Berührende Veranstaltung in der Landauer Festhalle – Pfarrer Dieter Weber vom Förderverein: „Ein überwältigendes Echo“

22. Oktober 2019 | Kategorie: Allgemein, Kultur, Landau, Regional

Eva Mattes, Christoph Maria Herbst und die beiden Sängerinnen Christina Schmid und Mareike Bender beteiligten sich an einem ganz besonderen Abend.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Lachen und Weinen kann ganz eng beieinander liegen. Diese Erfahrung machten letzte Woche die Besucher einer mehr als beeindruckenden Veranstaltung in der Landauer Festhalle. Sie war erstmals in Rheinland-Pfalz zu sehen.

Es war eine Veranstaltung aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums des Ambulanten Hospiz-und Palliativ-Beratungsdienstes und Fördervereins Ambulante Hospizarbeit Landau/Südliche Weinstraße.

Letzte Lieder: dieses Projekt war weit mehr als ein Benefiz-Abend – es war ein regional bezogenes Gesamtkunstwerk aus Text, Musik, Video und Licht – Multimedia, wenn man so will über ein Thema, das oft immer noch als Tabu angesehen wird: das Sterben.

Michael Letzel am Akkordeon.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Das Besondere: Der Autor Stefan Weiller, ein waschechter Herxheimer, hat Menschen aller Altersstufen in ihren letzten Lebensmonaten interviewt. Weiller war auch in unserer Region unterwegs und besuchte Leute, die wussten, dass sie sterben mussten. Sie erzählten Weiller aus ihrem Leben und beschrieben in diesem Zusammenhang auch ihre Lieblingsmusik, die sie mit verschiedenen Momenten ihres Lebens verbanden.

Annette Postel und Michael Letztel mit dem Lied „Die jiddische Mamme“.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Die Konzeption war als Gang durch verschiedene Zimmer ausgerichtet. Dabei begegnete man während der langen, aber niemals langatmigen Veranstaltung in den erzählten Geschichten und Liedern Menschen mit ihren Gefühlen – von Freude und Glück bis Trauer und Angst.

Das Publikum erlebte eine mehrstündige, beeindruckende Veranstaltung.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Mitwirkende waren Schauspieler Christoph Maria Herbst, Eva Mattes als Sprecherin, Annette Postel, Michael Letzel, der Maulbronner Kammerchor, Die Dicken Kinder, LJO-Brass, Monica Rincon (Harfe), Rüdiger Linn (Tenor), ein Streichquartett (Felix Hammer, Wanja Brinkmann, Franziska Brandis, Veit Hübner), Heike Wagner (Orgel/Piano).

Der Pfalz-Express (PEX) sprach im Nachgang mit Pfarrer i.R. Dieter Weber, Vorsitzender des veranstaltenden Fördervereins über den außergewöhnlichen Abend.

Pfarrer i.R. Dieter Weber bei seiner Begrüßung.
Foto: Pfalz-Express

PEX: Wie haben Sie denn den Abend persönlich für sich eingeordnet?

Ich bin zunächst sehr froh, dass dem Fördervereinsvorstand die Organisation der Aufführung gelungen ist, auch durch die großartige Unterstützung durch Ehrenamtliche und Hauptamtliche des Ambulanten Hospizdienstes.

Es gab ja sehr viel zu bedenken und auszuführen: Kartenausgabe, Unterbringung, Verpflegung und Betreuung des großen Künstlerensembles, mit dem Festhallen-Team und der Technik Organisation und Ablauf abzusprechen, Truhenorgel besorgen, Pkw-Shuttle vom Unterbringungsort zur Festhalle, Spendensammeln u.a.m.

Glücklich bin ich, dass die Aufführung im Vorfeld durch Berichte der verschiedensten  Medien ein solch überwältigendes Echo fand. Gleichzeitig fiel es mir schwer, Menschen enttäuschen zu müssen durch eine Absage, weil alle Karten für verfügbare Plätze vergeben waren.

Für mich, den ganzen Vorstand und die Mitarbeiterinnen des ambulanten Hospizdienstes war es ein wunderbares Ereignis, dass nach vielen Jahren der Arbeit des Ambulanten Hospizdienstes und seines Fördervereins in der Öffentlichkeit ein solch großes Interesse an Hospizarbeit geweckt worden war und so viele Menschen dieser Arbeit große Bedeutung beimessen.

Gleichzeitig hat die Veranstaltung selbst der Hospizarbeit in der Öffentlichkeit viel mehr Bedeutung verliehen, als das durch die Dienste selbst erreicht werden konnte.
Ich bin einfach glücklich, dass wir als Fördervereinsvorstand gewagt haben, eine solche Veranstaltung durchzuführen und bin allen Unterstützern sehr dankbar, ohne die wir dies nicht hätten bewerkstelligen können.

PEX: Verlief alles nach Plan oder hat sie etwas am Ablauf überrascht?

Es verlief alles weitestgehend nach Plan. Völlig überrascht waren wir, dass innerhalb einer ½ Stunde über 500 Karten im Internet über Fa. Ztix abgerufen wurden. Ich
wollte über den PC den Kartenabruf dort verfolgen und hatte mich darauf eingestellt, jeden Tag ein bis zweimal die Kartenbestellung zu beobachten, um ggf. weitere
Karten freigeben zu können.

Gleichzeitig waren im Ambulanten Hospizdienst und bei Vorstandsmitgliedern so viele Nachfragen nach Karten eingegangen, dass uns schnell klar war, wir können übers Internet keine weiteren Karten mehr freigeben. Wir wurden von der Nachfrage regelrecht überrollt.

PEX: Bleiben Sie mit den Protagonisten Herbst und Mattes in Kontakt?

Wir haben Eva Mattes und Christoph Maria Herbst in einem Brief ausführlich für ihre Mitwirkung in Landau und für ihr darüber hinausgehendes Engagement für die Hospizarbeit gedankt und dabei deutlich gemacht, wie wichtig ihre Mitwirkung war, dass die Veranstaltung eine solch große Resonanz fand.

Beide Schauspieler waren am 14.10. bei der Aufführung in Pforzheim dabei und sind mit dem Team unterwegs nach Chemnitz und München. Weitere Kontakte sind daher nicht mehr möglich.

PEX: Hatten Sie nach der Veranstaltung Reaktionen aus dem Publikum?

Wir haben am Abend nach der Veranstaltung, aber auch in den folgenden Tagen in Anrufen, Kurznachrichten und Mails, begeisterte Zustimmung und überschwänglichen Dank für diesen wunderbaren und beeindruckenden Abend erhalten.

Hier ein paar Reaktionen: „Es war ein großer, ein großartiger, ein zutiefst würdevoller Abend, den Sie und alle auftretenden KünstlerInnen uns schenkten“ oder auch „Die Vorstellung war sehr schön, sehr berührend, traurig aber auch voller Humor“.

PEX: Wie hoch sind denn die Spenden, die an diesem Abend generiert wurden?

Am Abend haben wir Spenden in Höhe von 14.500 Euro erhalten. Mittlerweile wurden rund 2.000 Euro überwiesen für den Aufbau des Kinder- und Jugendhospizdienstes. Der Förderverein will ab Oktober 2019 eine halbe Stelle über zwei Jahre für den Aufbau des Dienstes finanzieren.

PEX: Wurde die Veranstaltung aufgezeichnet? Wenn ja, wo könnte man das Ganze noch einmal erleben?

Es gibt meines Wissens keine ganze Aufzeichnung, aber aus der ARD-Mediathek und aus SWR2 Beiträge zu Letzte Lieder in Landau:
https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExNjIwNjU/
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/Konzert-und-Lesung-mit-Eva-Mattes-und-Christoph-Maria-Herbst-fuer-Hospiz-Landau,letzte-lieder-konzert-lesung-fuer-hospiz-landau-100.html

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