
Triumphwagen von Prinz Moritz I. und Prinzessin Sophie I. garniert mit den Grazien der Prinzengarde.
Fotos: Beil
Rheinzabern – Selten dürften Fans und Verantwortliche so oft auf die Smartphone-Wetterprognosen geschaut haben, wie es am gestrigen Samstag in Rheinzabern und Jockgrim der Fall war.
Schickte Petrus auch keine Sonnenstrahlen, so kann dennoch das positive Resümee gezogen werden: Regen bringt Segen.
Die Narren aus Rheinzabern und Jockgrim hatten aus der Not eine Tugend gemacht, um ihre wegen Sturmwarnung ausgefallenen Fasenachtsumzüge nachholen.
Und so bewegte sich ein närrischer Lindwurm von über 40 Wagen und Gruppen aus den Dörfern der Frösche (Jockgrim) und Molleköpp (Rheinzabern) als Fasenachtsumzug 2.0 durch die Straßen den Römerdorfs, wo sich – trotz leichten Regens – tausende Besucher scharten, so viele wie schon lange nicht mehr.
Der Mut war belohnt worden, der Erfolg ließ sogar Euphorie für größere Vorhaben sprießen, letztendlich war man auch stolz auf sich selbst und auf die Zufriedenheit der begeisterten Besucher. Überall lagen sich Rheinzaberner und Jockgrimer in den Armen.
Nicht im Traum hatte auch nur einer an Schlechtwettergeld oder Wochenendzuschlag gedacht, viele waren geradezu über sich hinaus gewachsen.
Rituale müssen sein
Auch im zweiten Anlauf zum Umzug ging es nicht ohne Aufwärmrunde. Unvorstellbar für die Rheinzaberner Jecken, nur einfach so sich in der Bahnhofstraße aufzustellen und loszumarschieren.
Sie brauchten den gewissen Kick, und es bedurfte wieder gewohnter Rituale: Einzug ins Rathaus mit Pauken und Trompeten, eine Rede des Ortsbürgermeisters (diesmal auf die gute Nachbarschaft zwischen Tabernae und Jockgrim gestrickt), der Ehrenwalzer im Ratssaal und die beliebte Bürgermeister-Bowle, die es zu genießen galt.
Stufe 2 des Warmlaufens war dann die modifizierte Proklamation auf der Rathaustreppe, garniert und akzentuiert mit Tuschs der Hofkapelle des MV Lyra.
Nochmals erklärte der abgesetzte Ortsbürgermeister, welche Bedeutung der närrische Umzug hätte: Er symbolisiert den Triumph von Humor und Narretei über Sauertöpferei und Missmut – wenigstens an einem Tag im Jahr. Und er soll zum Nachdenken anregen. Fasenacht ist also weit mehr als simple Party.
Prinz Moritz I. und Prinzessin Sophie I. genossen während ihres Triumphzugs durch Tabernae die Huldigungen des närrischen Volkes und spielten dabei ihre Rolle souverän. Es war ihr Tag.
Während beim Kehraus in der Turn- und Festhalle nochmals Heiterkeit Trumpf war, ging das Preisgericht in Klausur, um die Zugnummern zu prämieren. Die Juroren waren um ihre Aufgabe nicht zu beneiden.
Mit Rhe-Na, Helau, Rhe-Lau und vielen Emotionen ging schließlich gegen 21 Uhr ein schöner Tag zu Ende. Er wird noch lange in Erinnerung bleiben.
Sei noch anzumerken, dass auch die Hüter des Gesetzes mit dem Verlauf des Festes zufrieden waren. (gb)

