Sonntag, 19. Mai 2024

Notfallmedizin hautnah in Kandel: Hundert Retter und ein Hubschrauber [mit Video]

26. September 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim

Foto: Geißert/Hemmer

Kandel – Wasser, Scheibenreiniger, Lebensmittelfarbe, ein Teelöffel Xanthan, ab in den Mixer damit, fertig. Appetitlich sieht es nicht aus, soll es auch nicht. Es soll Erbrochenes simulieren, und zwar in großer Menge.

Doch wofür? Samstagmorgen 23. September 2023, 8 Uhr auf dem großen Freigelände hinter dem Feuerwehrhaus Kandel. Sonne, angenehm kühles Wetter. Das ist gut, denn an diesem Tag kamen 100 Menschen ordentlich ins Schwitzen.

Sie waren Teilnehmer an einer der größten Fortbildungen, die die Station Karlsruhe der DRF Luftrettung zusammen mit dem DRK Rettungsdienst Südpfalz und der Feuerwehr Kandel bislang durchgeführt hat.

Zielgruppe waren die Notfallsanitäter-Azubis aller Jahrgänge und die mit ihnen zusammenarbeitenden Notärzte. Sie übten an verschiedenen Stationen neue Techniken in möglichst komplexen Szenarien. Dabei lag der Fokus vor allem auf der Realitätsnähe – und dafür haben die Organisatoren alles aufgefahren, was möglich war.

Foto Geißert/Hemmer

Ultraschall am Unfallort

Eine der Stationen widmete sich dem Einsatz von Ultraschall in der Notfallmedizin. An einem realistischen Modell eines Unfallopfers lernten die Teilnehmer, wie sie mit einem Ultraschallgerät Gefäßpunktionen durchführen, innere Blutungen aufspüren und lebensrettende Erstmaßnahmen einleiten können. Diese können dazu beitragen, den Zustand der Patienten zu stabilisieren und das Risiko kritischer Situationen während des Transports zu minimieren.

Intubation bei Erbrechen

Eine andere Station beschäftigte sich mit dem Problem der Intubation bei Erbrechen. Dabei handelt es sich um eine Situation, in der große Mengen Erbrochenes in den Atemwegen die Beatmung des Patienten erschweren oder verhindern.

Foto Geißert/Hemmer

Um diese Situation zu simulieren, wurde das eingangs beschrieben Gemisch verwendet, das Erbrochenes simulieren sollte. Die Teilnehmer übten die SALAD-Technik („Suction-Assisted Laryngoscopy and Airway Decontamination“, Saugunterstützte Laryngoskopie und Atemwegsdekontamination), die auch bei stetig nachlaufendem Sekret die Atemwege freihalten soll.

Rettung aus dem Wasser

Ein weiteres Szenario stellte die Rettung eines unterkühlten Kindes aus einem unzugänglichen Wasser-Rückhaltebecken dar. Dabei waren nicht nur die medizinischen Aspekte eine Herausforderung, sondern auch die Koordination der verschiedenen Einsatzkräfte.

Die Feuerwehr Wörth kam mit ihrer Drehleiter zum Einsatz, um das Kind aus dem Wasser zu bergen. Die Notfallsanitäter und Notärzte mussten sich mit Fragen wie der Anpassung der Medikamentengabe an die Unterkühlung, dem geringeren Körpergewicht und der Größe des Kindes sowie den Prioritäten bei Rettung aus dem Wasser und Reanimation auseinandersetzen. Das Szenario wurde von einem Kinderarzt einer Karlsruher Klinik begleitet und intensiv nachbereitet.

Reanimation mit wenig Material

Das letzte Szenario war für die Jahrgänge 1 und 2 der Notfallsanitäter-Azubis gedacht. Sie mussten eine Reanimation durchführen, ohne über viel notfallmedizinisches Equipment zu verfügen. Sie stellten die Besatzung eines Krankentransports dar, die als erste bei einem Notfall eintraf. Sie mussten improvisieren und sich auf das Wesentliche konzentrieren, bis die besser ausgestattete Rettungswagen-Besatzung eintraf.

Geißert/Hemmer

Was hat der Tag gebracht? Manchen vielleicht an seine Grenzen, die Beteiligten näher zusammen, die Notfallmedizin im Raum Südpfalz und Karlsruhe einen guten Schritt nach vorne, und allen Teilnehmern sicherlich viel Freude, neue Erkenntnisse und spannende Erlebnisse. Er hat sich gelohnt, so das Fazit aller Beteiligten. 

Video: Marco Hemmer

 

Foto: Geißert/Hemmer

 

Foto: Geißert/Hemmer

 

Foto: Geißert/Hemmer

 

Foto: Geißert/Hemmer

 

Foto: Geißert/Hemmer

 

Foto: Geißert/Hemmer

 

Foto: Geißert/Hemmer

 

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen