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Umbenennung vollzogen: Sponeck-Kaserne heißt jetzt offiziell Südpfalz-Kaserne

23. Juni 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Kommandeur Oberstleutnant Maximilian Olboeter (li.) und General Rainer Keller enthüllen das neue Namensschild der Südpfalz-Kaserne.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Germersheim – Nun ist es offiziell: Die Sponeck-Kaserne ist am 22. Juni in Südpfalz-Kaserne umbenannt worden.

Vorausgegangenen waren jahrelange Diskussionen. Bereits 2004 kam die Bundeswehr zu dem Ergebnis, dass der Namensgeber der Kaserne, der Wehrmachtsgeneral Hans Graf von Sponeck, nicht mehr konform gehen könne mit dem Traditionserlass von 1982, bei dem die Streitkräfte an Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht gebunden sind.

Den letzten Anstoß gaben die jüngsten Veröffentlichungen des US-Historikers Erik Grimmer-Solem, der von Sponeck vorwarf, Kriegsverbrechen begangen zu haben im Rahmen des sogenannten „Kommissarbefehls“.

Befehlsverweigerung kostete Sponeck das Leben

Hans Emil Otto Graf von Sponeck, geboren 1888 in Düsseldorf, galt als lange Zeit als Held und Widerständler gegen Hitler und das Regime.

General Hans Graf von Sponeck (Stele).

Der Grund dafür war eine berühmt gewordene Befehlsverweigerung. Während der Kämpfe auf der Halbinsel Kertsch (ein Teil der Halbinsel Krim) befahl Sponeck ohne Rücksprache mit seiner vorgesetzten Kommandobehörde die Räumung von Kertsch, als er erkannte, dass das deutsche XXXXII. Armeekorps rückwärtig abgeschnitten werden würde. In Zeiten von Durchhalteparolen „Stellung unbedingt halten, kämpfen bis zum Tod“ eine Entscheidung, die vielen Soldaten auf beiden Seiten das Leben rettete.

Sponeck wurde wegen „fahrlässigen Ungehorsams im Felde“ zum Tod verurteilt. Adolf Hitler wandelte das Urteil einige Wochen später in sechs Jahre Festungshaft um, die Sponeck im Militärgefängnis in Germersheim antrat. Drei Tage nach dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er auf Befehl Himmlers ermordet.

„Umbenennung notwendige Konsequenz“

Im April hat dann das Bundesverteidigungsministerium der Umbenennung der Kaserne zugestimmt, nachdem auch im Stadtrat Germersheim dafür votiert wurde.

Die Umbenennung begründeten gestern nochmals Brigadegeneral Rainer Keller (Leiter Kommando Unterstützungsverbände Luftwaffe, wird zum 1. Juli aufgelöst) und Kommandeur Oberstleutnant Maximilian Olboeter, nachdem beide im Pfalzkasino das neue Namnesschild enthüllt hatten.

„Hiermit verleihe ich der Kaserne den Namen „Südpfalz-Kaserne“, sagte kurz vor 16 Uhr der General.

Keller erläuterte in einem kurzen Abriss die Geschichte des Standorts und betonte, dass seit 50 Jahren die Soldaten in Germersheim nicht nur militärische Fertigkeiten erlernten, sondern auch mit einer verfassungsfesten Werteeinstellung als Staatsbürger in Uniform in die hiesige Gesellschaft mit hineinwirkten.

Die Namensgebung nach Persönlichkeiten sei seinerzeit „gute Tradition“ gewesen. Dennoch sei eine Gesamtwürdigung nach freiheitlich- und rechtsstaatlichen Grundsätzen ausgerichtet – deshalb könne von Sponeck nicht mehr Namensgeber der Kaserne sein. Auch andere Kasernen seien umbenannt worden – das sei also nichts Neues.

Den Stab über den Generalleutnant und Menschen von Sponeck will jedoch niemand brechen: „Die Luftwaffe fällt kein Urteil über seine Person.“ Dennoch sei die Umbenennung eine notwendige Konsequenz, denn von Sponeck habe verbrecherische Anweisungen der Wehrmacht ausgeführt, ohne regulierend einzugreifen, und habe diese sogar teilweise noch verschärft.

Der neue Name Südpfalz-Kaserne unterstreiche die jahrzehntelange gelebte Integration und Verwurzelung in der Region und besiegle diese Verbundenheit. Der „aufgeschlossene Lebensgeist“ in der Südpfalz mache es den Soldaten leicht: „Sie dienen und leben gerne hier“, so Keller. Die Forschung und die Diskussion um Graf von Sponeck würden aber wohl weitergehen.

„Es ist nicht alles Weiß oder Schwarz“

Dass das Thema kontrovers debattiert wurde und wird, zeigte sich in den Worten von Kommandeur Maximilian Olboeter. Er persönlich sei „nicht uneingeschränkt“ für die Umbenennung, sagte er zu Beginn seiner Ansprache.

Dennoch seien die Erkenntnisse über von Sponeck belegt, wenngleich sich einige Personen noch vehement dagegen wehren würden. Es sei eben nicht alles entweder Weiß oder Schwarz – nun habe das helle Bild Sponecks eine dunkle Seite bekommen.

In seiner Person verwischten sich die Grenzen zwischen Täter und Opfer, Held und Gefolgsmann: „Sponecks Handel auf der Kertsch ist jedoch unbestritten und die neuen Erkenntnisse schmälern diesen Verdienst nicht. Er hat für seinen Mut mit dem Leben bezahlt.“ Daran – „und nur daran“ – erinnere der Gedenkstein nahe des Kaserneneingangs, stellte Olboeter heraus.

Der Stein bleibt auch weiterhin an Ort und Stelle. Im zur Seite wurde eine Metallstele angefertigt, die Olboeter gestern enthüllte. Deren Text erläutert die Gründe für die Umbenennung der Kaserne. Sie soll Teil einer historischen Sammlung sein, die künftig in der Ringstraße entstehen soll.

An der Außenmauer prangt indes bereits das große Schild mit dem neuen Namen. (cli)

Zum Vergrößern auf das Foto klicken, danach auf das Kreuz oben rechts.

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Ein Kommentar auf "Umbenennung vollzogen: Sponeck-Kaserne heißt jetzt offiziell Südpfalz-Kaserne"

  1. Friedel sagt:

    Jahrelange teure Diskussion auf Kosten der Steuerzahler, viele Tausend Euro für neue Schilder, Wegweiser, Stempel, EDV-Einträge, Briefpapier und vieles mehr. Mit dem Geld für die Umbenennung hätte man z. B. die Belegschaft aller Kindergärten in Germersheim verdoppeln können. Mir fallen spontan viele viele Möglichkeiten ein, wie man dieses vergeudete Geld hätte sinnvoller einsetzen können.