Freitag, 26. April 2024

Paul Josef Nardini: Vor 200 Jahren in Germersheim geboren und in Pirmasens gewirkt

Priester, Ordensgründer und Sozialreformer – Als erster Pfälzer im Jahr 2006 selig gesprochen

15. Juli 2021 | Kategorie: Kreis Germersheim, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Südwestpfalz und Westpfalz

Paul Josef Nardini
Foto über Bistum Speyer

Das Bistum Speyer gedenkt am 25. Juli des Seligen Paul Josef Nardini. Er wurde am 25. Juli 1821, also vor genau 200 Jahren, in Germersheim geboren.

Aufgewachsen in der Familie einer Großtante, durfte Nardini wegen seiner besonderen Begabung die Lateinschule in Germersheim besuchen. 1838 wechselte er auf das Gymnasium nach Speyer und wurde 1840 in das neu eröffnete Bischöfliche Konvikt aufgenommen. Nach dem Abitur 1841 und philosophischen Studien in Speyer ging Nardini zum Studium der Theologie nach München, wo er am 25. Juli 1846 mit Auszeichnung zum Doktor der Theologie promovierte. Am 22. August 1846 empfing er im Dom zu Speyer die Priesterweihe.

Helfer der Armen

1850 wurde Nardini Seelsorger in Geinsheim, ein Jahr später übertrug Bischof von Weis ihm die Leitung der Pfarrei Pirmasens. Das Leben in der jungen Industriestadt war von großer sozialer Not bestimmt. Die Speyerer Kirchenzeitung „Der christliche Pilger“ berichtet von „Armut und mannigfachen Notständen, wie vielleicht in keiner Gegend des Königreiches“. Missernten führten zu einer Explosion der Lebensmittelpreise. Krankheit und Seuchen waren in Folge des Hungers allgegenwärtig. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren hart. Arbeitsschutz, Kranken- und Altersversicherung gab es noch nicht.

Nardini, der in seiner Kindheit Verlassenheit und Entbehrung am eigenen Leib erfahren hatte, suchte der Not zu begegnen. Mit großem Eifer und gegen unzählige Widerstände setzte er alles daran, die prekäre Situation der Menschen zu verbessern. 1855 gründete er eine Schwesterngemeinschaft, die Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie. Sie nahm sich der verwahrlosten Kinder in Pirmasens an und kümmerte sich um alte und kranke Menschen. Die Gemeinschaft wuchs rasch, so dass bereits 1856 von Pirmasens aus die ersten Schwestern in andere pfälzische Orte geschickt werden konnten.

Zu Beginn des Jahres 1862 erkrankte Nardini an einer Lungenentzündung, die er sich bei einem Krankenbesuch zugezogen hatte. Er starb am 27. Januar 1862 im Alter von nur 40 Jahren.

Sein Lebenswerk entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten stetig weiter. 1869 wurde das Mutterhaus des Ordens von Pirmasens in die ehemalige Benediktinerabtei Mallersdorf (Niederbayern) verlegt. Die Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie, auch Mallersdorfer Schwestern genannt, sind bis heute vor allem in der Kranken- und Armenpflege sowie in der Erziehungsarbeit tätig.

Seine letzte Ruhestätte fand Nardini in der Kapelle des Nardini-Hauses in Pirmasens. Das Grab Paul Josef Nardinis kann in der Kapelle des Nardini-Hauses in Pirmasens, der Gründungsstätte des Ordens, besucht werden. Dort haben die Schwestern auch eine Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung über Leben und Werk des Sozialapostels eingerichtet.

Als erster Pfälzer selig gesprochen

Am 22. Oktober 2006 wurde Paul Josef Nardini als erster Pfälzer im Speyerer Dom selig gesprochen. Im Auftrag des Papstes verlas der Münchner Kardinal Friedrich Wetter in der Feier das Apostolische Schreiben, mit dem Papst Benedikt XVI. verfügte, dass Nardini als Seliger verehrt werden darf und sein Fest jährlich am 27. Januar gefeiert wird. Den Gottesdienst feierten rund 2000 Gläubige im Dom mit. Weitere 6000 Menschen verfolgten die Feier auf einer Großbildleinwand im Domgarten.

Nardini-Pfarreien mit besonderen Angeboten zum 200. Geburtstag

Im Bistum Speyer sind die Pfarreien in Pirmasens und Germersheim nach dem Seligen Paul Josef Nardini benannt. Die Pfarrei Germersheim feiert am 25. Juli um 10.30 Uhr einen festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus. Außerdem gibt es zu diesem Tag auf der Internetseite der Pfarrei eine Online-Andacht mit Videosequenzen, in denen auch Nardini „persönlich“ auftritt und sich über seine Heimatstadt und ihre Nardini-Pfarrei informiert.

Begleitet wird die Feier durch zwei öffentlichkeitswirksame Aktionen. So wurden öffentliche Flächen mit großen Bannern ausgestattet, die mit einem Zitat an den Patron der Pfarrei und Sohn der Stadt Germersheim erinnern. Und in Schaufenstern werden mit Erzählfiguren wichtige Stationen aus dem Leben Nardinis dargestellt.

Auch die Pfarrei Seliger Paul Josef Nardini in Pirmasens wird den 200. Geburtstag festlich begehen. Bereits am 24. Juli wird um 16 Uhr eine Stadtführung „Auf den Spuren Nardinis durch Pirmasens“ mit Pfarrer Dr. Hans-Peter Arendt angeboten, Treffpunkt ist am Eingang des Nardinihauses. Am 25. Juli findet die Messfeier um 9.15 Uhr in der Kirche St. Pirmin statt. Die Gläubigen feiern den Gottesdienst zu Ehren des Seligen, anschließend gehen sie von der Kirche zur Kapelle, um sein Grab zu besuchen.

Es folgt eine Zeit der persönlichen Begegnung, bei der Nardini-Wein, Marmelade vom Klosterhof, Nardini-Bier, Brot und Nardinibrötchen auf Spendenbasis angeboten werden. Der Erlös ist für die Nardini-Schwestern in Südafrika und deren Kinderheim bestimmt.

Eine Andacht zum Thema „Franziskus und Nardini“ wurde am 13. Juli aufgezeichnet und kann über den Youtube-Kanal der Pfarrei abgerufen werden.

Am 19. September findet anstelle des Diözesan-Katholikentags, der coronabedingt abgesagt wurde, ein Pontifikalamt in der Pirmasenser Kirche St. Pirmin statt. In diesem Gottesdienst wird auch der diesjährige Nardinipreis verliehen.

Weitere Informationen

https://www.nardini.de/

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen