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Nachlese: Wilder Sturm auf das Jockgrimer Rathaus

13. Februar 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim

Die närrischen Delegationen und Hatzenbühl, Rheinzabern, Neupotz und Jockgrim stürmten am Rosenmontag schon zum sechsten Mal gemeinsam die Verbandsgemeindeverwaltung in Jockgrim . Foto: vgj

An einem der Fasenachts-Hochfeiertage, am Rosenmontag, öffnete Bürgermeister Uwe Schwind zum sechsten Mal die Türen der Verbandsgemeinde für den Sturm von närrischen Delegationen aus allen vier Ortsgemeinden auf das Rathaus.

Pünktlich waren die Abordnungen vom Dorf do unne, also von Neupotz und von jenseits des Otterbachs aus Hatzenbühl und Rheinzabern eingetroffen. Nur die Jockgrimer Narren hatten massive Probleme, den Weg in die Verbandsgemeindeverwaltung zu finden und kamen mit reichlich Verspätung, dafür aber umso lauter schließlich auch im Ratssaal an. Da Bürgermeister Uwe Schwind und seine Helfer genug Essen und Trinken für die Gäste bereithielten, konnten sich die munteren Narren aus „Hatzebehl“, „Neipfotz“ und „Rhe-Na“ vor dem großen Sturm ausgiebig stärken.

Uwe Schwind, der von sich selbst stets sagt: „Ich bin kein geborener Fasenachter“, war wieder gut auf den närrischen Besuch vorbereitet. Zusammen mit Gunda Seither, „meiner guten Seele aus dem Vorzimmer“, hatte er ein Füllhorn an Schüttelreimen vorbereitet und lieferte seine inzwischen berühmt-berüchtigten Verse, bei denen die Gäste im Ratssaal kräftig mitschütteln durften, frei heraus. Immer wenn der Bürgermeister am Ende eines Verses eine kleine Pause einlegte, galt es für die aufmerksamen Zuhörer, den Satz mit einem passenden, sich reimenden Wort zu ergänzen. Und dies klappte ganz ausgezeichnet. Da vor Ort nur Vollblut-Fasenachter waren, schafften sie auch die zweite Stufe des Tests, nämlich immer wieder die Worte des Bürgermeisters mit Tuschs an passenden Stellen zu quittieren.

„Zum sechsten Mal treffen wir uns hier in diesen Hallen, wollen lustig, närrisch sein – das tut uns allen gut und wohl gefallen“, startete Uwe Schwind. Zuerst begrüßte er das närrische Prinzenpaar aus Rhe-Na. „Prinzessin Carolin I. und Prinz Stefan II., zwei Hoheiten – verwandt und verbandelt mit drei von vier der Ortsgemeinden je halbe – halbe“, was selten vorkomme. Denn Carolin habe neben Rheinzaberner auch Jockgrimer Wurzeln und bei Stefan käme zu Rheinzabern noch Neupotz dazu. „Besonders freut mich heute der Besuch aus Hatzebehl – weil der Mangel an Masse in diesem Jahr in Hatzenbühl keine Fasenachts-Rakete starten lasse.“

Bedauerlicherweise konnten die Frauengemeinschaft und der Gesangverein Lyra in diesem Jahr keine Bunten Abende ausrichten. Aus Hatzenbühl war aber zu vernehmen, dass nur eine „schöpferische Pause“ eingelegt worden wäre. Im nächsten Jahr soll es wieder närrische Abende in Hatzenbühl geben. „Willkommen heißen darf ich die Neupotzer Abordnung, immer gerne gesehen, immer ganz lustig und ganz schwer in Ordnung“, so Schwind. Probleme habe er aber nach wie vor mit den besonderen Eigenarten des „Neipfotzer Dialekts“, er versprach aber „ich übe und übe täglich – doch ich werde dodebei ganz hibbelich und närrisch!“

Zu den Jockgrimer Narren meinte der Bürgermeister, dass die Turner beim Büttenabend einer der herausragende Höhepunkt waren und dies trotz widrigster Trainingsbedingungen. „Die Macht der Götter, sie isch riesig, sie greift um sich wie en Virus und steckt uns alle an“, zitierte Uwe Schwind aus dem Jockgrimer Motto, „bis zum Aschermittwoch, denn dann isch alles widder vorbei und der Alltag nimmt leider wieder seinen Gang!“ Aber zum Glück gebe es ja am Fasenachtsdienstag als Höhepunkte der närrischen Tage die Umzüge in Rheinzabern und Jockgrim.

„Mir sinn gern nach Jockgrum kumme, auch wenn bei uns in Hatzebehl die närrische Owende ausgfalle sinn“, erklärten die drei Sprecherinnen der Hatzenbühler Narren Helga Grossardt, Stefanie Kreußler und Claudia Nehlig. „Bei de Verbandsgemeinde sei es immer widder schä, es werde herzhaft gesungen und gelacht. Und es gäbe sogar Beamten-Klopapier, denn das Papier hätte drei Lagen, „für jeden Scheiß zwei Durchschläge“, so die zünftige Ergänzung.

Raymund Broßart als Ehren-Hofmarschall und Christian Lauer als amtierenden Hofmarschall am Hofe zu Rhe-Na stellten das närrische Prinzenpaar ausführlich vor. Lauer nannte nicht nur die vollen Titel von Prinz Stefan II. (Stefan Mohr) und Prinzessin Carolin I. (Carolin Uschold), sondern bezeichnete die beiden mit ihren Wurzeln in drei von vier Ortsgemeinden als das erste Prinzenpaar der gesamten Verbandsgemeinde überhaupt.

Tobias Deutsch, Sitzungspräsident der Jockgrimer Büttenabende, freute sich, dass bereits im 33. Jahr die Jockgrimer Narren die Verbandsgemeinde am Rosenmontag besuchen würden und auch Uwe Schwind an dieser Tradition festhalte.

Der Neupotzer 9er-Rat steuerte zu den Reden der anderen Abordnungen ein kurzes, witziges Lied mit einer durchaus ernst gemeinten Kernbotschaft bei. Der Besuch beim Büttenabend in Jockgrim sei so teuer gewesen, weil sie für eine Flasche Sekt sage und schreibe 17,50 Euro hätten zahlen müssen, dass „wir doch tatsächlich wieder nüchtern heimfuhren“.

Bei gutem Sekt und Bier sowie frischen Knabbereien von hiesigen Bäckern feierten die Narren aus den vier Orten nach den Reden noch zusammen, bis sie zum nächsten närrischem Termin weiterzogen. (vgj/red)

 

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