Montag, 20. Mai 2024

Kandel: Fragen an Stadtbürgermeister-Kandidat Michael Gaudier

9. Mai 2024 | Kategorie: Kommunalwahl 2024, Kreis Germersheim, Politik regional

Michael Gaudier
Foto: v. privat

Kandel – In Kandel wird bei den Kommunalwahlen auch der Stadtbürgermeister neu gewählt. 

Zur Wahl stehen Michael Gaudier (CDU) und Ludwig Pfanger (FWG). Der Pfalz-Express hat beiden Kandidaten dieselben Fragen gestellt. Hier sind die Antworten von Michael Gaudier. 

PEX: Warum möchten Sie Bürgermeister werden, was bewegt Sie zur Kandidatur?

Ich bin bereit mich der Verantwortung zu stellen und deshalb kandidiere ich als Bürgermeister meiner Stadt Kandel. Kandel ist es wert und hat es verdient, zuverlässig in die Zukunft geführt zu werden.

Meine langjährige Berufserfahrung als mittelständischer Unternehmer in der Region, meine bisherige ehrenamtliche Tätigkeit als Stadtrat und als Beigeordneter Kandels, mit dem Aufgabengebiet Bauen, Landwirtschaft und Forsten, Infrastruktur, mein Engagement als Mitglied der MIT (Mittelstandvereinigung) zeigen auch, dass ich mich gerne für eine „Sache“ einbringe.

Beschreiben Sie einem Fremden Ihre Stadt mit maximal 2 Sätzen.

Kandel, wie wir es alle kennen. und seine Bürger machen diese Stadt lebens- u. liebenswert. Kommen Sie mit, ich beweise es Ihnen!

 Wenn ich als Bürgermeister gewählt werde, werde ich als erstes…

 Auch diese Antwort kann ich kurz halten:  Als erstes werde ich meiner Familie und meinen Unterstützern danken und die Gelegenheit zum Feiern nutzen. Danach mache ich weiter wie gewohnt, wie bisher auch. Ich habe nicht vor mich dann zu ändern. (Schmunzelnd: Ich überlasse es Ihren Lesern das als Versprechen oder Drohung zu werten).

Stichwort wohnen: Was wollen Sie gegen den Wohnraummangel tun, um bezahlbares Wohnen in Kandel wieder möglich zu machen?

Wohnraummangel ist ein  seit langem bekanntes Problem in Kandel. Viel zu lange Planungsprozesse, sowohl im Bestand und auch für Neubaugebiete, haben diese ungünstige Lage verursacht. Auch die falsche Reihenfolge der zur Verfügung stehenden ausgewiesenen Flächen für die Baugebiete „K2“ (nördlich „Höhenweg“)und „K7“ (nördl. Burgenring) sehe ich als Ursache für den Mangel an Wohnraum insgesamt.

Bedarfsgerechter wäre eine Umsetzung des Baugebiets „K7“ gewesen. Hier wären und sind zukünftig die bedarfsgerechten Wohnformen auch umsetzbar. Größere Wohneinheiten, altersgerechten Wohn- und Lebensformen für alle Generationen müssen umgehend geschaffen werden. Wir als Stadt Kandel müssen für eine Stadtentwicklung sorgen, die dies berücksichtigt. Bebauungspläne müssen zukunftsfähig und trotzdem einfach in der Umsetzung sein. Dies dient dazu, das Bauen zu ermöglichen und nicht unnötig zu erschweren.

Bürokratische Bauvorschriften sind ein erhebliche Kostenfaktor von weit mehr als 20 Prozent der gesamten Kosten beim Kauf eines Grundstück bis hin zum fertigen Errichten!

Die gesamte Infrastruktur stellen wir als Stadt. Mein Schwerpunkt liegt auf einer Versorgung Kandels mit Wärme- und Energiekonzepten, die ideologiefrei und bestmöglich den örtlichen Gegebenheiten entsprechen.

Hier habe ich bereits Gespräche mit mehreren Anbietern geführt die zu einer Zusammenarbeit zur Verfügung stehen. Thematisiert wurden dabei schon grüner Wasserstoff aus der Region selbst und auch die Nutzung von Agro-Thermie.

Ich bin zufrieden mit den Anträgen der CDU zur Nachverdichtung in den bestehenden Wohn-gebieten und zur Planung des Baugebietes „K7“. Alle Maßnahmen sind ganzheitlich zu betrachten.  Gewerbeflächen ausweisen, sichern und widmen gehören ebenfalls dazu. Arbeitsplätze in allen Bereichen können nur erhalten bleiben oder geschaffen werden, wenn ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht.

Um einem möglichen Verdacht gleich entschieden entgegen zu treten: Ich mache das alles nicht, um Vorteile für meinen Familienbetrieb, der Gaudier-Gruppe, zu bekommen. Unsere Umsätze mit der Stadt Kandel sind gering und untergeordnet. Baumaßnahmen werden zwingend ausgeschrieben und unterliegen strengen Vergabevorschriften. Trifft man uns auf Baustellen an, waren wir der günstigste Bieter. Gegenteilig profitiert die Stadt eher an meiner Kompetenz im Baubereich.

Der Unterhalt der städtischen Gebäude ist derzeit eine große Herausforderung. Durch Schäden und die Haushaltslage bedarf es eines erheblichen Aufwands, die Räume für unsere Einrichtungen der Stadt und die Vereine weiter  zur Verfügung stellen zu können.

Stichwort Finanzen: Wie wollen Sie die Stadt wieder finanziell voranbringen?

Die Haushaltslage ist von mir in den letzten Sitzungen der Stadt bereits umfassend beschrieben worden. Sondersitzung, Haushaltsberatungen 2023 und 2024 machten die Situation deutlich. Vorgaben der Landesregierung sind 2023 und wiederholt  als „zwingend“ erklärt worden.

Mein „Brandbrief“, letzte Woche öffentlich und persönlich überreicht an unsere Ministerpräsidentin Frau Dreyer sehe ich als Protest, um auf unsere Lage aufmerksam zu machen. Ein Entgegenkommen erwarte ich jedoch nicht. Also aktuelle sehe ich da keine kurzfristige Lösung.

Unsere Finanzen sind geprägt von einem hohen Kapitaldienst aus den Schulden der letzten Jahrzehnte. Trotz stabiler und guter Einnahmen ist die Ausgabenseite belastend. Wir haben Pflichtaufgaben zu erfüllen, müssen Umlagen an Verbandsgemeinde und Kreis bezahlen. Unser buchhalterisch ausgewiesenes Eigenkapital schmilzt dahin.

Von einem Euro Einnahme geben wir somit ca. 0,8 Euro an Umlagen ab. An Ausgaben haben wir aber 0,3 Euro als Verpflichtung. Das kann nicht gut gehen! Somit haben wir ein Strukturproblem beim kommunalen Finanzausgleich (KFA)des Landes! Wir sind da nicht alleine, zwei Drittel der Kommunen in Rheinland-Pfalz haben das gleiche Problem. Das sage ich nicht beruhigend, das ist für mich alarmierend.

Lösungen müssen her, getragen von allen Verantwortlichen Stadträten. 

Einsparungen sehe ich kaum noch, das „Tafelsilber“ (Gebäude) wurde gerade geopfert. Gesellschaftliche Errungenschaften (Schülerhort, Bücherei, Jugendzentrum, Kultur, Feste, Märkte und viele weitere Bereiche) dürfen nicht aufgegeben werden. Kitas sind teuer, aber das Fundament unserer Gesellschaft, ich bin stolz über das Angebot und ich bin mir über den  Standortvorteil für Kandel bewusst. Die Betreuung sichert wichtige Arbeitsplätze und dient dem Wohle der jungen Familien.

Der Weg kann mittelfristig nur über stabile und höhere Einnahmen führen. Ausdrücklich will ich nicht wie von der Regierung vorgeschlagen extrem in die Taschen der Bürger greifen. Moderate Erhöhungen werden unumgänglich sein, das gehört zur Wahrheit.

Vielmehr müssen Einnahmen durch betriebswirtschaftlich sinnvolle Vorhaben generiert werden. In meiner Antwort zum „Wohnen“ habe ich bereits auf meine Lösung hingewiesen.

