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Tierseuchenübung im Landkreis SÜW: Schreckliche Seuche MKS nur angenommen

5. November 2013 | Kategorie: Allgemein, Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Dr. Beate Engelhardt gab als zuständige Amtstierärztin Auskunft zur großen KMS-Übung.
Foto: Ahme

Offenbach. „Wir brauchen keine Angst vor der Zukunft zu haben, denn wir sind für einen solchen Notfall bestens gerüstet“ lautete das Resumee, das Beigeordneter Helmut Geißer heute ziehen konnte. Geißer war als zuständiger Dezernent des Landkreises Südliche Weinstraße gestern und heute in einem Offenbacher Bauernhof anlässlich einer groß angelegten Tierseuchenübung vor Ort.

Der Offenbacher Betrieb hatte sich als Übungsobjekt zur Verfügung gestellt. Am ersten Tag wurden Untersuchungen durchgeführt und die Seuche MKS diagnostiziert, am zweiten Tag der Übung wären dann die Tötungen der Tiere durchgeführt worden.

Eine große Halle wurde zu diesem Zweck ausgeräumt, eine Schleuse mit Desinfektionsmitteln installiert und Vorkehrungen getroffen, die eine tierschutzfreundliche Tötung der Tiere ermöglichen können. Danach wären die Tiere vom Tierbeseitigungszweckverband des Landes Rheinland-Pfalz abgeholt worden.

In Deutschland ist die Krankheit letztmals 1988 aufgetreten. Damit MKS nicht mehr auftritt, führt das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten in regelmäßigen Abständen länderübergreifende Übungen zur Bekämpfung von Tierseuchen durch. In diesem Jahr wurde nun die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS) geübt. An sechs verschiedenen Stellen im Land wurde ein Ausbruch der MKS simuliert.

Von den sechs Stellen im Land war diesmal auch der Kreis Südliche Weinstraße betroffen. Die Amtstierärzte und das Verwaltungspersonal der Kreisverwaltungen Südliche Weinstraße, Bad Dürkheim, Germersheim und Rhein-Pfalz-Kreis probten zwei Tage gemeinsam mit den Katastrophenschutzeinheiten den Ernstfall eines Ausbruchs der MKS.
Der Verbund Rheinpfalz/Vorderpfalz im Stabsraum der Katastrophenschutzzentrale des Rhein-Pfalz-Kreises in Limburgerhof  spielte die verschiedenen Szenarien des Tierseucheneinsatzes tagsüber im dortigen Krisenzentrum durch.

„Ist die Maul- und Klauenseuche einmal tatsächlich ausgebrochen, ist schnelles und richtiges Handeln erforderlich. Und genau dieses steht bei der länderübergreifenden Großübung im Vordergrund“, erklärte Beigeordneter Geißer.

„Ich kann nur hoffen, dass wir niemals in diese Lage kommen werden, sagte der Inhaber, dessen Namen nicht genannt werden soll.

Sein Viehbestand, der 133 Kühe der Sorte schwarzbunt umfasst, war heute nicht akut gefährdet und musste auch nicht das traurige Schicksal von Artgenossen teilen, die an der schrecklichen Seuche MKS, sprich Maul- und Klauenseuche erkranken.

Der Inhaber hat zwar eine Betriebsausfallversicherung und ist auch Mitglied in einer Tierseuchenkasse, trotzdem wäre MKS ein Super-Gau für ihn. „80 Prozent meiner Betriebseinnahmen wären weg, denn ich lebe von der Milchwirtschaft“.

„Wir sind in Deutschland  Gott sei Dank MKS-frei“, ist von Dr. Beate Engelhardt, Amtstierärztin der Region Rheinpfalz, zu hören.

Sie gehört zu einem Team von cirka 50 Leuten, die gestern und heute eine große logistische Leistung vollbracht haben, wie zum Beispiel  Jürgen Fink, Gefahrstoffzugführer des Landkreises SÜW, der zusammen mit den Feuerwehren aus Siebeldingen, Herxheim, Offenbach und Annweiler für die komplette Ausrüstung mit Desinfektionsmitteln zuständig war.

MKS ist die am meisten gefürchtete Tierkrankheit überhaupt und hoch ansteckend, wenn auch nicht für den Menschen gefährlich. Die Viren werden durch die Luft übertragen. Aber auch durch die entsprechende Milch, das Fleisch oder Küchenabfälle kann das Virus übertragen werden. Der Mensch selber kann durch seine Kleidung oder mitgeführte Artikel sowie z.B. auch über den eigenen PKW den Virus weiter verschleppen und ein Tier infizieren.

Deshalb muss genau verfolgt werden, wer sich wo aufgehalten hat und wohin er gegangen ist. Im Umkreis von mehreren Kilometern muss das betroffene Gebiet abgesperrt werden. „Im Ernstfall hätten Sie jetzt auch nicht hier vor dem Hof stehen können“, erklärt Dr. Engelhardt.

Für die betroffenen Höfe entsteht enormer wirtschaftlicher Schaden, weil mit den Produkten der Tiere und natürlich mit den Tieren selbst, nicht mehr gehandelt werden darf.

Geimpft wird nicht gegen MKS. Innerhalb der EU wurde bis 1992 gegen drei Arten der MKS geimpft, den es gab seinerzeit nur diese drei Arten. Seit damals wurden keine Impfungen mehr durchgeführt, weil keine Notwendigkeit dafür gesehen wurde.

„Außerdem kann bei einer Impfung nicht mehr konkret unterschieden werden, ob es sich bei dem Tier um ein infiziertes oder nur ein geimpftes Tier handelt. Bei jeder Impfung entstehen Antikörper und dies kann oftmals und zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr nachgeprüft werden“; erklärt die Amtstierärztin.

Am Freitag, 8.11.2013 wird übrigens eine landesweite Zentralveranstaltung in der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule des Landes Rheinland-Pfalz in Koblenz stattfinden.

Infos zu MKS: www.maul-und-klauenseuche.org   (desa)

Beigeordneter und zuständiger Dezernent Helmut Geißer (links), zeigte sich sehr beeindruckt von der logistischen Leistung aller Beteiligten.
Foto: Ahme

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