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Rheinzabern: Seniorenclub feiert 50-jähriges Gründungsjubiläum – Sanfte Emanzipation mit kirchlichem Segen

12. April 2019 | Kategorie: Kreis Germersheim

Fotos: Beil / Seniorenclub Rheinzabern

Rheinzabern –  Bis auf den letzten Platz war der Kleine Saal der Turn- und Festhalle besetzt, als der Seniorenclub Rheinzabern sein 50-jähriges Gründungsjubiläum feierte.

Karin Össwein – zusammen mit ihrem Mann Kurt leitet sie seit 2012 die als „Altenclub“ gegründete Vereinigung – begrüßte die zumeist weibliche Gästeschar, darunter Ortsbürgermeister Gerhard Beil, Bürgermeister Karl Dieter Wünstel, Pfarrer Marco Richtscheid und Philipp Schmitt, langjähriger Vorsitzender der Kulturgemeinschaft, in die der Seniorenclub eingebunden ist.

Karin Össwein schlug einen kleinen Bogen über die Geschichte des Clubs, zu dessen wenigen Regeln seit Gründung der obligatorische Treff am ersten Mittwoch im Monat zählt. Hatte man im Gründungsjahr 1969 noch 14 Einkehrmöglichkeiten zur Auswahl, so hat sich deren Zahl mittlerweile deutlich verringert. Von den Gründungsmitgliedern lebt nur noch Pfarrer Heribert Vogelgesang, dessen Werk von den Rednern mehrfach gewürdigt wurde. Familie Türk hatte eine kleine Fotoschau zusammengestellt, die an vielfältige Aktivitäten des Seniorenclubs erinnert.

Ehepaar Össwein mit den Bürgermeistern Beil und Wünstel.

Nach einem köstlichen Mittagessen und dem obligatorischen Gruppenfoto hielt der Ortsbürgermeister eine humorvolle und hintersinnige Festrede, in der er aufzeigte, wie modern und weitblickend die damalige Clubgründung war. Heute nennt sich dies Netzwerk, und in der Tat gibt es viele Themen, mit denen sich die Seniorinnen und Senioren austauschen. Sie feiern miteinander, vor allem aber helfen, beraten und trösten sie sich, um gemeinsam am Puls der Zeit zu bleiben und das Alter leichter bewältigen zu können.

Insbesondere der immense Aufwand fürs Jungsein wurde angesprochen, das „For ever young – Für immer jung“ sei längst zum Jugendwahn ausgeartet und zu einer Industrie geworden, die Magazine seien voll davon, und dennoch lasse sich keine Sekunde des Lebens zurückholen, meinte der Ortsbürgermeister. Augenzwinkern merkte er an, dass im Gründungsjahr 1969 zwar erstmals ein Mensch den Mond betreten hätte, doch bis heute weder eine einzige „Altweibermühle“ noch ein „Jungbrunnen“ funktioniere.

In jedem Fall bedeutete der Schritt eine sanfte, aber deutliche Veränderung im gesellschaftlichen Leben, die durchaus mit einer kleinen „Revolution“ verglichen werden konnte, ging es doch vor allem um die Änderung der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Zwar wurde vor 100 Jahren in Deutschland das Frauenwahlrecht eingeführt, doch war es noch ein weiter Weg bis zur Gleichstellung. (Anm. d. Red.: Erst seit 1962 dürfen Frauen ohne Einwilligung des Mannes ein Bankkonto eröffnen. Erst seit 1969 wurde eine verheiratete Frau als geschäftsfähig angesehen.)

An Zitaten aus Schillers „Glocke“ zeigte der Redner die zum Teil fragwürdige traditionelle Rollenverteilung von Mann und Frau, die früher in jeder Schule auswendig gepaukt werden musste. „Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben…“, heißt es in der Ballade. Und die Mütter mussten zweimal im vergangenen Jahrhundert ihre gefallenen Söhne beweinen, denen man noch „Viel Feind, viel Ehr“ eingebläut hatte.

Zum Tabubruch, so Beil, gehörte auch der Besuch von Frauen in einer Gaststätte, dazu noch am Werktag. Es war Emanzipation ohne großes Aufsehen. Doch weil das Ganze den kirchlichen Segen hatte, schließlich war der Pfarrer Gast bei den Seniorentreffs, war es dann doch auszuhalten. Nicht zu vergessen der ökumenische Gedanke, den Pfarrer Vogelgesang beiläufig verfolgte. Der erste Clubvorsitzende war evangelisch, weshalb die Clubaktivitäten im Alltag gelebte Ökumene bedeuteten.

Der Ortsbürgermeister betonte die ganz wichtige Aufgabe der Senioren im gesellschaftlichen und geselligen Leben des Dorfes und dankte herzlich für das Engagement. Dies tat auch Bürgermeister Wünstel mit einem kleinen Präsent, ebenso wie Waltraud Stahl-König, die Grüße, Glückwünsche und ein Geschenk des Seniorenbeirats überbrachte.

Bei Kaffee und Kuchen klang der kulinarische Teil des Jubiläums aus. In einem Gottesdienst gedachte man der Verstorbenen Mitglieder des Seniorenclubs. (gb)

 

Waltraud Stahl-König bei ihrem Grußwort.

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