Donnerstag, 25. April 2024

Rheinzaberner Ostersinger öffnen die Herzen

25. März 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim
Eine Gruppe der Ostersinger in den Rehgärten. Foto: Beil

Eine Gruppe der Ostersinger in den Rehgärten.
Foto: Beil

Rheinzabern – Auch in diesem Jahr sind die Ostersinger unterwegs und öffnen die Herzen vieler Bewohner des Römerdorfs.

Ihrem Gesang kann man sich nur schwer entziehen; bedauernswert jeder, der nicht aus dem Fernsehsessel kommt.

Während sich die einen ihrer Jugendzeit erinnern, staunen andere immer wieder über die jungen Leute, die das Brauchtum pflegen und sich nicht scheuen, außergewöhnliche Lieder vorzutragen.

Es ist eine Mischung aus religiösem Gesang, der an die Passion Christi erinnert, und Liedern aus der Zeit der Jugendbewegung, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und identitätsstiftend wirken.

Während der Passion zwischen Gründonnerstagabend und der Osternacht schweigen die Glocken und werden durch hölzerne Lärminstrumente ersetzt.

Die Rätscherbuben ziehen durchs Dorf und grüßen mit Ave Maria, des Nachts wird feierlich gesungen, was natürlich mit gewissem Abenteuertum verbunden ist.

Waren es bis vor wenigen Jahren hauptsächlich Schulabgänger unter Aufsicht von Erwachsenen, so organisieren sich heute die Jugendlichen im Alter bis fast 20 Jahre selber.

Nicht wenige haben eine musikalische Ausbildung. Wochenlang wurde geübt. Und es kann sich hören lassen. Außerdem wird Disziplin und Kondition verlangt. Im Rehgärtengebiet war allenthalben Gänsehauteffekt zu verspüren, als das „Steiget auf im Namen des Herrn!“ oder“ Hört, ihr Leut, es ist Betglockzeit!“ ertönte.

Nicht minder rührend Matthias Claudius‘ „Der Mond ist aufgegangen“ oder das „Jenseits des Tales“. Ein echtes Stück Lebensqualität, das die jungen Männer hier zelebrieren, wofür ihnen ein herzlicher Dank gilt. „Rheinzabern – hier gefällt’s mir!“, ist mehr als bloß ein Slogan. Es wird aktiv gelebt und gestaltet.

Die Rheinzaberner Ostersinger sind in der Nacht zum Karfreitag im Altort unterwegs, in der Nacht zum Karsamstag singen sie dann in den Neubaugebieten.

Am Karsamstag wird schüchtern an den Haustüren geklingelt. „Wir haben gesungen zum Heiligen Grab, darum gebt uns eine Ostergab, nicht zu groß und nicht zu klein, so dass sie passt ins Körblein rein!“, heißt es da.

Dann sollten nicht nur die Herzen geöffnet sein, sondern auch das Portemonnaie. Zum Abschied heißt es dann: „Ihr habt uns eine Gabe gegeben, drum wünschen wir ein langes Leben“. (gb)

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