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Große Kommandeurstagung in der Sponeck-Kaserne: Germersheimer Standort erhält volle Unterstützung von seiner militärischen Führung

21. November 2014 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

General Rainer Keller und Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile bei der Tagung in der Sponeck-Kaserne.
Fotos: Kevin Schrief

Germersheim – Bislang lief alles wie am Schnürchen für den Standort Germersheim. Im Zuge der Anpassung der Bundeswehr an die aktuellen Außen-und Sicherheitspolitischen Themen bleibt das Luftwaffenausbildungsbataillon von Kürzungen verschont. Das teilte Brigadegeneral Rainer Keller während der Kommandeurstagung in der Sponeck-Kaserne mit.

Auch in Zukunft wird weiter auf die Dreisäulenpolitik gebaut:

  • die allgemeine Grundausbildung für Soldaten auf Zeit (SaZ) und Freiwillig Wehrdienst Leistende (FWD)
  • die einsatzvorbereitende Ausbildung für Auslandseinsätze
  • die zivilberufliche Aus- und Weiterbildung in Kooperation mit den Pfalz-Flugwerken

Austausch und Information 

In der vergangenen Woche richtete das Luftwaffenausbildungsbataillon die traditionelle Kommandeurstagung aus. Der Kommandeur der General-Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne, Oberstleutnant Dietmar Hinze, hatte das gesamte Führungspersonal des Kommandos Unterstützungsverbände Luftwaffe (KdoUstgVbdeLw) eingeladen.

Dieses Kommando, geführt durch General Rainer Keller, ist die militärische Führung für den Standort Germersheim.

Ziel der Veranstaltung war es, dass sich die Kommandeure der Unterstützungs- und der Ausbildungseinrichtungen aus allen Teilen Deutschlands sowie die unterschiedlichen militärischen wie auch zivilen Abteilungsleiter gegenseitig über Neuerungen informieren und bei dieser Gelegenheit das Luftwaffenausbildungsbataillon persönlich kennenlernen konnten.

Neues Kommando

Ein besonderer Programmpunkt war die Verschlankung von Führungsebenen innerhalb der Luftwaffe. Diese verwaltungstechnische und logistische Herausforderung, die bereits schon im vergangenen Jahr eingeleitet wurde, findet bis Juli 2015 ihren vollständigen Abschluss. Von ehemals neun Kommandoebenen wird es ab Mitte nächsten Jahres nur noch drei geben.

Das Kommando Unterstützungsverbände, das bislang von General Keller geführt wird, sowie das Kommando Einsatzverbände werden beide nächstes Jahr aufgelöst.

Zum 1. Juli 2015 wird ein neues Kommando geschaffen, das voraussichtlich den Namen Luftwaffentruppenkommando tragen wird.

Frei werden durch diese Maßnahmen etwa 200 Dienstposten, die für die Bewältigung der Aufgaben in der Truppe zur Verfügung stehen – weniger Bürokratie, mehr Effizienz.

Kompanien kommen zurück

Für das Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim haben diese Umstrukturierungsmaßnahmen jedoch keine Auswirkungen.

„Germersheim ist stets eine Option für die Weiterführung der allgemeinen Grundausbildung gewesen“, betonte General Keller. Zu Buche geschlagen habe bei der Entscheidung die dort neben der Grundausbildung etablierte Ausbildung für Auslandseinsätze – obwohl die infrastrukturellen Bedingungen wegen des großen Sanierungsbedarfs nicht ideal gewesen seien.

Aktuell ist das Luftwaffenausbildungsbataillon an zwei Standorten beheimatet, Germersheim und Roth. Während in Germersheim alle drei Kompanien für die einsatzvorbereitende Ausbildung zentral stationiert sind, ist die allgemeine Grundausbildung auf beide Standorte verteilt. Dies soll noch bis 2019 so bleiben.

Erst nach dem endgültigen Umzug der Offiziersschule der Luftwaffe von Fürstenfeldbruck nach Roth wird die bisher ausgelagerte Kompanie zurück nach Germersheim versetzt. Dann werden alle sechs Kompanien an einem Dienstort ihr Tagesgeschäft durchführen.

Auslastung trotz Ende der ISAF-Mission

Während für die allgemeine Grundausbildung eine gesicherte Anzahl an zukünftigen Rekruten prognostiziert werden kann, kann die Anzahl der jährlich etwa 5.500 Lehrgangsteilnehmer für die einsatzvorbereitende Ausbildung aktuell nur geschätzt werden.

Mit Beendigung der ISAF-Mission Ende diesen Jahres und dem Beginn der RSM (Resolute Support Mission, eine Nato-geführte Ausbildungs-, Beratungs- und Unterstützungsmission) mit etwa 850 deutschen Soldaten, könnte sich die Zahl der Teilnehmer deutlich verringern.

Jedoch wird in Germersheim nicht nur eine einsatzlandspezifische Ausbildung durchgeführt (Afghanistan, Kosovo, Türkei), sondern die überwiegende Mehrheit der Lehrgangsteilnehmer nimmt an der Grundlagenausbildung „Einsatzvorbereitende Ausbildung für Konfliktverhütung und Krisenbewältigung“ (EAKK) teil.

In diesem zweiwöchigen, vom Einsatzland unabhängigen Lehrgang erhalten die Soldaten das notwendige theoretische und praktische Rüstzeug.

„Dafür muss ein möglichst hoher Bereitschaftsstand von grundsätzlich ausgebildeten Soldaten vorhanden sein“, erläuterte der General. Deshalb bleibe der Bedarf vermutlich erst einmal bestehen. Möglicherweise gebe es sogar Kapazitäten für einen weiteren Lehrgang – zumindest seien momentan keine Anzeichen erkennbar, dass die Kapazitäten nicht ausgelastet sein würden.

Ebenso bleibt am Standort Germersheim nicht nur die Ausbildung von Armenischen Sicherungskräften erhalten, die Kooperation zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Armenien wird sogar erweitert.

Gab es bisher seit 2010 vier Durchgänge mit jeweils fünf Wochen Lehrgangsdauer, sollen nächstes Jahr möglicherweise sogar fünf armenische Einsatzkontingente ausgebildet werden. „Daraus lässt sich ja schon eine gewisse Reputation ableiten.“, betonte General Keller.

Allgemein äußerte sich der General, der schon zu Beginn seiner Dienstzeit mit dem Standort Germersheim in Berührung kam, sehr positiv über das Luftwaffenausbildungsbataillon: Es stecke sehr viel Geschichte der Luftwaffe in Germersheim, das ein alter Luftwaffenstandort sei. Die Bevölkerung stehe zur Bundeswehr, was wiederum Rückhalt für die Soldaten bedeute. Vorteile bei infrastrukturellen Aspekten sieht General Keller im Gelände „direkt vor der Tür. Das sind gute Voraussetzungen.“

Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung: Ausbildungsplätze in Speyer bleiben erhalten

Was die Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung (ZAW) der Bundeswehr mit den Motorenwerken Speyer betrifft, bleiben die 60 Ausbildungsplätze bestehen, sagte Kommandeur Dietmar Hinze.

Diese sind derzeit nicht voll belegt. Der Bedarf sei enorm gesunken, erläuterte dazu General Keller. So gebe es in der Luftwaffe heute zum Beispiel nur noch 225 Jet-Kampfflugzeuge. Vor zehn Jahren waren es noch einige hundert mehr.

Außerdem genießen Bewerber Vorrang, die bereits eine militärisch nutzbare Ausbildung absolviert haben. Diese werden gleich mit einem höheren Dienstgrad eingestellt, die Bundeswehr muss nicht in jahrelange Ausbildungen investieren.

Es sei zudem auch eine Frage des Bewerberaufkommens, so Keller, da der nächstgelegene Fliegerhorst in Büchel (Landkreis Cochem-Zell/Eifel) sei: „Wenn sich jemand für einen technischen Beruf in einem fliegenden Geschwader entscheidet, möchte er gerne in der Heimatregion bleiben. Wir richten uns nach diesen Wünschen.“

Umsetzung politischer Entscheidungen

Während der zweitägigen Tagung wurden Themen in Kommandobereich, logistische Unterstützung in der Luftwaffe und allgemeine militärische Fragestellungen erörtert. So sollen beispielsweise die Richtlinien der EASA, der Flugsicherheitsbehörde der Europäischen Union für die zivile Luftfahrt, auch für das Militär eingeführt werden.

