Freitag, 26. April 2024

Mammutaufgabe erledigt: Trockenwälder, Bisons und Wildkatzen – Naturschutzgroßprojekt Bienwald abgeschlossen

7. Oktober 2022 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Sind zufrieden, wollen aber weitermachen (v.li.): Landrat Dietmar Seefeldt (SÜW), Vizepräsident BfN Thomas Graner, RLP-Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) und Landrat Dr. Fritz Brechtel mit dem Bienwaldwürfel. Der zeigt, wieviel Holz in einer Stunde im Bienwald nachwächst. Dazu gibt´s Honig – natürlich auch aus dem Bienwald. 
Fotos und Video: Pfalz-Express/Licht

GER/SÜW – Es war und ist ein Mammuntprojekt: 17 Jahre wurde am Naturschutzgroßprojekt Bienwald (NPG) in den Landkreisen Germersheim und Südliche Weinstraße gearbeitet.

Viel hatte man sich 2004, als das Projekt gestartet ist, auf die Agenda geschrieben: Am südlichsten Zipfel in Rheinland-Pfalz sollten neue Lebensräume geschaffen werden, Auenlandschaften weiterentwickelt, Tiere und Pflanzen geschützt und eine natürliche Landwirtschaft geschaffen werden – alles im Einklang miteinander.

Die Projektziele habe man erreicht, hieß es dann bei einer Abschlussveranstaltung am 7. Oktober 2022 in der Bienwaldhalle in Kandel. Die Förderphase ist zwar schon ein Jahr lang beendet, das Projekt an sich geht aber mit Folgemaßnahmen weiter.

Zur Feier des Tages waren auch die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) und der Vizepräsident des Bundesamts für Naturschutz (BfN), Thomas Graner, gekommen.

Mit dabei natürlich auch die Landräte Dr. Fritz Brechtel (Germersheim) und Dietmar Seefeldt (SÜW) und Projektleiter Uwe Meißner, der in einem ausführlichen Vortrag das Vorgehen nochmals erläuterte.

Anfänge nicht immer leicht

In Abstimmung mit Landesforsten als Waldeigentümerin wurden viele Maßnahmen durchgeführt, um die ökologischen Funktionen des Waldes aufzuwerten.

Dazu war eine Waldfläche mit 1.680 Hektar aus der Bewirtschaftung herausgenommen worden. Die gesamte Fläche im Gebiet hat eine Größe von 14.000 Hektar – also 12 Prozent – wurden der Natur überlassen. 

Das Projekt hatte anfangs zu Widerstand bei Landwirten und auch in der Bevölkerung geführt. „Die durchgeführten Beteiligungsprozesse (mit der Bevölkerung und den Kommunen) seien jedoch bundesweit beispielhaft gewesen“, sagten die Landräte Brechtel und Seefeldt.

Ziegen, Esel und Bisons pflegen die Landschaft

Über 10. 000 Bäume wurden zu Methusalembäumen erklärt – sie dürfen so alt werden, wie sie eben werden, ohne Eingriff durch den Menschen. Im übrigen Gebiet wurde Fließgewässer optimiert und Trockenwälder angelegt, die – wie der Name schon sagt –  Trockenheit und Wärme besser aushalten als manch heimische Art. Auch eine Beweidung mit Ziegen, Eseln oder zuletzt sogar Bisons wurde etabliert. Der sogenannte sanfte Tourismus wird mit Lehrpfaden unterstützt.

Auch wenn die Förderphase ausgelaufen ist, will das Land die nächsten fünf Jahre das Projekt weiter mit jährlich 80.000 Euro unterstützen. Es sei gelungen, seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie die Wildkatze oder den „Drüsigen Ehrenpreis“ zu erhalten, sagte Ministerin Eder. „Ein Vorzeigeprojekt“.

Krabbler-Paradies 

Tatsächlich flattern und krabbeln 670 Totholzkäferarten, 199 Laufkäferarten, 46 Libellenarten, 16 Amphibienarten und 143 Vogelarten im Bienwald, dazu jede Menge Fledermäuse. 151 Pflanzenarten der Roten Liste wachsen dort. 

Die europaweit einzigartige Biotop- und Artenausstattung ist jedenfalls gesichert – da waren sich die Beteiligten einig. 

Info

Gefördert wurde das NGP mit Mitteln des Bundesumweltministeriums in Höhe von 70 Prozent, vom Umweltministerium RLP mit 20 Prozent. Die verbleibenden 10 Prozent teilten sich die Landkreise Germersheim (zwei Drittel) und SÜW (ein Drittel). Insgesamt werden die Kosten mit 11.355.000 Euro beziffert. (cli)

 

 

 

 

 

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen