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Standort Germersheim: Strukturreform mit hohem persönlichen Einsatz

29. Januar 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Oberstleutnant Dietmar Hinze leitet seit vier Monaten das Luftwaffenausbildungsbataillon in der Graf-Sponeck-Kaserne in Germersheim. Fotos: Licht

Germersheim – Streichungen und Reduzierung einerseits – Weiterentwicklung andererseits: Das veranschaulichte Kommandeur Oberstleutnant (OTL) Dietmar Hinze bei der Sicherheitspolitischen Veranstaltung, einer Art Neujahrsempfang, in der Graf Spock-Kaserne in Germersheim.

Ein „besonderes Jahr 2013“ stellte Hinze mit Blick auf die Strukturreform der Bundeswehr in Aussicht. Diese sei in der Hauptsache mit einer gravierenden Reduzierung der Zahl der Soldaten sowie zivilen Mitarbeitern und der verfügbaren Waffensysteme und Kasernen verbunden.

Die Neuausrichtung der Bundeswehr auf das veränderte sicherheitspolitische Umfeld werde konsequent weiter verfolgt: „Dieser eingeschlagene Weg fordert von unserer Luftwaffe einen der weitreichendsten Anpassungsprozesse in ihrer Geschichte. Er geht über eine bloße Strukturreform hinaus“, sagte Hinze in seiner Ansprache. Bis in den Weltraum sei die Luftwaffe bereits präsent, führte Hinze den erstaunten Zuhörern weiter aus: „Seit 2009 verfügen wir über ein eigenes Weltraumlagezentrum in Uedem.“

Auch der Standort Germersheim bleibt von der Vielzahl an Reformmaßnahmen nicht unberührt. So sollen beispielsweise künftig kürzere Entscheidungswege die Organisation straffen, diverse Führungs- und Entscheidungsebenen wurden gestrichen.

Für  Germersheim als letztes verbliebenes Ausbildungsbataillon der Luftwaffe bedeutet das ein direktes Unterstellen unter dem Kommando „Unterstützungsverbände Luftwaffe“. Diese Änderung wird am 1. Juli wirksam: „Eine Tatsache, an die sich alle Beteiligten künftig gewöhnen müssen“, so Hinze. „ Die Reform geht auch für jeden einzelnen mit großen, persönlichen Herausforderungen einher. So werden Soldaten und zivilen Mitarbeiter und ihre Familien nach einer eventuellen Schließung ihres Standorts vor neue, unbekannte Lebenssituationen gestellt, für die wir gemeinsam „erträgliche“ Lösungen finden müssen.“

In Zukunft wird die Luftwaffe Teil einer deutlich kleineren Truppe sein, die jedoch materiell und ausbildungstechnisch spezialisiert werden soll. In der Sponeck-Kaserne ist die Umgestaltung auch nach außen hin sichtbar. So wurden die Einheiten und das Bataillon zum Ende des Jahres 2012 umbenannt: Vom III./LwAusbRgt. in das „ Luftwaffenausbildungsbataillon“.

Zudem hat Germersheim nun so etwas wie ein Exklusiv-Recht: Es ist die letzte verbliebene Einrichtung, die alle Soldaten der Luftwaffe und ausgewählte Soldaten der anderen Teilstreitkräfte auf ihren Auslandseinsatz vorbereiten wird. Aktuell in diesem Jahr wird federführend die Ausbildung des deutschen FlaRak-Kontingents für den Patriot Einsatz in der Türkei betrieben.

Auch die Grundausbildung für alle Mannschaftssoldaten und zukünftig auch für den Offiziersnachwuchs der Luftwaffe wird in Germersheim weiter durchgeführt – als eins von vier verbliebenen Bataillonen. So wird auch die Grundausbildung der Offizieranwärter aus Fürstenfeldbruck in das Luftwaffenausbildungsbataillon verlegt.

„Wir sind diejenigen, welche unseren Nachwuchs in den Laufbahnen der Mannschaften und der Offiziere als erstes prägen werden. Damit geht eine große Verantwortung einher“, betonte der Oberstleutnant.

Auch die Stadt profitiert vom Standort, wie Hinze mit eindrucksvollen Zahlen unterlegte: Die Truppenküche hat einen monatlichen Verbrauch von Backwaren im Wert von ca. 4.500 Euro und einen Wasserverbrauch von durchschnittlich ebenfalls 4500 Euro pro Monat. „Und zusätzlich all das, was nicht durch Statistiken erfasst wird“, sagte Hinze. „Dies alles sind Werte, die am Ende in der Stadt Germersheim bleiben – und wir lassen diese Gelder gerne hier.“

Demnächst sollen die in die Jahre gekommenen Unterkünfte saniert und modernisiert werden. Und auch ein neues Namensschild und Bataillonswappen soll die Kaserne bald ausweisen.

Besonderen Dank hatte Hinze für die Abordnung des Luftwaffenmusikkorps aus Karlsruhe, die sich trotz schwacher Personalstärke und einem übervollen Terminkalender bereit erklärt hatte, die Veranstaltung musikalisch zu umrahmen. (cli)

 

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