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5. Standortumfrage der IHK Pfalz: Handlungsbedarf bei Verwaltung und Wirtschaftsförderung – SPD Neustadt: „Neustadt muss aktiv werden“ – CDU: „Neustadt auf gutem Weg“

1. Oktober 2018 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Wirtschaft in der Region

Neustadt an der Weinstraße hat sich in der IHK-Studie auf den vorletzten Platz „verbessert“.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Ludwigshafen. Bei der fünften Standortumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz zeigen sich die meisten Unternehmen zufrieden mit weichen Standortfaktoren wie Lebensqualität und Schulangebot.

Sie sehen jedoch deutlichen Handlungsbedarf vor allem bei den Verwaltungen, aber auch bei den Wirtschaftsförderungen, zum Beispiel bei der Bearbeitungsdauer von Anliegen und der generellen Erreichbarkeit.

Immer wichtiger, aber auch schwieriger wird es in der gesamten Pfalz, ausreichend Fachkräfte zu gewinnen. Dies spiegelt sich in einer hohen Diskrepanz zwischen Bedeutung des Standortfaktors und Zufriedenheit damit wider.

Die IHK hat knapp 20.000 Unternehmen aus zwölf Kommunen in der Pfalz befragt. Beurteilt wurden nach dem Schulnotensystem insgesamt 34 verschiedene Standortfaktoren. Das Spektrum reicht von allgemeinen Faktoren wie Telekommunikationsinfrastruktur über Verkehr, Arbeitsmarkt und Flächenangebot sowie Wirtschaftsförderung und Verwaltung bis hin zu weichen Standortfaktoren wie Umwelt- und Lebensqualität.

Mit einem Durchschnittswert von 2,8, also als befriedigend, schätzen die Unternehmen ihre Rahmenbedingungen insgesamt ein – so war es auch in den Umfragen 2013 und 2015. Im Pfalz-Durchschnitt sehen 48 Prozent der Unternehmen eine (überwiegend) positive Entwicklung in den letzten fünf Jahren, 32 Prozent sehen keine Veränderung, 20 Prozent eine (überwiegend) negative Entwicklung.

Pessimistischer sind die Unternehmen jedoch in Ludwigshafen, in der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan, in Zweibrücken und Neustadt.

In Landau, Germersheim, Bad Dürkheim, Pirmasens und Speyer beurteilen die Unternehmen die Entwicklung hingegen wesentlich positiver. Die Unternehmen in der gesamten Pfalz verbinden mit ihrem Standort ein ausgeprägtes Heimatgefühl, aber auch Attribute wie Familienfreundlichkeit und Umweltqualität.

Allerdings werden die Rahmenbedingungen insgesamt in den einzelnen Kommunen recht unterschiedlich beurteilt: Nach wie vor sind die Unternehmen in Landau und Speyer mit einer Note von 2,4 am zufriedensten.

Germersheim hat deutlich aufgeholt und ist in diesem Jahr mit der Note 2,5 an die dritte Stelle vorgerückt.

Bad Dürkheim an der vierten Stelle ist hingegen von 2,4 auf 2,6 abgerutscht. Unterhalb des Pfalzdurchschnitts liegen mit Noten von 2,9 bis 3,4 in absteigender Reihenfolge Ludwigshafen, Kaiserslautern, die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden, Pirmasens, Zweibrücken, Neustadt und die Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan.

In der Westpfalz gibt es gegenläufige Entwicklungen: Während Zweibrücken sich von 2,7 auf 3,0 verschlechtert hat, hat Pirmasens von 3,2 im Jahr 2015 auf 3,0 aufgeholt.

Auch die Infrastruktur ist den Unternehmen wichtig. Während die Verkehrsinfrastruktur wie die Anbindung an das Fernstraßennetz in allen Kommunen bis auf Pirmasens positiv und damit als echter Standortvorteil wahrgenommen wird, steht die Ausstattung bei Mobilfunk und Breitband-Internet zumeist in der Kritik – und dies keineswegs nur im ländlichen Raum.

Unter den elf Standortfaktoren mit der höchsten Diskrepanz zwischen Bedeutung und Zufriedenheit rangieren alleine sechs, die das Verhältnis der Unternehmen zu ihrer Verwaltung oder Wirtschaftsförderung betreffen.

Hier besteht also nicht nur Handlungsbedarf; dies sind auch Faktoren, die die Kommunen durchaus kurz- bis mittelfristig selbst beeinflussen können. In Neustadt werden diese Standortfaktoren zwar weiterhin unter dem Pfalzdurchschnitt bewertet, haben sich seit den beiden letzten Umfragen jedoch spürbar verbessert.

Die Arbeit der Wirtschaftsförderung wird hinsichtlich Qualität und Kompetenz mit 3,2 bewertet nach 3,6 im Jahr 2015. Bei der Verwaltung bleiben viele Kritikpunkte bestehen, aber ihr „offenes Ohr“ für Wirtschaftsfragen wird in Neustadt mit 3,3 um eine halbe Note besser eingeschätzt als bei der letzten Umfrage.

Auch das Image einer Kommune und die Attraktivität ihrer Innenstadt können die Gemeinden beeinflussen. Allerdings sehen die Unternehmen in allen Kommunen bis auf Speyer, Landau und Bad Dürkheim Defizite bei der Attraktivität ihrer Innenstadt und beim Image.

