Montag, 29. April 2024

Organspende im Fokus: Gesundheitsminister Hoch informiert sich in Asklepios Klinik Kandel

16. August 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional, Top-Artikel

Gesundheitsminister Clemens Hoch (v. vo, Mitte) diskutierte in Kandel mit Fachleuten über Organspende.
Foto: Pfalz-Express/Licht

Kandel – Organspende kann das Leben schwerstkranker Menschen retten. Doch in Deutschland gibt es immer noch zu wenige Menschen, die sich bereit erklären, nach ihrem Tod ihre Organe zu spenden. Um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen, besuchte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) am Dienstag (15. August 2023) die Asklepios Südpfalzklinik Kandel, die sich durch ein besonderes Engagement für die Organspende auszeichnet.

Die Asklepios Klinik in Kandel ist eine von zwei Kliniken im Landkreis Germersheim, die zur Asklepios Kliniken-Gruppe gehören. Die andere befindet sich in Germersheim. In der Klinik stehen 178 Betten zur Verfügung; sie bietet eine Grund- und Regelversorgung für die Bevölkerung an.

Trotz ihrer geringen Größe hat die Klinik in den letzten Jahren mehrere Organspenden ermöglicht. Zu verdanken ist das in der Hauptsache der Arbeit der zwei Transplantationsbeauftragten Dr. med. Volker Moog (Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin) und Oberärztin Dr. med. Verena Memmer, die sich um die Aufklärung, Betreuung und Organisation kümmern. Im Jahr 2022 haben in drei von vier Fällen die Angehörigen einer Organspende zugestimmt.

Diskussionsrunde über Bedeutung und Herausforderungen der Organspende

Frank Lambert (li.), Clemens Hoch (re.).
Foto: Pfalz-Express/Licht

Gesundheitsminister Hoch wurde von Frank Lambert, dem Geschäftsführer der Asklepios Südpfalzkliniken, begrüßt und über die aktuelle Situation und die Herausforderungen der Klinik informiert.

Anschließend gab es eine Diskussionsrunde, an der Hoch, die beiden Transplantationsbeauftragten, der Präsident der Ärztekammer Rheinland-Pfalz, Dr. med. Günther Matheis, und weitere Fachleute teilnahmen.

Die Transplantationsbeauftragten: Schlüsselfiguren der Organspende

Transplantationsbeauftragte sind Ärzte, die in der Anästhesie und Intensivmedizin tätig sind und sich um die Identifizierung, Betreuung und Organisation von potenziellen Organspendern kümmern. Sie sind auch Ansprechpartner für die Angehörigen der Spender und für die Koordination mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) zuständig.

Die DSO ist die bundesweite Koordinierungsstelle für Organspende, die alle Abläufe in der Akutsituation Organspende begleitet und entlastet. Sie ist zuständig für die Vermittlung von Spenderorganen an die Empfänger, die Organisation des Transports der Organe und die Qualitätssicherung der Organspende. Die DSO arbeitet eng mit den Krankenhäusern, den Transplantationszentren, den Eurotransplant-Stiftungen und den zuständigen Behörden zusammen.

Die Diskussionsrunde drehte sich um die Bedeutung und die Herausforderungen der Organspende in Deutschland, insbesondere in kleinen Kliniken wie der in Kandel. Dabei wurden auch die rechtlichen und ethischen Aspekte der Organspende sowie die Rolle des neuen Gesetzes zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende erörtert.

Foto: Pfalz-Express/Licht

Gesundheitsminister Clemens Hoch lobte das Engagement der Klinik und ihrer Mitarbeiter für die Organspende. Er betonte, wie wichtig es sei, dass sich mehr Menschen mit dem Thema auseinandersetzen und eine persönliche Entscheidung treffen.

Kleine Krankenhäuser kennen Patienten besser

Ein besonderer Aspekt, der bei der Diskussionsrunde zur Sprache kam, war die Rolle der kleinen Krankenhäuser bei der Organspende. Volker Moog, wie bereits erwähnt einer der Transplantationsbeauftragten der Asklepios Südpfalzklinik Kandel, verglich das Vorgehen seiner Klinik mit dem der großen Krankenhäuser mit Maximalversorgung. Er erklärte, dass in kleineren Häusern die Patienten besser bekannt seien, weil sie oft schon vorher länger betreut worden seien. Dadurch würden potenzielle Organspender nicht durchs Raster fallen. 

Dr. Volker Moog (li.) erläutert das Vorgehen.
Foto: Pfalz-Express/Licht

Seine Kollegin Verena Memmer ergänzte, dass die meisten Menschen keinen Organspendeausweis hätten und dass die Entscheidung für eine Organspende meist erst im Gespräch mit den Angehörigen falle. Sie erklärte, dass man die Angehörigen sensibel und einfühlsam über die Möglichkeit einer Organspende informiere und berate. Es sei eine schwierige und emotionale Situation, aber auch eine Chance, anderen Menschen zu helfen.

Hoch „Fan der Widerspruchslösung“ 

Gesundheitsminister Hoch interessierte sich für die Details des Ablaufs einer Organspende im Kandeler Klinikum. Er selbst sei ein „Fan der Widerspruchslösung“, bei der jeder Mensch automatisch als Organspender gilt, solange er nicht zu Lebzeiten widersprochen hat oder die Angehörigen einen Widerspruch vorbringen. Hoch und viele Experten sind sich sicher, dass diese Lösung die Zahl der Organspender erhöhen und die Entscheidung erleichtern würde.

Bedauerlich: Keine Mehrheit im Bundestag

Dr. Günther Matheis.
Foto: Pfalz-Express/Licht

RLP-Ärztekammer-Präsident Matheis bedauerte, dass die Widerspruchslösung bislang keine Mehrheit im Bundestag gefunden habe. Die Entscheidungslösung gelte es selbstverständlich zu respektieren. Matheis kritisierte aber, dass sie zu wenig bewirke. Er forderte mehr Anstrengungen von Politik und Gesellschaft, um die Organspende-Bereitschaft zu fördern und zu unterstützen.

Diffuse Ängste

Schließlich erläuterte Volker Moog, wie die Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (Hirntod) erfolgt, die die Voraussetzung für eine Organspende ist. Er erklärte, dass er und sein Team selbst die Erstuntersuchung durchführen würden, um den Hirntod zu diagnostizieren. Dies sei eine sehr verantwortungsvolle und sorgfältige Aufgabe, die nach sehr strengen medizinischen Kriterien erfolge.

Moog betonte, es werde alles, wirklich alles getan, um den Patienten zu retten. Er sprach damit auch diffuse Ängste an, die in der Bevölkerung weit verbreitet sind. Auch Minister Hoch ging darauf ein, identifizierte die Angst, „zu früh“ oder fälschlicherweise als tot erklärt zu werden, als ein großes Hindernis für eine höhere Bereitschaft, Organe zu spenden. Diesbezüglich bedarf es offenbar einer viel intensiveren und vor allen Dingen verständlicheren Aufklärung.

Digitale Fortschritte in der ZNA

Nach dem Gespräch mit den Fachleuten der Klinik besichtigte die Runde die Zentrale Notaufnahme (ZNA) und die Intensivstation. 

In der ZNA zeigte Oberarzt Daniel Schäfer ein digitales Board, das an der Wand hängt. Auf dem Board kann man anonymisiert die ersten Diagnosen (übermittelt z. B. vom Notarzt) über den Zustand des Patienten sehen, der in Kürze eingeliefert wird. Somit kann man sich noch besser und schneller vorbereiten – wertvolle Minuten, die einem Patienten unter Umständen das Leben retten können. 

Foto: Pfalz-Express/Licht

Die ZNA spielt eine wichtige Rolle bei der Identifizierung und Betreuung von potenziellen Organspendern. Wenn ein Patient mit einem lebensbedrohlichen Zustand in die ZNA eingeliefert wird, wird er zunächst einer Erstversorgung unterzogen. Dabei werden sein Bewusstseinszustand, seine Vitalfunktionen und seine Verletzungen beurteilt.

Der Patient wird danach auf die Intensivstation verlegt, wo weitere Behandlungen durchgeführt werden. Stirbt der Patient trotz aller Bemühungen dennoch, müssen zahlreiche weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um den Hirntod festzustellen. Der Hirntod ist und bleibt die Voraussetzung für eine Organspende nach dem Tod. (cli)

Foto Pfalz-Express/Licht

 

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