Jockgrimer Baggersee wird zum Eldorado der Hang-Wasserski-Fahrer

Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann und Bürgermeister Karl Dieter Wünstel wollen die neue Wassersportart auch selbst ausprobieren. 

Jockgrim – In diesem Sommer müssen die Besucher des Baggersees im Jockgrimer Naherholungsgebiet Johanneswiesen wohl mit einigen Veränderungen rechnen, wie Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann heute informiert hat.

Jockgrim soll zum neuen Zentrum der Hang-Wasserski-Fahrer werden, nachdem sich im See das seltene Phänomen einer Wasseroberfläche mit Gefälle gezeigt hat.

Ein Jockgrimer Hundebesitzer war der erste, dem das Gefälle auffiel. Sein Riesenschnauzer war Anfang März beim ausgedehnten Spaziergang ausgebüxt. Der Mann fand den Hund schließlich auf dem Baggersee, wie er offenbar die Wasseroberfläche wieder und wieder hinunterrutschte. Schnell hatte sich die Begebenheit herumgesprochen, und so waren bereits am nächsten Tag Behördenvertreter und Spezialisten vor Ort, um das Phänomen zu untersuchen.

Renommierter Professor erklärt Phänomen

Professor Alfons B. Leed-Sinn vom Lehrstuhl für Water Engineering an der Hochschule Magdeburg-Stendal kennt das seltene Phänomen und zeigte sich erfreut, dass es nun erstmals auch in Deutschland aufgetreten ist.

Auf den Cook-Inseln gebe es mehrere solcher abschüssigen Wasseroberflächen, berichtet Leed-Sinn. Dort habe sich „Slope Water Skiing“ in den letzten Jahren vom Geheimtipp zum Nationalsport entwickelt. Man habe die noch relativ junge Sportart auch bereits dem olympischen Komitee empfohlen. Ein weiteres Vorkommen gebe es nahe der Mario-Zucchelli-Station in der Antarktis, das jedoch aufgrund der dortigen Temperaturen nicht weiter nutzbar sei.

Verschiedene Wasserski-Zonen

Die Wasseroberfläche weist unterschiedliche Neigungen zwischen 3 und 32 Grad auf, die jedoch jeweils ortsstabil sind. Baumann ist begeistert: „Wir werden Wasserski-Zonen für Anfänger und für Fortgeschrittene ausweisen können. Damit werden wir den Bedürfnissen von Familien mit Kindern ebenso gerecht wie denen von Sportlern.“

Um jedermann die Möglichkeit zum Wasserski-Fahren zu geben, sollen Leih-Skier angeboten werden. Die Verwaltung hat bereits bei den örtlichen Schreinern nachhaltig produzierte Wasserski aus einheimischen Hölzern angefragt.

Schluten als Auslaufflächen

Verbandsbürgermeister Karl Dieter Wünstel ist mit seinem Rülzheimer Kollegen in Verhandlung, um die dortigen Schluten als Auslaufflächen an die Wasserski-Pisten anzuschließen. „Natürlich in umweltverträglicher Weise“, betont Wünstel.

Leed-Sinn untersucht zusammen mit Physikern vom KIT Karlsruhe und dem Landesbeauftragten für nachhaltige Wasserbeobachtung, Frühstücksdirektor Friedbert Pfützenmayr, mögliche Ursachen der schrägen Wasseroberfläche des Jockgrimer Baggersees. Möglicherweise sind im Baggersee beim Schwimmen verlorene Sonnenbrillen, Geldmünzen und Schlüssel die Ursache. An Stellen, an denen besonders viele Metall-Gegenstände auf dem Grund liegen, treten Eisen-(II)-Ionen verstärkt auf. Werden diese durch unterirdische Coelodit-Rotationen stark magnetisiert, kann das zu einem Oberflächengefälle führen.

Gerücht widerlegt: Weihwasser war nicht der Grund

In Frage kommt auch der übermäßige einseitige Zug auf die Wasseroberfläche durch Angler des örtlichen Angelsportvereins beim Ausüben ihres Hobbys. Nicht bestätigt hat sich dagegen das Gerücht, der in einer Nachbargemeinde wohnhafte Geistliche sei beim Joggen gestolpert, wobei das mitgeführte Weihwasserbehältnis sich geöffnet habe und einige Tropfen geweihten Wassers in den See gelangt seien und ein Wunder bewirkt hätten.

Tolles Sportangebot direkt vor der Haustür

„Egal, was letztlich die Ursache ist, für Jockgrim ist es eine tolle Sache“, sagt Baumann. Man werde den Jockgrimern ein außergewöhnliches Sportangebot direkt vor der Haustür machen können. Zudem werde die Gemeinde sich schnell zum Mittelpunkt der Hang-Wasserski-Szene entwickeln. Die Lage sei einfach zentraler als die der Cook-Inseln und das Wetter angenehmer als in der Antarktis.

Baumann und Wünstel sind optimistisch, dass bis zum Sommer auch die brandschutztechnische Genehmigung seitens der Kreisverwaltung vorliegt und das Jockgrimer Hang-Wasserski-Gelände genutzt werden kann.