Der IHK Pfalz hat die Standortauswertung allen Kommunen zur Verfügung gestellt. Wie in den Jahren zuvor ist damit die Einladung zu einem konstruktiven Dialog verbunden mit dem Ziel, daraus Ansätze abzuleiten, wo und wie die Kommunen ihre Rahmenbedingungen und ihr Handeln noch wirtschaftsfreundlicher gestalten können.

Die Umfrage steht im Internet unter www.pfalz.ihk24.de, Nummer 4157862, zum Download bereit.

Die untersuchten Standorte:

Bad Dürkheim, Frankenthal, Germersheim, Kaiserslautern, VG Kirchheimbolanden, VG Kusel-Altenglan, Landau, Ludwigshafen, Neustadt, Pirmasens, Speyer, Zweibrücken.

SPD Neustadt: Neustadt darf nicht weiter zu den wirtschaftspolitischen Schlusslichtern gehören

„Neustadt ist vom letzten Platz auf den vorletzten Platz gerückt, das ist noch kein Grund zur Euphorie“, kommentiert Pascal Bender, Vorsitzender der SPD Neustadt, die Ergebnisse der aktuellen Umfrage der IHK zur Standortqualität Pfälzer Städte.

„Neustadt hat große Potentiale, bei Faktoren wie Flair, Gesundheitsversorgung und Lebensqualität sind wir ganz vorne“, so Bender.

Leider sei es bisher nicht gelungen, diese Vorteile durch eine geeignete Infrastruktur und Wirtschaftspolitik zu unterstützen, so die Neustadter SPD. Die Ergebnisse seien allerdings nicht überraschend, sagt Bender, was durch viele Jahre CDU geführter Stadtpolitik versäumt wurde, könne nicht in wenigen Wochen verändert werden.

„Die Studie der IHK führt uns wieder deutlich vor Augen, wo Neustadt aktiv werden muss“, betont Böhringer, stellvertretender Vorsitzender der Neustadter SPD. „Bei Themen wie Wirtschaftsförderung, Wirtschaftskraft und Ansiedlungspolitik, Innovationskraft und Standortmarketing gibt es noch Verbesserungsbedarf“, so Böhringer.

Die Neustadter SPD begrüße Ansätze zur Stärkung der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft und die zunehmende Breitbandversorgung, lobt die SPD-Spitze.

Für die SPD ist aber ein vorletzter Platz Neustadts unter den Pfälzer Städten nicht akzeptabel: „Die Neustadter Politik und Verwaltung muss endlich gemeinsam Wege finden, die Standortqualität entscheidend zu verbessern. Die SPD Neustadt hat hierzu bereits geeignete Konzepte vorgelegt und entwickelt diese aktuell weiter.“

CDU sieht Neustadt nach IHK-Umfrage auf gutem Weg:  Fraktion und Partei weisen pauschale Kritik aus der Opposition zurück

Nach der Analyse der neusten IHK-Umfrage ist für die CDU erkennbar, dass sich die Werte Neustadts in den letzten Jahren kon­ti­nu­ier­lich verbessert haben.
Sie sieht darin die Bestätigung, dass die Verantwortlichen in der Vergangenheit die richtigen Stellhebel bewegt haben. Deshalb weist die CDU auch die pauschale Kritik des Stadtverbandsvorsitzenden der SPD entschieden zurück.
„Jetzt werden doch erst die Erfolge der Entscheidungen aus den vergangenen Jahren sichtbar – wie z.B. die Neuausweisung und Erschließung von Gewerbeflächen“, so der Fraktionsvorsitzende Clemens Stahler.
Stahler führt auch die positiven Rückmeldungen von wichtigen Investoren (z.B. Hertie und Cineplex) an, welche die Gespräche mit dem damaligen Oberbürgermeister Hans Georg Löffler und der Verwaltung im Vorfeld als äußerst gut und professionell bezeichnet haben.

Bei den weichen Standortfaktoren liegt Neustadt sogar über der Durchschnittsnote der Pfalz. Mit der Note 2,1 für den Faktor Lebensqualität wird deutlich, wie groß das Potenzial in Neustadt ist. Das ist neben Speyer und Landau einer der besten Werte überhaupt.
Darauf aufbauend sieht der Kreisvorsitzende Marco Göring dennoch Raum für Verbesserungen: „Gemeinsam mit Oberbürgermeister Marc Weigel und der Verwaltung wollen wir Stimmung und Strukturen kontinuierlich optimieren und Neustadts Potenziale noch besser nutzen.“
Dazu zählt er ein „offenes Ohr für Wirtschaftsfragen“ und die kommunale Wirtschaftsförderung. Die CDU hat deshalb nach intensiven Gesprächen mit der Neustadter Wirtschaft den Vorschlag zur Errichtung eines kommunalen Wirtschaftsbeirates gemacht. Er ist nach Auffassung der CDU eine ideale Ergänzung der WEG und bietet eine gute Beteiligungsmöglichkeit der Wirtschaftsvertreter.

„Weitere, eventuell tiefgreifende Reformen der Wirtschaftsförderung und der aktuellen Strukturen bleiben davon unbenommen“, so Göring weiter. (red)
 
 
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