Herxheim „Mittendrin & Bunt“: Ein Fest der Emotionen – und ein politisches Statement

17. Mai 2016 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional
Aeham Ahmad, der "Pianst zwischen Trümmern", bewegte die Menschen. Fotos: pfalz-express.de/Kunze

Aeham Ahmad, der „Pianst zwischen Trümmern“, bewegte die Menschen.
Fotos: pfalz-express.de/Kunze

Herxheim – Am Pfingstsonntag, dem Fest, bei dem die biblischen Apostel in vielen Sprachen gesprochen haben, wurde mitten im Ort ebenfalls in vielen Sprachen gesprochen – und gesungen.

Zahlreiche Künstler traten unentgeltlich beim Musikfestival „Mittendrin & Bunt“ auf der Bühne vor dem Rathaus auf. Das Festival sollte eine Plattform der Begegnung sein zwischen Einheimischen und Flüchtlingen.

Ortsansässige Firmen und Sponsoren unterstützen das Event finanziell. Ein Teil des erwirtschafteten Gelds soll an die Flüchtlingshilfe gehen.

Braun: „Geht nur miteinander“

Schirmherrin Hedi Braun, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Herxheim, begrüßte die Mitwirkenden und Besucher mit den Worten „Es geht nicht nebeneinander und schon gar nicht gegeneinander – es geht immer nur miteinander“.

Dieser Tag sei ein wichtiger Baustein für die wachsende, kulturelle Identität der Menschen in den Gemeinden. „169 Personen aus 14 verschiedenen Ländern haben bei uns Zuflucht gesucht“, so Braun, „sie bereichern uns mit ihrer Kultur, ihren Bräuchen und ihrer Musik.“

Auf der Bühne: Bürgermeisterin Hedi Braun, Schriftsteller Michael Bauer (Mitte) und HerxheimBunt-Gründer Helmut Dudenhöffer.

Auf der Bühne: Bürgermeisterin Hedi Braun, Schriftsteller Michael Bauer (Mitte) und HerxheimBunt-Gründer Helmut Dudenhöffer.

Schrifststeller Bauer: „AfD bezieht sich ausgerechnet auf Goethe“

Michael Bauer, ein in Herxheim lebender Schriftsteller, erinnerte daran, dass es eine Zeit gab, in der man eine „rein deutsche Musik wollte, die heute eigentlich kein Mensch mehr hören möchte“ – während heute die Melodien und Rhythmen des damals verteufelten Jazz aus unserer Kultur nicht mehr wegzudenken seien.

„Musik“, so Michael Bauer, „ist freier Gedanke und freie Emotionen freier Menschen.“ Auch wies der Schriftsteller auf einen Ausspruch von Johann Wolfgang von Goethe hin, der da heißt: „Ein Volk, das die Fremden nicht schützt, geht bald unter!“

Parteipolitisch bezog Bauer Stellung zu der „taufrischen“ deutschen Partei AfD, die in ihrem Parteiprogramm sich „ausgerechnet auf Goethe“ beziehe. Einem Weltbürger, der weder Patriot noch Nationalist gewesen sei und der den Koran und die Werke des großen muslimischen Dichters Hafis gelesen und gelobt habe. Bauer warnte vor dem „gefährlichen Geschrei nach deutscher Isolation“.

Auch der „Vater von HerxheimBunt“, Helmut Dudenhöffer, sprach einige Worte zum Fest der Begegnung, „in der Mitte unseres Dorfes, in der Mitte unserer Gesellschaft. Ein Zeichen für eine offene, bunte und tolerante Gesellschaft.“

Eine Botschaft des Friedens

Das Musikprogramm begann mit dem palästinensisch-syrischen Pianisten Aeham Ahmad, der als „Pianist zwischen den Trümmern“ bekannt wurde. Nachdem der „Islamische Staat“ (IS, Daesh) sein Klavier verbrannte, flüchtete der junge Mann und lebt heute in Deutschland.

Aeham Ahmad möchte nicht, dass um seine Person ein Aufhebens gemacht wird. Auch findet er seinen Namen nicht so wichtig. „Nennt mich nur Aeham.“

Er möchte schlicht Musik machen und seine Botschaft vermitteln, eine Botschaft des Friedens.

Sein erstes Lied war melancholisch, doch spielte er auch heitere Musik. Klassische deutsche Musik gehörte ebenfalls dazu. Er ist ein freundlicher Mensch, der gerne lächelt.

Spontane Tänze vor der Hauptbühne.

Spontane Tänze vor der Hauptbühne.

Bis spät in die Nacht spielten und sangen die unterschiedlichsten Musiker auf der Bühne.

Nino Cavallo, der mit seiner Gitarre für Stimmung sorgte, oder Jochen Wingerter – besser bekannt als „Joe Schorle“ -, der Pianist, Sänger und Popmusik-Poet Enno Bunger, Solomon Seed und die Sängerin Mai, die unter anderen den Anstoß für die Veranstaltung gab.

Aber auch die Herxheimer Südpfalzlerchen, Ewian, Fine R.I.P., Luis Baltes, Boppin`B,Strom & Wasser Feat. The Refugees und der Flüchtlingschor „Zuflucht“ aus München traten auf.

Flüchtlingschor "Zuflucht" aus München.

Flüchtlingschor „Zuflucht“ aus München.

Der Chor der Geflüchteten beeindruckte mit Beethovens „Freude schöner Götterfunken“. Als dann arabische Lieder erklangen, wurde vor der Bühne getanzt und gelacht – und auch geweint. Der Verlust der Heimat hat seine Spuren hinterlassen.

„Wir sind einfach nur Menschen“, so der Chorleiter Ahmad Abbas, der selbst durch einen Bombeneinschlag lebensgefährlich verletzt worden war.

„Wir tun niemanden etwas. Menschen, die andere Menschen töten, sind Tiere. Wir sind hier nach Deutschland geflohen wegen des Kriegs. Wir wollen uns integrieren und hoffen auf Frieden, Frieden auf der ganzen Welt.“

Alle Künstler auf der Bühne sprachen sich für Offenheit und Toleranz aus. Über einen normalen Umgang mit den „gefürchteten Menschen“. Man solle die Geflüchteten so behandeln, wie man gerne selbst in solch einer Situation behandelt werden wolle.

Auch auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus fanden einige Aktionen statt. Auf der Bühne des Jugendzentrums gab es Tanzaufführungen wie Break-Dance oder Zumba. Kinderschminken, Basteln, Spiele und eine Hüpfburg fand regen Anklang.

Es gab zahlreiche Stände rund um das Rathaus. Kaffee und Kuchen, nationale und internationale Spezialitäten und einige Infostände wie Attac und HerxheimBunt.

Orientalische Köstlichkeiten.

Orientalische Köstlichkeiten.

Die kühlen Temperaturen am Pfingstsonntag hielten die Bürger nicht davon ab, bei diesem bunten, fröhlichen und auch ergreifenden Event „Mittendrin“ zu sein.

Am Ende stand die Botschaft des Flüchtlingschors, die in drei Sprachen übersetzt wurde: „Stoppt den Krieg! Hört auf, Kinder zu töten! Hört auf, Blut zu vergießen, es ist genug!“ (gab)

Abendprogramm

Abendprogramm

 

Jede Menge Festival-Besucher...

Jede Menge Festival-Besucher…

 

Südpfalzlerchen

Südpfalzlerchen

 

Aeham Ahmad unter Leuten.

Aeham Ahmad unter Leuten.

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8 Kommentare auf "Herxheim „Mittendrin & Bunt“: Ein Fest der Emotionen – und ein politisches Statement"

  1. Achim Wischnewski sagt:

    Gab´s hoffentlich keine Grapsch-Orgien wie in Köln oder aktuell jetzt in Berlin?

    MERKEL MUSS WEG
    Grenzen dicht!

  2. Achim Wischnewski sagt:

    SEX MOB ATTACKEN IN BERLIN

    2 Türken, 3 Tunesier, 2 Marokkaner, 1 Libyer sowie 1 Algerier + 1 Staatenloser wurden verhaftet
    + wieder entlassen…

    • Sehr geehrter Achim Wischnewski,
      Ihr Kommentar bezieht sich auf einen Artikel über die Veranstaltung „Mittendrin und Bunt“ in Herxheim am Pfingstsonntag. Möchten Sie nicht zu einzelnen Punkten des Artikels noch genauer Stellung nehmen? Waren Sie denn selbst auf dem Fest? Konnten Sie sich persönlich ein Urteil darüber bilden? Das würde mich, der ich dabei auch mitgewirkt habe, interessieren.
      Viele Grüße
      Michael Bauer

      • Achim Wischnewski sagt:

        Sehr geehrter Michael Bauer,

        ich zitiere von hier:“ Bauer warnte vor dem „gefährlichen Geschrei nach deutscher Isolation“.“

        Dem stimme ich voll zu.
        Ich warne auch stets vor Deutscher Isolation.
        Merkel hat Deutschland isoliert.
        Kein EU-Land will Merkels Türkendeal mittragen.
        (Fast) kein EU-Land will 250.000.- Strafe für Flüchtlinge zahlen.

        MERKEL MUSS WEG!
        AfD unterstützen.

        PS:
        Haben Sie die Übergriffe in Köln und aktuell in Berlin nicht mitbekommen?
        Finden Sie diese islamisch-geprägten Dominanzorgien OK?

        Ich nicht.

  3. Odradek sagt:

    Offenheit und Toleranz ist mir auch wichtig. Das bedeutet jedoch nicht, dass gleich Grenzen aufgelöst werden müssen. Zudem ist es weltweit einzigartig, dass hier Einwanderung im Vollkasko-Modus auf Kosten der Steuerzahler geschieht. Dies ist ein Verbrechen am Bürger und definitiv nicht im Interesse des Landes!

  4. Sehr geehrter Achim Wischnewski,
    klar, Sie verstehen unter Isolation etwas anderes als ich.
    Ich meine damit den gefährlichen Versuch der Abschottung
    von sogenannten „fremden“ kulturellen Einflüssen (siehe auch
    meine Rede an Pfingsten).
    Gruß von Michael Bauer

    • Achim Wischnewski sagt:

      Tja Herr Bauer,

      dann empfehle ich Ihnen nach Neukölln oder Moabit zu ziehen,
      dort können Sie Ihre Multikulti-Wahn-Ideen in vollen Zügen ausleben.

      Nach kürzester Zeit könnten Sie am eigenen Leib erfahren,
      dass Multikulti gescheitert ist.

  5. Jakob sagt:

    Herxheim kann sich diesen inszenierten Multikulti-Popanz vor allem deshalb leisten, weil der „Krug“ der angekündigten 600-800 Asylanten in der Erstaufnahmeeinrichtung am Dorfrand (vorerst) vorüber gegangen ist.

    Wäre es wirklich zur Belegung Ende 2015 gekommen, hätten sich „Herxheim bunt“ und diverse kulturelle „Happenings“, Schleifenverkäufe und Wohltätigkeitsveranstaltungen schnell selbst überlebt.

    Von daher hoffe ich, daß so mancher Kulturschaffender und Rotwein-Sozialist noch in den Genuß eines Realitäts-Checks kommt. 😉