Dienstag, 21. Mai 2024

Verlässliche Technik, innovatives Design: Wörth stellt neues Drehleiterfahrzeug in Dienst

1. Mai 2024 | Kategorie: Kreis Germersheim

Foto: v. privat

Wörth (1. Mai / Hexennacht) – Ein neues Einsatzfahrzeug ist für Feuerwehrleute immer ein Grund zur Freude. Und so strahlt an diesem 1. Mai die Sonne um die Wette mit den Feuerwehrleuten der Stadt Wörth. Der Grund: Ergänzend zum Bestand konnte eine zweite Drehleiter beschafft und in Dienst gestellt werden. Sie ist ab sofort in Maximiliansau stationiert und wird bei Einsätzen aller Art die Kameraden in Wörth unterstützen.

Als Fahrgestell dient ein Mercedes Benz Economic mit Drallradantrieb und Differentialgleichungssperre, der eigentlich erst im Herbst auf den Markt kommt. Warum dieser Fahrzeugtyp schon jetzt auf Wörths Straßen rollt? Betriebsgeheimnis. Jedoch könnte ein gewisser Standortvorteil eine Rolle gespielt haben, schließlich werden schon seit 1965 im Werk Wörth Lkw produziert.

„Keep it simple“ ist der Grundsatz, nach dem das Fahrzeug mit dem Funkrufnamen „Florian Wörth 2/34-1“ designt wurde. Es verfügt über einen sparsamen 0,5-Liter-Schoppenmotor, der klassisch mit Riesling läuft, im Notfall aber auch mit einer 1:25er Weißherbstschorle betankt werden kann. Im heckseitigen Geräteraum können wahlweise vier Verkehrsleitkegel oder zwei Biertischgarnituren untergebracht werden, um verschiedenen Einsatzsituationen begegnen zu können.

Auch in der farblichen Gestaltung punktet das neue Feuerwehrauto auf allen Ebenen. Die auffällige gelbe Beklebung sorgt für Sicherheit, die Umfeldbeleuchtung für eine optimale Ausleuchtung des Fahrzeugbereiches.

Der Clou: Je nach Stimmung und Jahreszeit können verschiedene Farbmodi gewählt werden, sodass das Umfeld beispielsweise im Frühling in einem ansprechenden Mandelblütenrosa oder im Herbst in einem rustikalen Ackerbraun ausgeleuchtet werden kann. Im Inneren wurde der klassische Weg gewählt: Die Mannschaftskabine ist mit Raufasertapete und cremefarbener Latexfarbe ausgestaltet, auf die sonst üblichen Gardinen wurde aus Kostengründen verzichtet.

Auffällig ist die solide und doch einfache Technik, die radikal mit allem bricht, was bisher auf dem Markt zu sehen war. Auf einen störungsanfälligen Drehkranz – also die drehbare Lagerung des Leiterparks – wurde vollkommen verzichtet. Stattdessen kann das gesamte Fahrzeug mit nur 16 Personen und vier langen Holzbalken angehoben und in die gewünschte Richtung gedreht werden. Die horizontale Neigung wird mit einem handelsüblichen Wagenheber vorgenommen, der unter die Front oder das Heck geschoben wird. 

Auch an die Ergonomie ist gedacht. Für den Maschinisten wurde statt der üblichen Kunststoffschale ein wirbelsäulenfreundlicher Memory-Foam-Kaltschaumsitz verbaut. Auf ihm lässt es sich – dank Sitzheizung und einem kleinen Zweiplattenkocher, auf dem man sich mitgebrachte Speisen erwärmen kann – auch bei ungünstiger Witterung problemlos 12 Stunden aushalten.

Mit einer Ausladung von 2,80 m und einer Nennrettungshöhe von 4,17 m liegt der Leiterpark zwar knapp unter Norm, doch eignet sich diese Höhe für Führungskräfte und Einsatzleiter hervorragend, um auch in komplexen Einsatzlagen spielend den Überblick zu behalten. Auch für Tierrettungen ist die Dimensionierung ideal. So musste in der Vergangenheit, wenn ein Vogeljunges aus dem Nest gefallen oder sich ein Wildschwein in einer Regenrinne verfangen hatte, immer aufwändig eine dreistufige Trittleiter nachalarmiert werden. Dieser Aufwand entfällt nun gänzlich.

Foto: v. privat

Der schlichte Charme des Gesamtkonzepts hat die Verantwortlichen schließlich überzeugt. Das Fahrzeug kann mit einem Führerschein der Klasse B gefahren oder auch ohne größeren Aufwand an einen handelsüblichen Traktor angehängt werden. Zum Starten genügt ein Druck auf die übersichtliche Ein-Knopf-Bedientechnik, wahlweise auch ein Tritt gegen den Kotflügel verbunden mit einem lauten Fluch. „Das muss das Auto abkönnen“, so steht es wörtlich in der Bedienungsanleitung.

Die Kosten? „Absolutes Schnäppchen“, so soll es Insidern zufolge Wehrleiter Jürgen Stephany dem Finanzausschuss der Stadt angepriesen haben, „die Kosten verteilen sich halbe-halbe auf die Beschaffung und die erste Tankfüllung“. Da konnten auch die Hüter des stark gebeutelten Wörther Steuersäckels nicht mehr nein sagen.

Nachdem es in der Nacht zum 1. Mai pünktlich geliefert wurde, soll das Fahrzeug in einer feierlichen Prozession der Öffentlichkeit präsentiert werden. Start ist um 11 Uhr vor dem Feuerwehrhaus Maximiliansau. Von dort aus wird es, begleitet von einer Blaskapelle und dem Kinderchor der Pfarrei St. Peter, in Schrittgeschwindigkeit zum Feuerwehrhaus Wörth fahren und dort um 12 Uhr von Ministerpräsidentin Malu Dreyer offiziell übergeben werden.

Anschließend soll die Prozession, da die Durchfahrt durch Hagenbach verweigert wurde, einen Umweg über den Langenberg nehmen und um 16 Uhr in Büchelberg ankommen. Abschluss ist um 19 Uhr in Schaidt, die Rückführung erfolgt nach Übernachtung am 2. Mai. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen, für das leibliche Wohl ist gesorgt.

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