Wahl-Sensation in Herxheim: Hedwig Braun schlägt Franz-Ludwig Trauth

26. April 2015 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Politik regional, Regional

Hedwig Braun, die künftige Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Herxheim. Im Hintergrund Franz-Ludwig Trauth.
Fotos: Kunze

Herxheim – Es ist die Nachricht des Tages: Aus dem Stand schaffte es die parteilose Hedwig „Hedi“ Braun in das Amt der Verbandsbürgermeisterin.

Mit 56,6  Prozent schlug sie den amtierenden Franz-Ludwig Trauth, der mit 43,34 Prozent deutlich hinter Braun blieb.

Das Ergebnis ist umso bemerkenswerter, da Braun sich erst vor knapp drei Monaten zu einer Kandidatur entschlossen hatte. Die dipolomierte Finanzwirtin hatte einen rasanten und bürgernahen Wahlkampf hingelegt – mit Erfolg.

Sie freue sich von ganzem Herzen, sagte Braun, nachdem das Ergebnis feststand, dankte aber auch ihrem Kontrahenten für einen „offenen und fairen Wahlkampf“.

Nicht nur die Wähler aus ihrem Heimatort Herxheim scheinen der Meinung zu sein, dass sie die Probleme und Herausforderungen in der Region meistern kann, sondern ebenso die Nachbargemeinden Hayna, Herxheimweyher, Insheim und Rohrbach.

Hedwig Braun war überwältigt von dem eindeutigen Wahlsieg. Fünf Wochen Urlaub hat sie genommen. „In einer Woche hatte ich einen genauen Plan im Kopf, wie ich vorgehen werde“, sagte Braun. Und das hat sie dann genauso durchgezogen. Sie wirkte sehr entschlossen und wurde augenscheinlich schwer unterschätzt.

Braun  bekam auch Glückwünsche von Landrätin Theresia Riedmaier übermittelt. Solch ein Wahlergebnis wäre außergewöhnlich und hätte es in dieser Form noch nicht gegeben, so Riedmaiers Worte.

Für den CDU-Mann Trauth war es eine herbe Wahlniederlage. Doch wird er weiterhin als Ortsbürgermeister seine Fähigkeiten in der Verwaltung einbringen können.

Hedwig Braun warb in den letzten Tagen mit Teebeuteln dafür, „nicht immer den alten Aufguss“ haben zu wollen. Anscheinend hat der Tee Vielen geschmeckt. (cli/gk)

Foto: Kunze

Hier nochmals die Schwerpunkte von Hedwig Braun im Interview vom 23. April:

Warum möchten Sie Bürgermeisterin werden, was bewegt Sie zur Kandidatur?

Ich habe inzwischen die Reife und Erfahrung dieses Amt tatsächlich auch ausfüllen zu können. Ich verfolge schon länger die Lokalpolitik und war bereits vor Jahren aktiv, musste dann aber aus beruflichen Gründen mein Engagement einstellen. Jetzt ist die Zeit reif, um auch in der Verbandsgemeinde politische Veränderungen herbeizuführen.

Ich beobachte seit geraumer Zeit, dass sich die Verbandsgemeinde an vielen Stellen sehr langsam bewegt. Stillstand bedeutet für mich Rückschritt. Es ist also höchste Zeit, die wichtigen Themen der einzelnen Gemeinden wieder ernst zu nehmen und anzupacken. Dafür stehe ich ein – mit Leidenschaft und Engagement.

Beschreiben Sie einem Fremden Ihre Gemeinde mit maximal zwei Sätzen.

Die Verbandsgemeinde Herxheim mit ihren vier Ortsgemeinden liegt in einer klimatisch bevorzugten Region zwischen Pfälzer Wald und Rheinebene, lebt von der Landwirtschaft, dem Tourismus sowie vielen kleinen oder mittelständischen Unternehmen und hat insbesondere im Gesundheitswesen ein vielfältiges Angebot vorzuweisen.

Die Lebensqualität ist aufgrund eines umfassenden kulturellen und sportlichen Angebots, zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten und einem hohen Erholungsfaktor recht hoch.

Wenn ich Bürgermeisterin bin, werde ich als erstes…?

… eine Bürgersprechstunde einrichten und prüfen, inwieweit sich auch neue Medien hierfür nutzen lassen, da mir ein enger Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern der Verbandsgemeinde extrem wichtig ist und ich auch eine gute Erreichbarkeit für Berufstätige gewährleisten möchte. Denn wer kennt das nicht, man hätte Zeit etwas zu erledigen, findet aber keinen Ansprechpartner mehr.

