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Landauer Poetry-Slam goes „Dead or alive“: Alte Kunst trifft junge Poeten

15. November 2013 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional

Dr. Anja Ohmer und Ben Hergl haben eine Kooperation ins Leben gerufen, die junge Menschen für Dichtkunst und Theater begeistern möchte.
Foto: Ahme

Landau. Poetry-Slam-Freunde sind süchtig nach dieser Kunst und saugen begierig jedes Wort, jede Wendung, jeden Gesichtsausdruck, auf.

Gestern Abend im Universum Kino konnte sich die Poetry-Gemeinde wieder über ein besonderes Sahnestückchen, einen Leckerbissen der Redekunst freuen. Quicklebendige Slammer trafen auf tote Dichter, die von Schauspielern des Chawwerusch Theaters dargestellt wurden.

Es ist mittlerweile der achte Poetry-Slam, der schon in vielfältiger Form stattgefunden hat. Der Poetry Slam, der aufgrund der Umstellung auf das Bachelor-Studium 2008 an der Uni Landau geboren wurde und zur Lehramtsausbildung gehört, wird in Deutschland an keiner anderen Universität durchgeführt und ist in Landau somit einzigartig.

Ben Hergl (Chawwerusch) und Dr. Anja Ohmer vom Zentrum für Kultur und Wissensdialog der Uni Landau, haben diesen kulturellen Austausch ins Leben gerufen und damit auch gleichzeitig die Premiere für die Theaterreihe „Junges Chawwerusch“ gestartet.

„Am 27. Januar nächsten Jahres freuen wir uns auf ein Poetry-Gastspiel in Herxheim“, sagt Ben Hergl, der Gründungsmitglied des 1984 gegründeten Chawwerusch-Theaters ist. Immer nahe an den Menschen sein, regionale Bezüge aufbauen- das ist die Chawwerusch-Philosophie. Nun will man noch mehr junge Leute an das Theater heranführen.

Natürlich legt man auch großen Wert auf das Kulturgut, das Dichter wie Tucholsky, Kabarettautor und Satiriker (gestorben 1935) oder Francois Villon (gestorben 1463) hinterlassen haben. Es wird, gerade mit Villon, auch Pfeffer in die Suppe getan und dabei eifrig provoziert. „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ eine Poeterey von Villon, hat auch der „böse“ Schauspieler Klaus Kinski, der 1991 starb, gerne rezitiert. Emmy Hennings war Protagonistin des Dadaismus, war mit Hugo Ball verheiratet, verfasste Märchen und Erzählungen. Sie war aber auch Gelegenheitsprostituierte, Hausiererin und drogensüchtig. Sie starb 1948.

Diese vier außergewöhnlichen Literaten lieferten sich, sozusagen als Club der toten Dichter mit ihren, sehr aktiven, lebenden, Slammer-Kontrahenten einen kurzweiligen Text-Wettbewerb.

Jan Möbus, Dominique Macri, Philipp Herold und Florian Wintels sind allesamt renommierte Poetristen und Storyteller. Und rissen das Publikum mit ihren Leistungen von den Stühlen. Fünf Juroren aus dem Publikum hatten die schwere Aufgabe, die Leistungen aller Teilnehmer in Punkte zu fassen.

Für die Aktiven galt der Grundsatz: nicht länger als 7 Minuten reden, keine Requisiten und selbst geschriebene Texte vortragen. „Die Toten dürfen dagegen alles, für sie gelten keine Regeln“, sagten  die beiden Moderatoren und Slammer Hanz und Indiana Jonas, Letzterer frisch gebackener rheinland-pfälzischer und saarländischer Meister-Slammer.

Insgesamt war das ein sehr interessanter Abend, denn die Uni Landau und speziell die rührige Anja Ohmer (sie lud auch kürzlich Freiherr Knigge nach Landau ein) begeistern ein immer größeres werdendes Publikum für universitäre Veranstaltungen.  (desa)

Poetry-Freunde, wohin man sieht.
Foto: Ahme

Francois Villon alias Thomas Kölsch, trug aus den „Lasterhaften Balladen und Liedern“ vor.
Foto: Ahme

Poetry-Slammer Philip Herold war „auf einer Reise“ zu sich selbst.
Foto: Ahme

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