Die Entscheidungen, die auf politischer Ebene gefallen sind, sollen nun möglichst zielgerichtet weiterentwickelt und realisiert werden. „Wir mussten prüfen, ob wir tatsächlich die Luftwaffe so, wie wir sie gestaltet haben, in die Zukunft führen können“, bilanzierte General Keller.

Doch nicht nur in den Tagungsräumen wurde beraten und diskutiert. Während der Tagung hatte der Kommandeur des Luftwaffenausbildungsbataillons ein gemeinsames Abendessen im Pfalzkasino arrangiert: Eine kulinarische Reise durch die Vergangenheit des Bataillons. Die aus ganz Deutschland angereisten Führungskräfte konnten regionale Spezialitäten ausprobieren und sich bei Saumagen und Pfälzer Wein weiter austauschen.

Motorenwerke Speyer besichtigt

Zusätzlich stand für die Tagungsteilnehmer eine Besichtigung der PFW Aerospace AG in Speyer auf dem Programm. Die PFW Aerospace führt seit 1997 für die Bundeswehr Maßnahmen der zivilberuflichen Aus- und Weiterbildung im Rahmen der militärfachlichen Ausbildung durch. Über 170 Soldaten haben in den letzten 16 Jahren bei der PFW einen Abschluss als Fluggerätemechaniker oder Industriemechaniker erlangt.

Ausbildungsleiter Bernd Dreyer, der dieses Jahr für sein Engagement und die langjährige Zusammenarbeit mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold ausgezeichnet wurde, erläuterte, dass es für ihn schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen sei, junge Menschen bestmöglich auszubilden.

Die Kooperation mit der Bundeswehr kann auf eine gute Tradition zurückschauen und die alljährlichen Auszeichnungen der Soldaten als Lehrgangsbeste bestärke ihn darin, dass dieses Projekt für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation sei.

Schaile: Tagung Auszeichnung für Standort Germersheim

Auch der Germersheimer Bürgermeister, Marcus Schaile, ließ es sich nicht nehmen, ein Grußwort an die Tagungsteilnehmer zu richten. Er freue sich „unwahrscheinlich“, dass die Tagung in Germersheim stattfinde, sagte Schaile. Dies sei eine Auszeichnung und betone die Wichtigkeit des Standorts.

Die Stadt stehe zu 100 Prozent hinter dem Standort – er hoffe, dass dies umgekehrt ebenfalls der Fall sei. Man sei froh, Dietmar Hinze als Kommandeur in Germersheim zu haben: „Es läuft hervorragend.“

Hinze: Eine Erfolgsgeschichte

Das Résumé des Bataillonskommandeurs, Oberstleutnant Dietmar Hinze, fällt trotz der Zusatzbelastung für seinen Verband äußerst positiv aus.

„Wir haben so die Möglichkeit gehabt, den Verband einer breiten Führungsschicht vorzustellen, zu zeigen, was wir hier alles machen und nicht lediglich auf die Grundausbildung und die einsatzvorbereitende Ausbildung reduziert sind. Ich wollte den anwesenden Gästen explizit zeigen, was meine Frauen und Männer im Stande sind zu leisten. Ohne den Einsatz eines jeden einzelnen könnte dieses Bataillon nicht diese überragenden Arbeitsergebnisse erzielen. Ich kann wieder einmal nur betonen. Ich bin stolz, ein Teil dieser Erfolgsgeschichte gewesen zu sein.“

Etwas Wehmut klingt allerdings mit – Hinze wird sein Bataillon nicht mehr lange führen. Er verlässt Germersheim Ende März nächsten Jahres und wird eine Aufgabe im Einsatzführungskommando in der Nähe von Potsdam wahrnehmen. (cli/nc)

 

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