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Wichtiger Abschnitt der Kampfmittelräumung beendet: Wohnpark und Landesgartenschau sind sicher

4. Mai 2014 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional

Projektleiter Lutz Fritsche erläutert Thomas Hirsch, Bernhard Eck (EWL) und Sascha Reinhard (EWL) die verschiedenen Kampfmittelfunde und deren Wirkungsweise.
Foto Ahme

Landau. „Die Aufgabe ist bewältigt“, freut sich Bürgermeister Hirsch. Als Ordnungsdezernent musste Hirsch mittlerweile 9 Bombenentschärfungen auf dem Areal koordinieren. Über drei Monate waren Kampfmittelexperten auf dem Areal des Wohnparks Am Ebenberg unterwegs. Gefunden haben sie dort rund 4.400 Kilogramm an Munitionsrückständen und Bombensplittern, die sie geborgen und fachgerecht entsorgt haben.

„Der Aufwand, den wir für die Kampfmittelsondierung betreiben, ist beträchtlich. Die Sicherheit in Landau ist uns das aber wert“, sagte Bürgermeister Thomas Hirsch bei einem Ortstermin. Der Verwaltungsratsvorsitzende des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau (EWL), dessen Projektabteilung die Umnutzung des Kasernenareals koordiniert, resümierte: „Bis zu 22 Mitarbeiter und fünf Bagger waren zeitgleich im Einsatz. Sie haben zentimeterweise den Boden untersucht. Im Land Rheiland-Pfalz gibt es kein grundsätzliches Konzept für Kampfmittelräumungen, in anderen Bundesländern schon“, so Hirsch. So habe man in eigener Entscheidung handeln müssen.

Aufwendiges Verfahren

Auf einer Fläche von rund 85.000 Quadratmetern hatten die Kampfmittelexperten mit speziellen Sonden nach metallhaltigen Rückständen im Boden gesucht. Dazu musste der Boden bis zu zwei Meter abgetragen werden. Auf diese Weise wurden über 56.000 Kubikmeter Erde bewegt – etwa 3.500 Lastwagenladungen. Das Abtragen war notwendig, um magnetische Störfaktoren in der obersten Erdschicht zu entfernen. Dazu gehören insbesondere eisenhaltige Abfälle und altes Kopfsteinpflaster mit einem hohen Basaltanteil. „Sicherheit ist das oberste Gebot bei der Suche nach Kampfmittelrückständen“, hielt Thomas Hirsch fest. Mittlerweile sind die abgetragenen Erdschichten wieder an Ort und Stelle aufgebracht und verdichtet.

 Munitions- und Waffenreste

Ingesamt bargen die Experten über 4.400 Kilo Munitionsreste, darunter drei stattliche Bomben. Zu den weiteren Fundstücken gehörten Panzerfäuste, Schützenminen und Waffenreste. All dies sind Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg, von der Wehrmacht und den Alliierten. Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, hat die Stadt Landau im vergangenen Jahr rund 3,4 Millionen Euro für die fachgerechte Kampfmittelräumung auf dem Gartenschaugelände, dem ehemaligen Güterbahnhof und dem Kasernenareal in den Etat eingestellt.

Froh war man, dass keine Bomben mit Langzeitzündung zu entschärfen waren, denn „da weiß man nie, wann sie losgehen“. Blindgänger, wie die Bomben, die in Landau gefunden wurden, verfügen dagegen über einen mechanischen Zünder.

 Positiver Nebeneffekt
Als positiver Nebeneffekt wurden im Zuge der vorbereitenden Arbeiten zusätzliche Flächen entsiegelt: Das Gelände des Wohnparks wurde von mehreren Tonnen Asphaltresten und Stahlbeton von alten Hallenfundamenten befreit, die bereits unter der Erdoberfläche verschwunden waren.

Ganz abgeschlossen sind die Kampfmittelräumungen noch nicht: Nach Ende der Landesgartenschau werden noch Flächen im eigentlichen Ausstellungsgelände, die nach der Gartenschau bebaut werden, noch einer zweiten Untersuchung in größerer Tiefe unterzogen. Die Funde der oberflächennahen Untersuchungen zeigen, wie wichtig die Maßnahmen sind. „Die Stadt Landau ist sich ihrer Verantwortung für die Menschen, die auf dem Areal arbeiten, wohnen oder ihre Freizeit verbringen, bewusst. Und wir nehmen sie sehr ernst“, so Bürgermeister Thomas Hirsch.

„Wir werden allerdings auch in Zukunft damit rechenen müssen, in Landau auf Bomben zu treffen, insbesondere bei Baumaßnahmen in größeren Tiefen“, so Hirsch. In Landau könne noch so einiges „schlummern“. In ehemaligen Splittergräben, die aufgefüllt worden waren, könnten zum Beispiel Handgranaten gefunden werden. Ungewöhnliche Dachbodenfunde, die bei Hausentrümpelungen gefunden wurden, seien in der Vergangenheit schon als Sonderabfall abgegeben worden, erzählt Hirsch. Darunter hätten sich auch schon Handgranaten gefunden.

Bauwillige in Landau können zukünftig anhand einer Broschüre des EWL, einer Kampfmittelbelastungskarte nachlesen, was zu beachten ist. Die Kosten einer Sondierung trägt zwar der Bauherr, werden aber Kampfmittel gefunden, übernimmt der Kampfmittelräumdienst die Entschärfungskosten.( www.kampfmittelportal.de)
Er dankte der Landauer Bevölkerung und den Betrieben für ihr Verständnis und ihre Mitwirkung und bei den Evakuierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit den bisherigen Bombenentschärfungen.

Unsere Bildergalerie zeigt einige der bei der Sondierung gefundenen großen und kleinen Kampfmittel.  (desa/red)

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