Bei der Erschließung eines Baugebiets ergeben sich vermarktbare Flächen für die Stadt Kandel. Mehr Einwohner erhöhen die Zuweisungen an der Einkommenssteuer und erhöhen die Kaufkraft. Die erhöhte Kaufkraft kommt somit auch Einzelhandel, Gastronomie, Handwerk, Dienstleistungen, usw. zu Gute.

Weitere Einnahmequellen:

Eine Wohnbaugesellschaft zur Abwicklung der Erschließung und Schaffung von Wohnraum ist für mich die Zukunft. Rechtsform  und Zweck der Gesellschaft sind zu beraten um die Machbarkeit auf den Weg zu bringen. Vorgespräche habe ich bereits geführt.

Ideal wäre eine Lärmschutzmaßnahme entlang der A 65, die auch großen Teilen der Bevölkerung dienen würde. Ebenfalls von der o.g. Gesellschaft  abgewickelt! Ein Lärmschutzwall auf der Länge von Kandel-Süd bis Minderslachen ermöglicht Einnahmen in 7-stelliger Höhe.

Aktuell ist das Lärmgutachten für den Bereich Kandel-Süd im Bebauungsplanverfahren bekannt geworden. Somit ist Handlungsbedarf geboten. Gespräche mit den Behörden und der zuständigen Autobahn GmbH habe ich bereits geführt. Die Maßnahme ist als machbar anzusehen.

Auch eine Marketing-Gesellschaft für unsere Veranstaltungen im Bereiche Kultur, Kunst, Märkte, usw. wird außerhalb des städtischen Haushalts zu Entlastungen führen. Beratungsgespräche zur Machbarkeit stehen bevor.

Großen  Wert lege ich auf die Verwirklichung des „Interkommunalen Gewerbegebiets“ bei Erlenbach. Auch hier erwarte ich wirtschaftliche und finanzielle Vorteile für uns.

Stichwort drohende ärztliche Versorgung: Welche konkreten Maßnahmen würden Sie ergreifen?

Kandel sehe ich noch als gut versorgt, das mal vorweg! Ein breit gefächertes Angebot von Praxen und Therapieeinrichtungen bieten unseren Bürgern und dem Umland eine gute gesundheitlichen Versorgung. Allgemeinmedizin und Fachärzte haben ihren Sitz in Kandel.

Auch der Standort der Asklepios-Klinik und deren Investition von ca. 80 Millionen Euro sind zukunftsweisend.

Wir dürfen uns allerdings nicht ausruhen. Als Stadt können wir verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, die eine Ansiedlung attraktiv machen.  Hier haben wir mit dem Bebauungsplan für das Krankenhaus und einem Ärztehaus bereits einiges auf den Weg gebracht.

Das Engagement der Südpfalz-Docs ist bemerkenswert. Um deren Leistungen für Kandel und deren Kollegen zu würdigen, habe ich für Ende Mai zu einem 2. Kandeler Ärztetag eingeladen.

Neben einer Spendenübergabe ist ein Vortrag zur Situation in Kandel auf dem Programm. Da ich mich auch als Netzwerker sehe und gerne Anfragen zu möglichen Objekten bearbeite, lade ich auch Immobilien-Eigentümer,  Planer, Banken und einige junge Ärzte und Ärztinnen ein, die ich persönlich kenne und an diesem Abend in Kontakt bringen möchte. Die Erkenntnisse aus dieser Runde tragen zur Zukunft als Gesundheits-Stadt Kandel  bei.

Auch ein weiteres Treffen mit einem Kandeler Projektentwickler und der Asklepios-Klinik ist in der Vorbereitung. Das Thema Ärztehaus wird und der Stand der Entwicklung ist hier das Thema.

Auch die Betreuungsangebote des DRK Germersheim in Kandel will ich hervorheben. Im engen Kontakt zur Geschäftsleitungen wird das Angebot in Kandel möglichst erweitert.

