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Und hier kommt Olga aus Deutschland!

6. März 2012 | Kategorie: Leute-Regional, Sport

Olga Komlew hat sich im November einen Traum erfüllt. Die passionierte Läuferin ist den weltgrößten Marathon, den New-York-City-Marathon mitgelaufen. Er findet traditionell am ersten Sonntag im November statt. Er zählt zu den wichtigsten Laufveranstaltungen in den Vereinigten Staaten. Knapp 50.000 Läufer aus allen Nationen und zweieinhalb Millionen Zuschauer nahmen in diesem Jahr an dem Großereignis teil. Der New York Marathon gilt als sehr anspruchsvoll, was erklärt, dass die Sieger im Durchschnitt zwei Minuten langsamer laufen als bei vielen anderen Marathon-Veranstaltungen. Bei dem ersten New-York-City Marathon 1970 führte die Strecke 4 Mal um den Central Park. Zur zweihundertjährigen Unabhängigkeitsfeier 1976 wurde die Strecke dann verlegt, so dass sie durch die fünf Bezirke New Yorks führt: Staten Island, Brooklyn, Queens, Bronx und Manhattan. Die Läufer müssen insgesamt fünf Brücken überqueren, der Lauf endet im Central Park. Im Gespräch mit Desirée Ahme vom Pfalz-Express erläutert Olga Komlew ihre Eindrücke zu diesem besonderen Erlebnis.

PEX: Frau Komlew, wie kamen Sie denn zum Laufen?

Ich habe 2000 mit dem Laufen begonnen. Da hat mein Arbeitskollege eine Laufgruppe gegründet. Irgendwann wollte ich mehr machen. 2004 war mein erster Marathon, der Weinstraßen-Marathon. Es folgten weitere Marathons in Köln, Freiburg, Pirmasens und wieder Weinstraße.  2007 hab ich zwei Marathons gemacht, einen in Mainz im Frühjahr und im Oktober den Frankfurter Marathon, tolle Erlebnisse insbesondere der Zieleinlauf in Frankfurt. Aber ich musste in der Zeit auch vieles vernachlässigen. Jeder Marathon ist eine Herausforderung, jeder ist anders. Man setzt sich ein Ziel, muss diszipliniert sein. Bei einem Vollzeitjob gar nicht so einfach. Auf dem Trainingsplan stehen drei bis vier Läufe in der Woche. Aber es macht großen Spaß.

PEX: Wann weiß man, jetzt bin ich bereit?

Ich muss nicht nur körperlich fit, sondern auch im Kopf sicher sein, dass ich durchlaufen kann. Ich mache dann auch nur so schnell, wie ich das verantworten kann. Ich begebe mich nicht auf die Strecke und sage mir, mal schauen.

PEX: Das Wichtige ist wohl, dabei zu sein, oder? Ja, das stimmt.

PEX: Läuft ihr Mann auch?

Er ist auch Läufer, aber nur Kurzstrecken. Er macht keine Wettkämpfe.

Zur Vorbereitung auf ihr großes Ziel, den New York Marathon, hatte Olga Komlew 2010 den Bottwartal-Marathon gelaufen. Nach drei Jahre Pause in denen sie keine Wettkämpfe bestritten hatte, aber trotzdem ihr Laufpensum weiter verfolgte, war das für sie eine Art Probemarathon für New York. Nach dieser Erfahrung 2010 war ihr klar, dass sie den New York Marathon schaffen kann.

PEX: Welchen Stellenwert hat das Laufen für Sie?

Laufen macht schon süchtig. Wenn ich nicht laufen kann, fühle ich mich nicht wohl. Beim Laufen kann ich wunderbar abschalten, es ist ein Ausgleich zu meinem Job.

PEX: Wieso eigentlich New York Marathon?

Die Stadt hat mich immer gereizt. Im Fernsehen hab ich den Marathon mal verfolgt, man sieht ja leider nicht sehr viel darüber, und ich dachte, das wäre eine schöne Verbindung von Stadtbesichtigung und Laufen.

PEX: Welche Gefühle haben Sie denn entwickelt?

Dieses Gefühl, da mit zu machen beim größten Marathon der Welt, ist schon unglaublich. Man sieht zunächst die Menge der Leute nicht, denn es wird in drei Etappen gestartet und man bewegt sich auch in verschiedenfarbigen Startbereichen. Bis es soweit war, mussten wir allerdings drei Stunden überbrücken. Ich startete in Mittelfeld um 10:10 Uhr. Wurde aber schon früh aus dem Hotel abgeholt und war schon vor 7 Uhr dort, denn dann wird die Brücke gesperrt. Die Profis laufen ja als erste los.

Olga Komlew sah sich auch mit diversen Problemen konfrontiert: Da war das Jetlag, mangelnder Schlaf. Und am Tag zuvor hatte das Ehepaar Komlew ausgiebig, zu Fuß natürlich, New York besichtigt.

PEX: Sie sind ja trotzdem noch eine gute Zeit gelaufen.

Ja, in meiner Altersgruppe war ich auf Platz 211 in der Zeit von 4 Stunden, 1 Minute und 45 Sekunden. Am Start war ich sehr aufgeregt. Die Atmosphäre ist unglaublich: Jeder spricht mit Jedem. Man hört viele Sprachen. Der Marathon zeigt dadurch noch ein anderes Niveau als andere. Trotzdem: Jeder hat den gleichen Spaß, das gleiche Ziel, man wünscht sich gegenseitig Erfolg. Ja, am Morgen des Starts war es richtig kalt, später hatten wir dann Sonne bis ca. 14 Grad. Vielleicht war die Kühle auch schuld daran, dass ich zum Schluss Schmerzen im Oberschenkel hatte. Der Gedanke, dass sich so viele mit mir freuen und die Daumen drücken hat mich den ganzen Lauf sehr motiviert. Aber ich hätte nicht um jeden Preis weiter laufen müssen, denn wir wollten ja noch New York erleben. Man kann die Stadt nur zu Fuß auf sich wirken lassen. Bei den letzten Kilometern hatte ich keinen Blick mehr für die Architektur. Musste mich mehr auf mein Lauf konzentrieren, langsam kam die Müdigkeit. Am Ziel war ich erschöpft aber glücklich, und so hörte ich auch gar nicht die Lautsprecherdurchsage auf Deutsch: Hier kommt Olga aus Deutschland! Es waren ja immerhin über 2000 Teilnehmer aus Deutschland. Sehr beeindruckend war die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Organisatoren. Es war einfach ein tolles Erlebnis!

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