Donnerstag, 25. April 2024

Nektarios hat wieder mal den Poetry-Slam-Thron bestiegen

28. Oktober 2012 | Kategorie: Landau, Regional, Regional, Top-Artikel

Nektarios hat es geschafft: er ist Sieger der ersten Slam-Meisterschaft Rheinland-Pfalz und Saarland. Fotos: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Was, Sie kennen Poetry-Slam noch nicht? Man könnte sagen, es ist eine ungewöhnliche Form des Dichterwettstreits. 1984 in Chikago entstanden, hat sich das Poetry- Slam zu einem aktuellen Literaturformat der deutschsprachigen Gegenwartslyrik entwickelt.

Die Poeten präsentieren eigene Texte, die sie durch Gestik und Mimik „performen“. Es kann auch gerappt werden, das gesprochene Wort steht dabei aber immer im Mittelpunkt.

In Landau hat sich der Slam in den vergangenen fünf Jahren besonders gut entwickelt. Der Landauer Slam ist fest mit der Universität Koblenz-Landau und der akademischen Lehre verwoben. Slam-Initiatorin Dr. Anja Ohmer: „Poetry-Slam ist eine moderne und bei Jugendlichen sehr beliebte Literaturform und eignet sich auch hervorragend zur Literaturvermittlung in der Schule“. Dieser Ansatz stehe für eine innovative Lehrerausbildung. Ohmer´s Seminarteilnehmer müssen ihre eigenen Texte vor Publikum präsentieren. „Wer sich der Kritik eines großen Publikums aussetzt, erwirbt Standfestigkeit für den späteren Schulalltag.“

Der Ruf Landaus als Poetry-Stadt ist so gut, dass jetzt in Landau zum ersten Mal Poetry-Slam-Landesmeisterschaften für Rheinland-Pfalz und Saarland ausgetragen wurden. Innerhalb eines dreitägigen Festivals, dessen gestriges Finale der Höhepunkt war, stellten sich Meister des Wortes einem kritischen Publikum, meist jungen Leuten vor.

In zwei Vorrunden wurden die 12 Teilnehmer des Finales, die aus Montabaur, Neuwied, Landau, Kaiserslautern, Bingen, Kusel, Koblenz, Trier, Mainz und Saarbrücken kamen, ermittelt. Das Universum Kinocenter war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Stimmung war ausgesprochen gut. Die Moderation hatte der smarte „Hanz“ übernommen. „Es wird immer behauptet, dass die Jugend kein Gefühl für Sprache mehr habe, hier zeigt sich, dass das nicht stimmt. Sprache entwickelt sich, lässt Menschen anders empfinden“, so OB Hans-Dieter Schlimmer in seiner Begrüßung. Slam-Fan Schlimmer begeisterte dabei auch Sprachakrobaten wie die außer Konkurrenz vortragende Theresa Hahl aus Marburg.

Eine siebenköpfige Jury benotete die Beiträge mit Punkten von 1 bis 10. Natürlich wurden die Jury-Entscheidungen nicht immer widerspruchslos vom Publikum hingenommen. Was durchaus so auch erwünscht war. Die Texte kreisten um die eigene Befindlichkeit, die Kürze des Lebens, das Männerbild, um Zivilcourage oder Kirche.

Letzteres greift zum Beispiel Necip Tokoglu, Urgestein der deutschen Slam-Szene auf. Er verarbeitet seine türkischen Heimatgeschichten aus dem Westerwald, während Eva Stepkes aus Mainz so ihre Probleme mit selbst ernannten Siegertypen beschreibt.

Paul Gilius aus Kusel überlegte sich, was wohl wäre, wenn „ich dumm wäre“. Belohnt hat ihn die Jury dafür mit insgesamt 47,1 Punkten. Daniel Wagner, Bingen, googelte sich durch eine Welt voller Kommunikationsmissverständnisse. Diese Suche brachte ihm 49,6 Punkte ein.

Nektarios Vlachopoulos (Landau) ist amtierender deutschsprachiger Poetry-Slam-Meister. Er ist Rekordteilnehmer und Sieger des Poetry-Slam-Landau. Mit 50 Punkten war er auch gestern Abend der unbestrittene Slam-König und wird als Sieger Rheinland-Pfalz im November bei den Deutschsprachigen Slam-Meisterschaften in Heidelberg vertreten. Er versteht sich eben wie kein Zweiter darauf, pointiert auf die alltäglichen Dinge des Lebens hinzuweisen.

Der Poetry-Slam beweist, dass Literatur nicht abgehoben sein muss, sondern jetzt und hier passiert. (www.slam-landau.de) (desa)

Sorry, im Moment gibt es keine Umfragen.
Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen