zensur: Wie Länder den Internetzugang durch die IP blocken

2. November 2020 | Kategorie: Allgemein, Anzeige, Computer & Internet, Ratgeber

Das Internet ist längst nicht so frei wie es erscheinen mag. Seit Jahrzehnten veranlassen Regierungen und Unternehmen, bestimmte Seiten und Inhalte sperren zu lassen.

Auch Deutschland ist von dieser Praxis nicht ausgenommen. Brisante Inhalte sollen nicht über das Internet verbreitet oder aufgerufen werden können. Dabei greifen die Zensurgruppen auf mehrere Methoden zurück, um die Sperrungen durchzusetzen. Eine weitverbreitete Art ist die Ländersperrung durch Geoblocking.

Was hat es mit Geoblocking auf sich? Mit dieser Sperrmethode werden gewissermaßen Landesgrenzen im Internet eingeführt; bestimmte Inhalte sind nicht für alle Internetnutzer aufrufbar. Wenn der Server der aufgerufenen Seite erkennt, dass die individuelle IP-Adresse des Nutzers aus einem gesperrten Land kommt, verweigert er den Seitenzugriff.

Welche Inhalte sind von der Zensur betroffen?

Innerhalb der Europäischen Union dürfen Nutzer gemäß der Geoblocking-Verordnung nicht aufgrund ihres Wohnortes oder ihrer Staatsangehörigkeit diskriminiert werden. Es gibt allerdings Ausnahmen, die u. a. Streaming-Dienste und das Online-Glücksspiel betreffen.

Einfallsreiche User spielen beispielsweise in einem Casino ohne Limit oder nutzen eine Software, um die Sperren zu umgehen.
Auch für Finanz- und Verkehrsdienstleistungen, in der Leiharbeit und bei Notaren gibt es Beschränkungen.

Die erwähnten Streaming-Dienste werden in der Öffentlichkeit jedoch besonders mit dem Thema Geoblocking in Verbindung gebracht. So gab es jahrelange Streitigkeiten zwischen der Autorengesellschaft GEMA und dem Videoportal YouTube, die erst im Jahr 2016 mit einem Vertrag beigelegt werden konnten.

Zuvor sahen Personen mit einer deutschen IP-Adresse, die auf YouTube ein Musikvideo von einem der GEMA beigetretenen Künstler oder Rechteinhaber anschauen wollten, einen schwarzen Bildschirm mit einer Meldung, dass das Video nicht verfügbar sei. YouTube-User in anderen Ländern konnten die in Deutschland gesperrten Videos jedoch ansehen.

Andere Streaming-Dienste stehen nach wie vor im Fokus, wenn es um Geoblocking geht. Grund für die Blockaden sind ebenfalls Lizenzrechte. Netflix-Kunden mit einem deutschen Konto können nur Veröffentlichungen sehen, für die Netflix eine deutsche Lizenz erworben hat.

Amerikanische Serien, die auf Netflix USA laufen, für die Netflix in Deutschland jedoch keine Lizenz besitzt, sind für Nutzer in Deutschland nicht verfügbar.

Ähnliches gilt für die Streaming-Portale Disney+, Hulu und Amazon Prime. Mediatheken deutscher Fernsehsender sind größtenteils ebenfalls nicht erreichbar, wenn sie vom Ausland aus aufgerufen werden.

Umgehung der Sperren

Die Geosperrungen können mit technischen Hilfsmitteln umgangen werden. Hauptsächlich kommen dabei die folgenden drei Software-Lösungen zum Einsatz:
Proxy: Ein Proxy verbirgt die IP-Adresse des Nutzers und kann eine Geoblockade umgehen. Der Nutzer kann somit die Webseiteninhalte in einem ansonsten gesperrten Land aufrufen.

Bei der Verbindung mit einem Proxy-Server werden die übertragenen Daten über einen sogenannten Proxy-Server umgeleitet. Im Endeffekt erscheint es, als wenn die Daten von diesem erlaubten Proxy-Server kommen anstatt von der gesperrten IP-Adresse des Nutzers. Ein Proxy-Dienst arbeitet nicht mit Verschlüsselung, weshalb die übertragenen Daten nicht gesichert sind.

VPN: Mit einem Virtual Private Network (VPN) wird eine Art Tunnel zwischen dem Computer des Nutzers und dem Zielserver erstellt. Im Gegensatz zu Proxy-Servern arbeiten VPN-Dienste mit einer Verschlüsselung, was für eine stark erhöhte Sicherheit sorgt.

Ein VPN ermöglicht es den Nutzern, sich virtuell mit einem Server in einem anderen Land zu verbinden und damit Geosperren zu umgehen. Darüber hinaus können die besuchten Seiten nicht nachverfolgt werden. Falls ein Proxy-Dienst nicht ausreicht, um ein Geoblocking aufzuheben, ist ein VPN in der Regel erfolgreich.

SmartDNS: Eine dritte Möglichkeit bieten SmartDNS-Dienste. Mit einer solchen Software werden die Domainnamen auf eine solche Weise in eine IP-Adresse umgewandelt, dass sie von einem vom Zielserver erlaubten Land stammen.

Anders als bei VPN-Diensten wird bei SmartDNS nur ein Teil der Daten umgeleitet, sodass die Geschwindigkeiten normalerweise schneller sind. Wie bei herkömmlichen Proxys werden über SmartDNS-Dienste übertragene Daten nicht verschlüsselt, was ein Sicherheitsrisiko darstellen kann.

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen