
Kommandeur Oberstleutnant Christian Zerau hat mit seinem Bataillon einiges zu bewältigen.
Foto: Pfalz-Express / Licht
Germersheim – Beim Neujahrsempfang in der Südpfalz-Kaserne in Germersheim bot Oberstleutnant Christian Zerau, Kommandeur des Luftwaffenausbildungsbataillons, einen umfassenden Rückblick auf das Jahr 2024 und einen Ausblick auf bevorstehende Herausforderungen. Und die haben es in sich.
Die Neujahrsrede von Zerau war nichtsdestotrotz voller Elan und Optimismus.
Das Jahr 2024 war geprägt von zahlreichen personellen Wechseln, darunter ein neuer Kommandeur, ein neuer Stellvertreter und vier neue Kompaniechefs. Zu den wichtigen Ereignissen zählten sechs öffentliche Gelöbnisse, die in Städten wie Nürnberg, Berlin, Speyer und natürlich vor der Haustür in Germersheim stattfanden.

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Das Bataillon erhielt zudem Besuch von hochrangigen Persönlichkeiten, darunter Generalleutnant Günter Katz, Wehrbeauftragte Eva Högl und der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz – letzterer gerade mal zwei Wochen, nachdem der neue Kommandeur in Amt und Würden war. Weitere Projekte wie das Ostercamp zur Nachwuchsgewinnung und die Teilnahme an der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin unterstrichen die Vielseitigkeit der Aufgaben.
Zahlen, die beeindrucken
Im Kernbereich der Ausbildung erreichte das Bataillon beachtliche Ergebnisse:
- 1.700 Rekrutinnen und Rekruten absolvierten die Grundausbildung,
- 2.200 Lehrgangsteilnehmer wurden auf Einsätze vorbereitet,
- 57 Auszubildende schlossen ihre Berufsausbildung als Fluggerätmechaniker, Elektroniker oder Kaufleute für Büromanagement erfolgreich ab.
Das alles wurde auch durch die Unterstützung von Partnern wie den Pfalz Flugzeugwerken und weiteren externen Dienstleistern ermöglicht. Oberstleutnant Zerau sprach allen Beteiligten seinen Dank aus.
Baustelle Südpfalz-Kaserne
Die Infrastruktur bleibt ein zentraler Punkt. Derzeit werden Gebäude abgerissen und neu gebaut, darunter das Sanitätsversorgungszentrum, das immerhin schon fast fertig ist, und die zentrale Waffenkammer. „Bauen bei der Bundeswehr dauert“, so Zerau, doch die Fortschritte seien essenziell für die Zukunft des Standorts.
Für die langen Bauzeiten ist indes nicht das Bataillon verantwortlich, sondern wie überall im Land eine Flut an Vorschriften und eine überbordende Bürokratie.
Ausblick 2025: Wachstum und Herausforderungen
Die Anforderungen steigen aber ob der geänderten (welt)politischen Situation weiter: Ab Juli 2025 wird eine zusätzliche Kompanie für die Grundausbildung aufgestellt, was mit einer Erhöhung der Zahl der freiwilligen Wehrdienstleistenden (FWDL) einhergeht. „Diese und weitere Umfangserhöhungen sind auch in 2026 zu erwarten. Erst ab 2027 können wir mit aufbauorganisatorischen Maßnahmen neue Kompanien aufbauen“, erläuterte Zerau.
Durch infrastrukturelle Limitationen müssen diese zusätzlichen Kompanien in der Bestandsinfrastruktur untergebracht werden. Absehbar ist, dass nur in Roth Kapazitäten für eine weitere Kompanie zur Verfügung stehen. Wo die restlichen Kompanien aufgebaut werden, bleibt ungewiss. Zerau erklärte, dass bei der Luftwaffe langfristig ein zweites Ausbildungsbataillon aufgebaut werden könnte. Denkbar sei sogar die Einrichtung eines gesamten Regiments (besteht aus 2 bis 4 Bataillonen).
Zeitgleich zwingt die wieder aufgelebte Fokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung zur konzeptionellen Anpassung der Grundausbildung. Immer mehr vertiefende infanteristische Inhalte wie Gefechtsschießen, Kampfmittelabwehr und Brandschutz führen zu deutlich mehr Ausbildungsstunden. „Bei gleichbleibender Länge der Grundausbildung bedeutet dies Überstunden“, so Zerau. Für das Stammpersonal des Bataillons sei dies eine große Herausforderung mit Blick auf die Durchhaltefähigkeit.
Diese Entwicklungen stellen nicht nur das Bataillon, sondern auch andere Bereiche des Standorts vor große Herausforderungen. Sei es bei der Ausstattung durch das BwBM, die notwendige sanitätsdienstliche Unterstützung bis hin zum Verpflegungsmanagement – alle Stellen müssen diesen Aufwuchs mittragen. „Das treibt mich um“, sagte Zerau.
Planungssicherheit
Die beschriebene Erhöhung der Umfänge an Freiwilligen Wehrdienstleistenden (FWDL) hängt, wie der Name schon sagt, an der Freiwilligkeit. „Kommen die jungen Frauen und Männer überhaupt zur Bundeswehr? Kommen sie überhaupt zur Luftwaffe?“, fragte Zerau. „Bleiben sie aus, haben wir unter großen Anstrengungen einen Vorhalt geschaffen, den wir möglicherweise nicht benötigen. Gleichzeitig haben wir Lehrgänge zur Einsatzvorbereitung reduziert, die andere Kameraden dringend gebraucht hätten.“
Daher müsse das Bataillon eine enorme Flexibilität aufweisen und sich eventuell sehr kurzfristig auf eine geänderte Auftragslage anpassen. Und das natürlich, ohne dass die Professionalität und Qualität der Ausbildung leiden. „Diese Unsicherheiten belasten das Personal zusätzlich“, betonte Zerau. Hinzu kommt die Ungewissheit, ob eine künftige Bundesregierung die Wehrpflicht möglicherweise wieder einführt.
Geplante öffentliche Gelöbnisse 2025
Auch 2025 setzt das Bataillon auf öffentliche Gelöbnisse, darunter Termine in Germersheim (März, mit Ministerpräsident Alexander Schweitzer), Kandel (September) und Westheim (Dezember). Neben diesen Veranstaltungen bleibt das Bataillon ein aktiver Partner in den Patengemeinden.
Positive Ausblicke trotz Herausforderungen
Trotz der vielen Unwägbarkeiten zeigte sich Zerau optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass 2025 ein erfolgreiches Jahr für unser Bataillon wird. Das Engagement und die Verbundenheit der hier dienenden Menschen sind der Schlüssel zu unserem Erfolg.“ Mehrfach betonte er, dass die beschriebenen Herausforderungen „ihn umtreiben“, aber er auf die Flexibilität und den Einsatz seines Teams vertraue.
Beförderung mit Baby

Foto: Pfalz-Express/Licht
Bei den Neujahrsempfängen werden häufig auch Beförderungen vorgenommen. Dieses mal gab´s ein Novum, einen Angriff auf die Herzen der Gäste: Eine frischgebackene Frau Hauptfeldwebel hatte ihr Baby in einer Körpertrage zur Veranstaltung mitgebracht. Als echtes Soldatenkind (auch der Vater wurde befördert) beobachtete das Kleine das Geschehen neugierig und mit stoischer Ruhe – trotz der lauten Geräuschkulisse.
Für schwungvolle Musik sorgte das Bläserquintett des Heeresmusikkorps Koblenz. (cli)

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