Hagenbach – Zum 31. Juli wurde die Schwesternstation der Dominikanerinnen geschlossen.
Schwester Theresa, die letzte verbliebene Bewohnerin, hat das Haus mit seiner langen Tradition über viele Tage ausgeräumt – und sie hat darin bereits Übung, denn auch in Rülzheim und Hatzenbühl hat sie als letzte Schwester „das Licht ausgemacht“.
Mit ihrem Weggang geht für Hagenbach gleichzeitig eine 163-jährige Tradition zu Ende, die mit dem Auftrag des damaligen Speyerer Bischofs Nikolaus von Weis begann.
Der hatte den „Orden der Armen Schulschwestern vom heiligen Dominikus“ gegründet, um für eine gute Ausbildung besonders der Mädchen zu sorgen. Hagenbach war 1854 die erste Schwesternstation außerhalb Speyers, in der drei Volksschullehrerinnen ihren Dienst aufnahmen.
Seit der Eröffnung der ersten Schwesternstation haben insgesamt 84 Schwestern des „Instituts St. Dominikus“ mit verschiedenen Funktionen in Hagenbach gewirkt. In nimmermüder Arbeit als klösterliche Lehrerinnen in der Schule, als Kindergärtnerinnen, als Handarbeitslehrerinnen und als Krankenschwester haben sie geholfen und gedient.
Die Leute sprechen von „Unseren Schwestern“. Am 13. Mai 1999 verlieh die Stadt Hagenbach Schwester Silvana sogar die Ehrenbürgerrechte.
Längst sind die Dienste, die die Schwestern oft in großer Armut und im Geiste christlicher Nächstenliebe ausübten, in das staatliche Sozial- und Bildungssystem überführt. Viele Hagenbacher erinnern sich noch an ihre Schulzeit bei Schwester Eva-Maria und an Schwester Silvanas „Kinderschule“. Sie „bewahrte“ in den armen kinderreichen Zeiten nach dem Krieg oft bis zu 100 Kinder mit nur einer weiteren Helferin. „Wenn die Eltern kein Geld hatten, ging´s auch mit 30 Pfennig pro Woche“.
„Es gab kaum Spielzeug“, erzählt Schwester Theresa, „deshalb wurden die Kinder auch mit Basteln von Woll- und Stoffresten beschäftigt. Manchmal waren wir traurig, weil wir dafür ausgelacht wurden. Dabei weiß man inzwischen, dass dies die Feinmotorik fördert“.
In die Hagenbacher Schwesterngemeinschaft (Sr. Sylvana und Sr. Eva-Maria) kam Schwester Theresa 2004, nachdem sie viele Jahre an der Rülzheimer Schule als Lehrerin und Leiterin der Bücherei gearbeitet hatte. In Hagenbach hat sie selbstverständlich die Hagenbacher Bücherei übernommen und daneben den Sakristei-Dienst samt Läuten der Glocken, den Blumenschmuck und Krippenbau in der Kirche, die Pflege der Kirchenwäsche samt Messgewänder.
Nach einer größeren Operation und Unfällen in Haus und Garten hat sich die 78-Jährige entschlossen, jetzt in das Mutterhaus der Dominikanerinnen nach Speyer zurück zu kehren. Es gibt für Nonnen weder Rente noch „Renteneintrittsalter“, aber man ist in der Gemeinschaft der Schwestern gut aufgehoben und versorgt und kann sich je nach Möglichkeiten noch einbringen.
„Trotzdem fällt mir der Weggang aus Hagenbach am schwersten“, erzählt sie. „Es ist wohl dieser endgültige Abschied, aber auch die Arbeit in der Bücherei, und das gute Zusammenwirken mit vielen Menschen“.
Im Rahmen eines feierlichen Dankgottesdienstes für das langjährige Wirken der Dominikanerinnen in Hagenbach wird Schwester Theresa im Oktober offiziell verabschiedet.
Stadtbürgermeister Franz Xaver Scherrer bedankte sich schon heute im Namen der Stadt Hagenbach für ihre geleistete ehrenamtliche Arbeit. (red)
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