Die nächsten drei Projekte sind…?

Projekte, die mir sehr am Herzen liegen sind eine Verbesserung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs, eine Stärkung der Wirtschaft und des Gewerbes sowie Angebote für ein seniorengerechtes Wohnen innerhalb der einzelnen Gemeinden.

Lassen Sie mich diese Themen kurz ausführen. Beim ÖPNV gilt es, alle Möglichkeiten zu prüfen und auszuschöpfen, um eine bessere und bedarfsgerechte Anbindung zwischen Insheim, Rohrbach und Rülzheim zu erreichen. Was die Stärkung der Wirtschaft betrifft, brauchen wir nur einmal nach Rülzheim zu blicken. Es gilt, auch Herxheim attraktiv für Unternehmen zu machen und diese Gewerbegebiete ansprechen in das vorhandene Umfeld zu integrieren.

Beim seniorengerechten Wohnen denke ich an die Errichtung von Mehrgenerationenhäuser oder Wohngemeinschaften für ältere Menschen sowie eine garantierte Grundversorgung vor Ort, dort, wo die Menschen leben. Ich weiß, das geht nicht alles von heute auf morgen und vielleicht lässt sich nicht alles umsetzen, doch zur Zeit sehe ich keine Visionen, wie sich die Verbandsgemeinde für die kommenden Jahre aufstellen möchte. Mit solchen Visionen und Vorstellungen kann ich dienen.

Stichwort Finanzen: Wie wollen Sie die Verbandsgemeinde finanziell voranbringen?

Die Verbandsgemeinde steht auf soliden finanziellen Füßen, das gilt es zu erhalten und weiter auszubauen. Allerdings müssen die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung in den einzelnen Gemeinden neu gestellt werden. Wir müssen mit den hier ansässigen Unternehmen in einen offenen Austausch treten und prüfen, inwieweit die Verwaltung ihren Beitrag leisten kann, um deren Geschäft zu stärken.

Um neue Unternehmen für  die Verbandsgemeinde Herxheim zu begeistern ist es wichtig, die Attraktivität der Standorte auf den Prüfstand zu stellen und da schnell und engagiert nachzubessern, wo Argumente gegen uns sprechen. Nur zufriedene Unternehmen, die dem Standort ’Verbandsgemeinde Herxheim’ treu bleiben, hier investieren oder sich sogar neu ansiedeln, sorgen am Ende auch für das finanzielle Polster, das wir als Gemeinde benötigen um den Kern unserer Selbstverwaltung vergrößern zu können.

Worin liegt Ihre Stärke, was ist Ihre Schwäche?

Eine Schwäche von mir ist sicherlich Ungeduld. Mir geht vieles nicht schnell genug. Am liebsten würde ich wichtige Dinge, die anstehen sofort anpacken und die Änderungen direkt in die Tat umsetzen. Das geht natürlich nicht immer und hier muss ich sicherlich noch an mir arbeiten. Gerade in so einem komplexen und großen System wie einer Verwaltung.

Auf der anderen Seite kann ich hartnäckig sein, wenn ich von einer Sache überzeugt bin. Ich schaffe es oft die Ziele, die ich mir einmal gesteckt habe, mit Leidenschaft und Engagement zu erreichen.  (cli)

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3 Kommentare auf "Wahl-Sensation in Herxheim: Hedwig Braun schlägt Franz-Ludwig Trauth"

  1. Alter Wind gegen Frischen Wind sagt:

    Gut dass es frischen Wind gibt. Die Wirtschaft muss hier angekurbelt werden!

  2. Günni vunn de Palz sagt:

    Hedi macht das 🙂 Sie ist die Beste! Ich bin absolut begeistert über diesen grandiosen Sieg.
    Ich wünsch Ihr viel Glück und Erfolg. Gruß … ein alter Bekannter.

  3. Jerry Buchholz sagt:

    Glückwunsch an Frau Braun. Bleibt zu wünschen, dass sie ihren Ideen mit der gleichen Planung und Durchsetzungskraft umsetzt wie ihren Wahlkampf.

    Vielleicht äußert sich im Ergebnis auch einfach eine Unmut über den bisherigen VG-Burgermeister. Da ich kein e Herxemer bin, kann ich das nicht beurteilen. Aber Tatsache ist, dass nach zwei Amtszeiten Schluss sein sollte (durch eine landesgesetzliche Regelung), damit frischer Wind und neue Ideen immer wieder ein Chance bekommen.