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Nachruf auf Willi Junker aus Kapsweyer: Er war ein beispielgebender Leistungsträger des südpfälzischen Natur- und Umweltschutzes

30. September 2021 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Leute-Regional

Willi Junker hat sich für den Naturschutz eingesetzt.
Foto: privat

Südpfalz. Mit Willi Junker verlor in diesen Tagen der BUND Südpfalz eine tragende Persönlichkeit in der Umweltarbeit.

Im Berufsleben Elektroingenieur bei Siemens, war er nicht nur geprägt von tiefer Liebe zur Natur, er kam auch mit hartnäckigem, nächtelangem Aktenstudium Behörden und Verwaltungen auf die Schliche.

Zunächst von Hagenbach aus betrieb er den Aufbau der BUND-Arbeit im Kreis Germersheim , um dann deren Fusionierung zur BUND Kreisgruppe Südpfalz voranzutreiben, deren Arbeit sich auf die Landkreise Germersheim, SÜW und die Stadt Landau bezieht.

Aus dem späteren Wohnsitz in der Grenzgemeinde Kapsweyer ergab und verstärkte sich sein grenzüberschreitendes Denken, vor allem beim Thema Verkehrspolitik. Die Südpfalz sollte nicht zum Drehkreuz für den Transitverkehr mit Zehntausenden LKW werden. So gelang ihm zusammen mit der eigens dafür gegründeten BI Südpfalz durch hartnäckiges Am-Ball-Bleiben, dass das Fernstraßen-Projekt „Bienwald-Autobahn“ wieder aus dem Bundesverkehrswegeplan verschwunden ist.

Zu diesem Erfolg bedurfte es enormer Kraftanstrengungen: Zwischen Straßburg und dem „Mutterstadter Kreuz“ wurden Tausende , z. T. zweisprachig gehaltene, Flugblätter an die Bevölkerung verteilt. Beiderseits der Grenze, vor allem im Elsass, kam es zu Podiumsgesprächen mit Repräsentanten der jeweiligen Region.

Diese intensive Zusammenarbeit weitete sich aus zu einer für die gesamte Oberrheinregion konzipierten Kooperation, bestehend aus den Umweltorganisationen Alsace Nature, BUND Baden-Württemberg, BUND Rheinland-Pfalz und der BASNU aus der Nordwestschweiz. Eine gemeinsame hauptamtlich getragene Stelle in Straßburg koordinierte diese Arbeit. Daraus hervor gingen mehrere bilingual durchgeführte Großveranstaltungen im elsässischen Colmar zu Themen aus Naturschutz, Verkehr, Agrarwesen.

Ebenfalls führend und inspirierend war Willi Junker bei der in nächtelanger Arbeit entstandenen „Knielinger Resolution“ vom 27. Februar 2002, die eine noch heute gültige Position für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung über die Rhein- wie über die Lautergrenze entwickelte. Dieses Konzept wurde von weit über zwanzig Organisationen, Kommunen und politisch Verantwortlichen aus Baden, Elsass und der Pfalz unterzeichnet.

Genauso wie Willi Junker sich in Feld und Flur auskannte, besaß er die Fähigkeit, sich durch hartnäckiges Aktenstudium, in komplizierte Zusammenhänge hineinzuarbeiten. Dabei fand er die Ursprünge vieler Fehlentwicklungen hinter den Schreibtischen von Planungsbüros und Verwaltungen. Mit diesen Fähigkeiten ausgestattet, war er von 1993 bis 2003 Kreisgruppenvorsitzender des BUND Südpfalz.

In diese Zeit fällt u. a. die Gründung des noch heute arbeitenden BUND-Regionalbüros Südpfalz und die Auseinandersetzung um die Müllverbrennungsanlage Pirmasens.

Alleine in dieser Zeit entstanden sieben Bürgerinitiativen. Alle stehen sie im Zusammenhang mit öffentlichen und z. T. juristischen Auseinandersetzungen um Straßenplanungen in der Südpfalz – von der B 10 im Westen bis zur sog. Zweiten Rheinbrücke im Osten. Im Focus standen damals insgesamt acht Straßenprojekten, die von vielen Bürgern abgelehnt wurden.

Willi Junker konnte so manches nicht gerade biegen, was Planer und Politiker den Schönheiten der Südpfalz antun wollten. Das Nachdenken über viel Schützenswertes an unserer Heimat aber hat er vorangebracht und damit vielleicht auch ein Stück Vorwegnahme geleistet einer zukünftigen Positiventwicklung. Der BUND und die Südpfalz sind Willi Junker zu tiefem Dank verpflichtet. (BUND Südpfalz)

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