Das „Haus des Lebens“ und die Beratungseinrichtungen sind weitere  Errungenschaften für Kandel. Wenn auch oft unbemerkt oder unter dem allgemeinen Eindruck einer unzureichenden gesundheitlichen Versorgung sind wir in Kandel auf einem gutem Weg. Ich sehe hier die Zukunft sehr positiv.

Weitere Projekte wären…?

Die begonnen Bauprojekte der Stadt müssen zu Ende geführt werden. Die Kita „Pestalozzi Straße“ oder auch „Bienennest“ benannte Einrichtung der ev. Kirchengemeinde wurde erfolgreich in deren Trägerschaft übergeben.

Der Neubau der Kita „Landauer Straße“ der kath. Kirchengemeinde wurde begonnen. In Kürze erfolgt der Spatenstich.

Beim Bienwaldstadion ist ebenfalls in den nächsten Monaten mit der Fertigstellung und offiziellen Einweihung zu rechnen. Veranstaltungen des TSV, wie Leichtathletik-Landesmeisterschaften und Spiele des FC Bienwald, erwarte ich sehnsüchtig. Auch die überfällige Sportler-Ehrung aller Vereine sind vorgesehen. Hoffentlich darf ich das machen!

Allen Projekten kommt meine bisherige Tätigkeit als Beigeordneter zu Gute. In enger und guter Zusammenarbeit ist es uns gemeinsam gelungen die jeweiligen Kostenrahmen einzuhalten oder zu unterschreiten! Man hört kaum etwas, weil es halt läuft und ich keine überplanmäßigen Nachträge brauche.

Seit rund 20 Jahren verschandelt der sogenannte Kandeler Schandfleck (Dreckeck) die Kreuzung an der Marktstraße. Haben Sie Pläne oder Vorstellungen, was man dagegen tun könnte?“

Gerade hier bin ich eigenständig tätig geworden. Anmerken muss ich, dass es sich um ein privates Vorhaben handelt. In einem vor langer Zeit erfolgten Insolvenz-Verfahren wurde das Anwesen versteigert. Das Gebot der Stadt Kandel wurde leider überboten. Bereits vor Jahren habe ich den Eigentümer in Hagenbach besucht und ihn auf die Situation aus Sicht der Stadt aufmerksam gemacht.

Einige Zeit später kam eine Bauvoranfrage in den Bauausschuss. Um die Planung noch weiter abzustimmen gab es auch eine  Gesprächsrunde mit meiner Beteiligung in Kandel. Die geänderte Eingabe für das Bauvorhaben wurde auch positiv beschlossen. Nachdem sich wieder geraume Zeit nichts tat, habe ich erneut im Bauausschuss die Bauverwaltung einen Auftrag an die Kreisverwaltung Germersheim gestartet. Nach der Landesbauordnung kann ein Rückbau einer solchen Ruine durch die Baubehörden veranlasst werden. Nach derzeitigem Stand ist der Vorgang noch bei der Kreisverwaltung anhängig.

Was möchten Sie unseren Lesern sonst noch sagen?

All diese Vorhaben klappen nur zur bestmöglichen Zufriedenheit der Beteiligten, vor allem der Bürger und Bürgerinnen Kandels, wenn die Beschlüsse im Rat gemeinschaftlich und überfraktionell  erfolgen. Als Bürgermeister bin ich lediglich das ausführende Organ. Daher hoffe ich auf eine breite Unterstützung der Bevölkerung Kandels  und deren gewählter Stadträte und Ausschussmitglieder. Als Team sind wir leistungsfähiger. Dem jetzigen Rat und Gremien bestätige ich diese Teamfähigkeit und bedanke mich für die gute Zusammenarbeit.

Hoffentlich darf ich weiter machen. Ansonsten verweise ich auf meine Bewerbungsrede als Bürgermeister der Stadt Kandel.

Zur Person

Michael Gaudier ist 64 Jahre alt, verheiratet, hat zwei  Söhne und drei Enkelkinder.

Erlernter Beruf: Polizeibeamter, mittlerer Dienst. Ausgeübte Tätigkeit: seit 1987 selbstständig im 90-jährigen Familienbetrieb in dritter Generation. Aktuell erfolgt die Übergabe an die Söhne. 

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