Sonntag, 19. Mai 2024

Martinipreis für Martin Schulz: Leidenschaftliches Plädoyer für Europa und die Menschenwürde

6. Mai 2024 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional, Regional

Martin Schulz riss seine Zuhörer mit.
Fotos: Pfalz-Express/Licht – Fotostecke am Textende 

Kandel – Stehende Ovationen bekam Martin Schulz bei der Martinipreis-Verleihung der südpfälzischen SPD, die am 5. Mai 2024 in der Bienwaldhalle Kandel stattfand.

Der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments und Vorsitzende der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung wurde für seinen unermüdlichen Einsatz für die europäische Idee und das europäische Projekt geehrt.

In seiner Dankesrede sprach Schulz – eloquent wie stets – über die Bedeutung von Einigkeit und Toleranz und die Würde des Menschen. Er warnte vor den Gefahren von Allmachtsfantasien, Großmäuligkeit und Faschismus, die in der Vergangenheit zu Mord und Totschlag geführt hätten. „Die Dämonen des 20. Jahrhunderts”, so Schulz.

„Papierkriege töten niemanden“

Schulz betonte, dass die enge Verflechtung der Staaten innerhalb der EU Kriege untereinander unmöglich mache und Europa somit ein Modell des Wohlstands, der Sicherheit und Freiheit sei, nach dem man sich in anderen Teilen der Welt sehne. Und obwohl Brüssel als „Bürokrat“ gelte, würden die dortigen Kriege auf dem Papier ausgefochten. Das sei lästig, aber „bei einem Papierkriege stirbt niemand“, sagte Schulz. Immerhin sei beispielsweise durch einen eben solchen bürokratischen Akt der Rhein heute viel sauberer als früher. Und nicht nur Brüssel sei bürokratisch, meinte der SPD-Politiker und verlas zur Veranschaulichung eine ellenlange Verordnung der Stadt Aachen. 

Er äußerte sich zudem besorgt über das Bröckeln des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die schwindende Zugehörigkeit vieler Menschen zur gesellschaftlichen Mitte. Schulz appellierte, anderen zuzuhören und unterschiedliche Meinungen zu tolerieren. Mehrmals wiederholte er den Grundsatz und Artikel 1 des Grundgesetztes: “Die Würde des Menschen ist unantastbar.” Kommunalpolitiker bezeichnete er als „Helden der Demokratie“. 

Die Laudatio hielt Isabel Mackensen-Geis, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Neustadt-Speyer. Für Speis und Trank sorgte emsig der SPD-Ortsverein und für den guten Ton die Jazz Combo Big Band des Alfred Grosser Gymnasiums Bad Bergzabern. Zum Abschluss gab es einen Bühnen-Talk mit Ex-Ministerpräsident Kurt Beck. (cli)

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