Mittwoch, 24. April 2024

Vier Monate Afghanistan: Germersheimer Kommandeur Dietmar Hinze mit zwei Kontingenten im Einsatz

18. Januar 2014 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Regional

Oberstleutnant Dietmar Hinze (hi.li.) mit einem Kontingent aus Germersheim kurz vor dem Abflug nach Afghanistan.
Foto: v. privat

Germersheim – Anfang Januar ist der Kommandeur der Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne, Oberstleutnant (OTL) Dietmar Hinze, in den Auslandseinsatz aufgebrochen: Er und zwei Kontingente des Luftwaffenausbildungsbataillons werden vier Monate lang in Afghanistan Dienst tun.

Dem ersten Kontingent gehören fünf, dem zweiten vier Soldaten aus Germersheim und Roth an. Die Vakanzen werden derweil, wenn möglich, in den jeweiligen Standorten durch Reservisten ersetzt. Fehlen werden sie trotzdem: „Für unseren Verband ist das ein zweischneidiges Schwert“, sagt OTL Hinze. „Der Ausbildungsbetrieb muss weiterlaufen – besonders die einsatzvorbereitende Ausbildung.“

Nichtsdestotrotz ist die Erfahrung im Auslandseinsatz notwendig. Speziell die Soldaten, die ihn noch vor sich haben, profitieren von den Rückkehrern.

„Nach dem Einsatz setzen wir uns zusammen, besprechen die Dinge, die wir erlebt haben und lassen diese in die Ausbildung einfließen“, so Hinze. „Man sieht dann sehr gut: Was ist sinnvoll, was verbesserungswürdig, was kann man noch mit auf den Weg geben.“

Die aktuellen Einsatzerfahrungen fließen in die Ausbildung mit ein. Für Hinze ist Stillstand diesbezüglich „das Schlimmste“. Es gelte, sich immer wieder neu zu fragen: Sind wir noch aktuell? Machen wir alles richtig? Was hat sich dort verändert, wie reagieren wir?

Neben den militärischen Aspekten spielen jedoch auch ganz praktische Fragen des Alltags eine Rolle in der Vorbereitung: Wie kann man am besten Verbindung mit der Familie halten, wie viel Geld wird im Lager gebraucht, woher bekommt man überhaupt Bargeld, welches Handy funktioniert am besten, wo wird die Wäsche gewaschen – auch darüber werden diejenigen, die den Einsatz noch vor sich haben, umfassend informiert.

„Einsatz hat Stabilität gebracht“

Dietmar Hinze verbindet den Einsatzbefehl mit der Hoffnung, den Menschen in Afghanistan etwas mehr Sicherheit und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.

Durch die enge Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften habe sich die Situation vor Ort sehr gut entwickelt: „Ich bin sicher, dass der Einsatz Stabilität gebracht hat“, sagt Hinze. „In zwei Generationen besteht für die Menschen die berechtigte Hoffnung, dort in Frieden aufwachsen zu können. Auch der notwendige Aspekt der allgemeinen Bildungschancen wurde und wird weiterhin kontinuierlich verbessert.“

Hinze betonte, dass jeder Einzelne seinen Teil zum Gesamtbild beigetragen habe. Jeder Soldat habe mit seiner Tätigkeit, sei es beim Bohren von Brunnen, beim Schulbau oder beim Patrouille fahren, viel für den Aufbau geleistet.

Man habe helfen müssen – auf vielen verschiedenen Ebenen, sagt Hinze. Auch eine Industrie aufzubauen, sei elementar wichtig gewesen: „Wenn man keine Wahl hat, wird man Söldner oder Drogenbauer – da geht es geht ums nackte Überleben. Wer einigermaßen in Wohlstand lebt, hat kein Interesse daran, Aufstände oder Kriege anzuzetteln.“

Es sei nun ein Punkt erreicht, an dem man sich ein Stück weit zurücknehmen könne, ist Hinze überzeugt. Es sei viel Positives passiert: „Die Afghanischen Staats- und Sicherheitsorgane wurden nicht nur zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ermutigt, sondern nehmen diese mehrheitlich im Land bereits wahr.“

Auch für Angehörige eine schwierige Zeit

Eine harte Zeit wird es dennoch. Alle haben „Respekt“ vor den vier Monaten. Eine ganze Jahreszeit ohne die Familie, die Angehörigen; dazu eine nicht ganz sichere Umgebung.

Oberleutnant Nico Candrian, zurück aus einem knapp fünfmonatigen Einsatz im Camp Kunduz, schildert es so: „Alles was über vier Monate hinaus geht, zehrt an der Substanz. Es war anstrengend, manchmal auch nicht ungefährlich. Aber das Spüren der Kameradschaft, des Zusammenhalts, der Team-Spirit – diese Erfahrung war unglaublich. Trotzdem: Die Familie zuhause kann das nicht ersetzen.“

Dietmar Hinze wünscht sich vor allem, dass die Soldaten alle gesund nach Hause kommen. Er denkt aber auch an die Familien: „Ich hoffe, dass betroffene Soldaten und ihre Familien die Kraft haben, diese vier Monate durchzustehen. Beruflich ist es eine große Herausforderung, auch die zuhause Gebliebenen müssen diese Aufgaben mittragen – in vier Monaten kann ganz schön viel passieren.“

Er selbst will die alte Tradition des Briefeschreibens aufleben lassen, täglich seine Gedanken zu Papier bringen und die Briefe seiner Familie schicken.

Während seiner Abwesenheit wird der stellvertretende Kommandeur Oberstleutnant Andreas Petry den Standort leiten – jedoch nicht mehr lange. Petry wird ab Februar in Köln im Kommandounterstützungsverband für die Ausbildungskonzeption zuständig sein. Im Januar arbeitet er seinen Nachfolger Major Robert Schilling ein, der bis zur Rückkehr von Dietmar Hinze in der Sponeck-Kaserne „die Stellung hält“. (cli)

Afghanistan ist nach wie vor ein gefährliches Pflaster.
Foto: dts Nachrichtenagentur

 

 

 

 

 

 

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen