Wütender Protest auf dem Taubensuhl: „Keine Windkraft im Pfälzerwald“

23. März 2013 | Kategorie: Allgemein, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Regional, Rheinland-Pfalz, Top-Artikel

Lautstarker Protest: Mit Trillerpfeifen tat so mancher Teilnehmer seinen Unmut kund.
Fotos: pfalz-express.de/Licht

Eußerthal/Taubensuhl – Auf dem 500 Meter hohen Taubensuhl trafen sie zusammen, die Streiter gegen Windenergieanlagen im Pfälzerwald.

Christian Baldauf, CDU: „Keine Windkraft im Pfälzerwald“.

Um es gleich zu sagen: Gegen Windkraft hatte keiner etwas einzuwenden. Ganz im Gegenteil. Wohl aber gegen Windkraft im anerkannten Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Dagegen stemmen sich der Verein Naturpark Pfälzerwald, der Pfälzerwaldverein, die Initiative Pro Pfälzerwald und Umweltschutzverbände wie NABU und BUND mit aller Macht. Und die scheint nicht gering: Der Kampf gegen die Windmühlen findet breite Unterstützung, die sowohl privater als auch politischer Natur ist – quer durch alle Parteifarben. Die Windanlagengegner fürchten einerseits eine Störung der Biotop- und Artenvielfalt in dem besonders bei Wanderern beliebten Erholungsgebiet, andererseits einen Rückgang des mühsam ausgebauten Tourismuszweigs.

1000 Demonstranten wurden erwartet zur Kundgebung. Gekommen waren deutlich weniger – etwa  400 Protestler harrten bei eisigen Temperaturen und Schneegestöber mit Schildern, Transparenten und Trillerpfeifen aus, um ihren Unwillen kund zu tun und den Rednern kräftig zu applaudieren.

Günter Eymael, FDP, begeisterter Wanderer und Walker im Pfälzerwald.

Nachdem der Hauptvorsitzende des Pfälzerwald-Vereins und Kaiserslauterner SPD-Oberbürgermeister, Dr. Klaus Weichel, und Geschäftsführer Bernd Wallner die Veranstaltung eröffnet hatten, sprachen noch acht weitere Referenten, unter anderem Christian Baldauf, CDU-Bezirksvorsitzender Rheinhessen-Pfalz, Siegfried Schuch, hauptamtlicher Vorsitzender von NABU Rheinland-Pfalz, Günter Eymael, Vorsitzender der FDP Pfalz oder Dr. Heinz Schlapkohl vom Vorstand des BUND RLP – allesamt Mitglieder oder Freunde Pfälzerwaldvereins oder des Naturparks Pfälzerwald.

Zerstörung von Flora und Fauna

Der Tenor war eindeutig und gliederte sich in drei Bereiche: Die für die Errichtung der Windkraftanlagen notwendigen Baumaßnahmen wie Verbreiterung der Straßen, Befestigung von Waldwegen für Schwertransporter und für den Bau von Stromtrassen und Umspannstationen

SPD-Bundestagskandidant Thomas Hitschler war ebenfalls vor Ort.

würden die Vorbildslandschaft zerstören. „In Gebieten, die für den Vogelzug wichtig sind, wo sich windkraftsensible Vogel- und Fledermausarten konzentrieren, in so bedeutsamen Gebieten für Erholung und Naturerlebnis haben Windkraftanlagen nichts zu suchen“, sagte beispielsweise Siegfried Schuch von NABU.

Protestbewegung: „Windkraft ist zu teuer“

Zum Zweiten wurde die Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen in der relativ windarmen Pfalz angezweifelt. Durch Abgaben, Umlage und Steuern verteuere sich der Windstrom aus dem Pfälzerwald definitiv um 3 bis 4 cent pro Kilowattstunde, rechnete Ingenieur und Gründungsmitglied der Initiative Pro Pfälzerwald (IPP), Stefan Huwer, vor: „Jedes Windrad in Schwachwindgebieten verteuert den Strom.“

Ähnlich äußerte sich Ernst Gerber, bislang ein „Einzelkämpfer“, der sich nun aber der IPP angeschlossen hat: „ Um hier eine ausreichende Windausbeute zu haben, braucht man Anlagen mit Nabenhöhen von 140 Metern und Rotoren von 100 Metern Durchmesser. Die Generatoren wären so groß wie zehn Omnibusse – das sind Stromfabriken, keine kleinen Anlagen.“

Befürchtungen für den Tourismus

Zum Dritten die Tourismussparte: Obwohl die meisten Bundesbürger den Ausbau von Windenergie befürworten, würden laut einer Studie des Zentrums für Tourismusforschung der Universität Passau („Akzeptanz von Windenergieanlagen in deutschen Mittelgebirgen“) 22 Prozent ihren Urlaub nicht mehr dort verbringen, wo Windräder an markanten touristischen Punkten stehen. Ist die Studie auch für die hiesige Region repräsentativ, würde das einen Besuchereinbruch von einem ca. einem Fünftel bedeuten – zu viel für die eh schon strukturschwache Gegend.

 „Grüne Politik ist schuld“

Schuld an dem gesamten Desaster sollen paradoxerweise die sein, von denen man es am wenigsten erwarten würde: Bündnis 90/Die Grünen. Durch das Landesentwicklungsprogramm (LEP IV) wurde die Entscheidung über Windkraftstandorte auf der kommunalen Ebene freigegeben. Nach Meinung einiger Redner macht dies den Weg frei für eine Art Subventionshabgier. Durch die Regelung der Stromabnahmevergütung im EEG werden in windschwachen Gebieten Subventionen bis zu 20 Jahren gezahlt. Besonders dem Verbandsbürgermeister von Annweiler, Kurt Wagenführer, der auch Vorstandsvorsitzender der Vorsorgegemeinschaft Energie Südpfalz ist, wurde von einem Redner Heuchelei, Profitorientierung und Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Kassieren würden nur die Projektentwickler und die Banken mit Konsortialkrediten, hieß es.

Nabu gründet Klagefonds

Nabu hat unterdessen die Einrichtung eines Klagefonds beschlossen, um künftig gerichtliche Klagen gegen nicht akzeptable Windkraftstandorte führen zu können. „Und das bei einem Verband, der seit 20 Jahren – länger als die Grünen – die Windenergie unterstützt. Wir werden immer mehr in die Ecke der Windkraftgegner gedrängt. So weit hat uns diese grüne Politik getrieben“, erbost sich NABU-Vorsitzender Siegfried Schuch.

Und so halten sie weiter die Parole hoch: “Ja zur Windkraft, die muss sein, Windkraft im Pfälzerwald dagegen – nein!“ (cli)

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