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Meterhoher Schlamm und Knochenarbeit: Germersheimer Luftwaffenausbildungsbataillon im Hochwasser-Einsatz in Passau

8. Juni 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Schicht für Schicht muss der Schlamm abgetragen werden. Fotos: Luftwaffenausbildungsbataillon-GER

Germersheim/Passau – Am Festungsfest in Germersheim konnten sie dieses Jahr nicht teilnehmen – dafür schaufelten sie Schlamm und Dreck in den überfluteten Straßen von Passau und Umgebung: 239 Soldaten des Luftwaffenausbildungsbataillons Germersheim schuften bereits seit Dienstag in der vom schwersten Hochwasser seit knapp 500 Jahren heimgesuchten Krisenregion.

Dringend um Hilfe gebeten vom Landeskommando Bayern wurde der Kommandeur der Hans-Graf-Sponeck-Kaserne, Oberstleutnant Dietmar Hinze, – die Situation in Passau ist nach wie vor katastrophal. Hinze schickte sofort alle verfügbaren Kräfte nach Bayern, samt Gefährt und Gerät.

In Roth bei Nürnberg werden die Einsätze koordiniert – die Germersheimer werden schwerpunktmäßig zum Räumen von Wohnungen und Häusern eingesetzt. In der Altstadt von Passau war die Kompanie am Samstag als einzige militärische Truppe unterwegs – und befreite die Straßen von mehr als zwei Meter hohem Schlamm.

Harter Einsatz

Zusammen mit den freiwilligen Helfern – meist Studenten – und den Anwohnern rackern die Soldaten, um die Massen am Schlamm, Schmutz und angespültem Müll aus den Kellern der Bürger zu bekommen. Feuerwehr und technisches Hilfswerk sind ebenfalls eingesetzt, es müssen noch immer Hindernisse und Autos aus dem Weg geschoben werden.

Straße für Straße, Haus für Haus – die Mitglieder des Bataillons sprechen mit den Bürgern, was entsorgt werden soll, gehen in Gruppen von drei bis vier Leuten in die Häuser und entsorgen, was die Flut zerstört hat: Möbel, Maschinen, Handelswaren. Untergebracht ist die Kompanie in der Eissporthalle von Passau. Morgens um 6.30 beginnt die Knochenarbeit – und endet am Abend gegen 22 Uhr.

Eile geboten

Kommandeur Hinze koordiniert drei Einsatzbereiche, packt aber auch selbst mit an. „Die Leute müssen ja irgendwie in ihre Häuser kommen – und wenn der Schlamm nicht schnell entfernt wird, wird er hart wie Beton“, erläutert der Oberstleutnant dem Pfalz-Express die brenzlige Lage. „Das ist der Grund, weshalb wir hier so schnell handeln mussten.“

Für die Passauer ist die Hilfe ein Segen. „Die Stadt war wirklich „abgesoffen“, ich habe so etwas noch nie gesehen. Was übrig geblieben ist nach Rückgang des Wassers sieht aus wie ein Mondkraterlandschaft“, schildert Hinze seine Eindrücke. Auch abgelegen Bauernhöfe hat Hinze mit seinem Bataillon gerettet und die „Mondlandschaft“ wieder in einen Bauernhof verwandelt.

Teilnahme am Festungsfest musste ausfallen

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: „Mir tut es sehr sehr leid, dass wir es nicht geschafft haben, unseren Konvoi beim Festungsfest zu bilden und dabei zu sein“, sagt Hinze. Zwar wurde seitens des Bataillons die logistische Unterstützung sichergestellt, dann jedoch mussten alle Kräfte in das Hochwassergebiet an Donau, Inn und Ilz abrücken.

Durch sämtliche Keller geklettert

Stabsfeldwebel Frank Wiedemann kletterte durch unzählige Keller und inspizierte die Lage, bevor die Hilfstrupps hineingeschickt wurden. „Als wir angereist sind, war die Situation eine einzige Katastrophe. Die Flutwelle kam so schnell, dass die Menschen nicht einmal ihr Hab und Gut einen Stock höher in Sicherheit bringen konnten. Aber innerhalb von zwei Tagen hatten wir schon unheimlich viel geschafft.“

Dankbarkeit und Applaus

Der Oberbürgermeister der Stadt Passau sprach dem Bataillon seinen Dank und den der ganzen Stadt aus. Die Germersheimer werden voraussichtlich noch drei Tage vor Ort weiterarbeiten, den Rest übernimmt Feuerwehr und THW.

Wie dankbar die Bevölkerung den Soldaten ist, zeigt sie jeden Abend mit Applaus und Standing Ovations – manche Menschen weinten vor Freude über die tatkräftige Hilfe und Unterstützung.

„Das ist Motivation ohne Ende“, sagt der Stabsfeldwebel und zollt den Passauer Bürgern Respekt: „Die Menschen dort haben den Mut nicht verloren. Sie machen weiter.“ (cli)

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