Landau. Weithin kündet die gelbe Zahl „41“ vom Beginn der Ausgrabung der bald 300 Jahre alten Anlage im Landauer Savoyen-Park. Letzte Woche wurden mit Baggern die Vorarbeiten begonnen, Tiefe und Lage der Mauern bestimmt.
Seit gestern ist vermehrte Handarbeit angesagt. So wurden schon einmal Steine nach ihrem Vorkommen in Gabionen aufgeschichtet und Vorbereitungsarbeiten getroffen.
Heiß ist es, doch den fleißigen Helfern, Archäologen, Mitgliedern des Festungsbauvereins und den jungen Leuten vom Verein Open Houses macht die Hitze nichts aus.
Man beginnt mit der Arbeit um 7.30 Uhr und arbeitet konzentriert sieben Stunden, natürlich mit Pausen. Die jungen Archäologen, die von OB Hans-Dieter Schlimmer herzlich begrüßt wurden, kommen aus 15 Ländern (u.a. Hong-Kong, Mexico, China, Neuseeland, aber auch aus dem Vauban-Land Frankreich).
Ihre Motivation: manche benötigen den Nachweis für ihr Archälogie-Studium, andere wollen einfach ihre Kenntnisse erweitern, ein junger Katalane begibt sich auf die Spuren seiner deutschen Vorfahren. Man spricht untereinander Englisch und hat jetzt über zwei Wochen Zeit, sich kennen zu lernen und miteinander zu arbeiten.
Peter Weiler von der Firma „Flotte Feger“ hat die Unterbringung der jungen Leute in die Hand genommen. Weiler ist Mitglied des Landauer Festungsbauvereins, wie Thomas Schleuning und Jörg Seitz, die als erster und zweiter Vorsitzender in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz federführend die Ausgrabung der Lunette 41 vorantreiben.
Die Lunette 41 ist Teil einer ehemals gewaltigen Festungsanlage, die ab 1871 geschleift wurde. Nur in den zumeist unter Straßenniveau gelegenen Parkanlagen, den ehemaligen Vorfeldanlagen der Festung wurde wenig abgebrochen und oft nur verschüttet.
Das Außenwerk No. 41, eine sogenannte Lunette, ein kleiner Mond, liegt heute unter dem Goethe- und Savoyenpark. In seinem Zentrum befindet sich ein Rückzugsturm, 12 m hoch, 16 m im Durchmesser. Dieser ist in seinem Untergeschoss mit einem Teil des ehemals fast 30 km langen Tunnelsystems der Festung verbunden.
In den nächsten vierzehn Tagen wird weiter gegraben um unter anderem eine Treppe frei zu legen und die Plattform des Turm-Obergeschosses auszugraben. Im Zuge der Landesgartenschau soll der Turm als neue Landauer Attraktion zugänglich werden. Sein Untergeschoss schließt an die Minengänge an und verbindet sie über ein Treppenhaus mit der oberen Turmetage und ihren vielen Schießscharten. Diese Etage befindet sich nur wenige Meter unter der Parkebene.
„Neben dem Fort im Norden der Stadt und den beiden Monumentaltoren wird dies die wichtigste Anlaufstelle für Festungsbegeisterte, aber auch alle anderen Gäste und Touristen der Stadt Landau sein“, so Schleuning und Seitz. Und: „Es gibt nur zwei Türme, wovon einer in Mont Dauphin in Frankreich steht“, erzählt Seitz. Insofern sei der Landauer Turm schon etwas ganz Besonderes.
Der Verein kalkuliert dank großer Eigenleistungen mit nur 60.000 Euro für die Grabungsmaßnahme, hat die Hälfte bereits zusammen und hofft jetzt, wo endlich etwas zu sehen ist, mit einer noch größeren Spendenbereitschaft der Südpfälzer.
Konten des Festungsbauvereins: VR-Bank Südpfalz, Kto-Nr. 1787420, BLZ 54862500 und Sparkasse Südl. Weinstraße, Kto-Nr. 1700184243, BLZ 54850010.
„Die Landauer sind sehr interessiert“, freuen sich Schleuning und Seitz. Auch freiwillige Helfer aus der Bevölkerung sind auf dem Ausgrabungsfeld anzutreffen. Wer nicht selbst mithelfen kann, bringt etwas zu essen für die Ausgräber. Nachwievor gilt: Alle Schaulustigen, aber auch freiwillige Helfer mit festen, am besten Sicherheitsschuhen, sind auf dieser ersten, sehr großen „Schaustelle“ des Festungsbauvereins Landau – les amis de Vauban e.V. herzlich willkommen.
Bürsten, Kellen und Schaufeln zum Ausgraben stehen bereit. Gegraben wird täglich ab 7.30 Uhr bis 17 Uhr, auf www.festungsbauverein.de stehen für Berufstätige die „Abendschichtzeiten“. Genauso willkommen sind Getränke-, Obst oder Essensspenden auf der Grabung. (desa/red)
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