Mittwoch, 24. April 2024

Krankenhaus Rodalben soll aufgelöst werden: Entscheidungen hinter verschlossenen Türen

22. Oktober 2021 | Kategorie: Allgemein, Politik regional, Regional, Südwestpfalz und Westpfalz

Das St. Elisabeth-Krankenhaus in Rodalben (Stadtmitte). Auch diese letzte im Landkreis Südwestpfalz verbliebene Klinik soll geschlossen werden.
Foto: W. G. Stähle

Rodalben (Südwestpfalz). Das privatrechtlich betriebene St. Elisabeth-Krankenhaus Rodalben wird ab kommendem Jahr vom Städtischen Krankenhaus Pirmasens übernommen und auf längere Sicht abgewickelt.

Dies wurde in den letzten Monaten hinter verschlossenen Türen ausgehandelt, nachdem die Landesregierung den Rahmen vorgegeben hatte. Landkreis, Verbandsgemeinde, die Stadt Rodalben sowie die betroffene Bevölkerung waren letztendlich nicht beteiligt worden.

Zum Ausgleich ist beabsichtigt, die Klinik in Pirmasens zu vergrößern. Von Bund, Land und dem Bistum Speyer wurden dazu hohe Direktförderungen zugesagt. Konkrete Beträge sind nicht veröffentlicht. In der Summe sollen sie rund zwei Millionen Euro betragen.

Diese Entwicklung habe sich seit Längerem abgezeichnet, so Claus Schäfer, Bürgermeister der Stadt Rodalben. „In den ersten Gesprächen, in die ich einbezogen wurde, war recht deutlich zu erkennen, dass die St. Elisabeth Klinik einer eher düsteren Zukunft entgegen steuert“.

Eindeutig sei damals vom Ministerium klargemacht worden, dass nach einem im Voraus erstellten Gutachten, welches die Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit beider Häuser gegenüberstelle, dass das St. Elisabeth Krankenhaus Rodalben deutlich hinter dem Krankenhaus Pirmasens eingestuft wird. Nur eine der beiden Kliniken könnten von Bund und Land gefördert werden, habe es geheißen.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz sei dann die Öffentlichkeit informiert worden, berichtet Claus Schäfer weiter. „Hier wurde nochmals sehr deutlich erklärt, dass eine Fusion der beiden Häuser der einzig richtige Weg wäre, um die Arbeitsplätze zu erhalten und die stationäre Versorgung in unserem Landkreis zu sichern.“ Von den beiden Fusionspartnern seien dann die weiteren Verhandlungen geführt und Verträge ausgearbeitet worden.

Da die Stadt Rodalben weder Trägerin noch Betreiberin sei, könne er diese Verhaltensweise durchaus nachvollziehen, räumt Stadtbürgermeister Schäfer ein. Von Seiten der Kirche, namentlich dem Stiftungsrat sowie dem Bistum Speyer, hätte er sich „etwas mehr Transparenz gewünscht, damit ich die eine oder andere Information nicht aus der Presse erfahren hätte, was aber keineswegs das Verhältnis zwischen Kirche und Stadt in Frage stellt.“

Ein Haus mit einer solch familiären Atmosphäre wird nicht mehr zu finden sein

„Das St. Elisabeth Krankenhaus in Rodalben zu verlieren trifft mich persönlich und die gesamte Bevölkerung in der Stadt und Verbandsgemeinde schwer; eine Institution mit einer über hundertjährigen Historie.

Ein Haus mit einer solch familiären Atmosphäre wird nicht mehr zu finden sein, was ich zutiefst bedauere. Viele zufriedene Patienten werden mir das bestätigen können und nicht vergessen werden soll das im Haus befindliche Ärzteteam, das weit über die Grenzen unserer Region bekannt ist.

Gerade deshalb ist es mir ein großes Anliegen, mich persönlich für die Nachnutzung einzusetzen. Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. In diesem Sinne gehen wir alle zusammen einen mit Sicherheit nicht einfachen Weg und werden zusammen versuchen, für unsere Stadt Rodalben eine passende Lösung zu finden“, so der Stadtbürgermeister.

Vereinbarungen im Hinterzimmer Zeichen für schlechtes Gewissen

Dass die Verhandlungen und Vereinbarungen „in Hinterzimmern“ abgelaufen seien, bewertet auch Dieter Schmitt, Frontmann der „Initiative Pro Krankenhaus Rodalben“, als „bedauerlich“. Die Stadt Rodalben sowie die gleichnamige Verbandsgemeinde außen vor zu lassen, erlaube, darin ein „schlechtes Gewissen zu vermuten“. „Schon im Jahr 2020 wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt. Keiner hat was mitbekommen. Das ist ein Zeichen für Angst vor Widerstand der Bevölkerung.“

Die dem Bistum Speyer untergeordnete Betreiberin Marienhaus GmbH steige aus, investiere lieber in ein Seniorenheim und mache so Gewinne. Das Städtische Krankenhaus in Pirmasens hingegen bekomme seinen Neu- und Anbau unter der Bedingung, dass Rodalben geschlossen wird.

Wenn es in Rodalben keine Notarztstation und keine Notaufnahme mehr gebe, dauere es für viele Patienten erheblich länger bis sie versorgt werden, für manche zu lange. Auch Anfahrt- und Transportkosten seien dann höher. Besucher hätten erheblich längere Wege. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei Pirmasens aus Rodalben nur schwer, aus dem Umland oft faktisch nicht erreichbar. „Von Clausen nach Pirmasens ist eine Tagesreise“, meint Dieter Schmitt.

Mit Rodalben gehe auch ein Ausbildungskrankenhaus verloren. Die Erfahrung zeige, viele der jungen Mediziner blieben anschließend in der Region. Ohne diese Klinik werde sich der Ärztemangel verschärfen. Das zeige beispielhaft Dahn (wo das Krankenhaus zunächst fusioniert und dann geschlossen wurde, Anmerkung des Verfassers).

Ob Ärzteschaft und Fachkräfte bereit sein werden von Rodalben nach Pirmasens zu gehen sei weder erfragt noch in die Entscheidungsfindung einbezogen worden. „Wenn Rodalben wegfällt, wird es Schwierigkeiten geben für Pirmasens das erforderliche zusätzliche Personal zu gewinnen“, gibt Dieter Schmitt zusätzlich zu bedenken. Dort herrsche schon heute Mangel.

Die administrative Fusion könne man befürworten, meint Dieter Schmitt. Die Klinik Rodalben habe nie groß rote Zahlen geschrieben, aber müsse investieren. Der Neubau für die Region sollte dementsprechend in Rodalben entstehen. Entsprechende Zusagen habe es gegeben. Julia Klöckner (Bundesministerin und Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz) habe „ein neues Krankenhaus für die Region“ angekündigt. Dem Personal sei gesagt worden, „’23 könnt ihr einziehen“.

Landesregierung ist froh um jedes Krankenhaus weniger

Grund für die Finanznot der Krankenhäuser allgemein seien die „Fallzahlen“ des D-DRG-Systems, nach denen Leistungen abgerechnet würden. Dieses deckele Liegezeiten. „Bei einem Blinddarm beispielsweise sind es drei Tage. Danach legt das Krankenhaus drauf. Andererseits, wenn man an die Maschine angeschlossen wird, kommt man schwer wieder weg. Es muss beispielsweise eine bestimmte Mindestzeit beatmet werden, dass es nach dem Abrechnungssystem DRG beglichen wird.“

Bei Unikliniken schieße das Land Geld rein, das Krankenhaus Rodalben lasse man drauflegen. „Alle Krankenhäuser die nicht in öffentlicher Hand sind, haben Probleme. Die Landesregierung ist froh um jedes Krankenhaus weniger.“

„Wir geben noch nichts verloren“, kündigt Dieter Schmitt an, der im Februar dieses Jahres Landtagskandidaten der Freien Wähler befragt hatte. (Wir berichteten) „In vier Jahren sind wieder Wahlen. Solange kein Neubau in Pirmasens steht ist noch vieles offen.“ In den vergangenen eineinhalb Jahren sei man behindert gewesen, habe keine Versammlungen abhalten können. Dies sei von Seiten der Politik und der Marienhaus GmbH genutzt worden. „Unser Problem ist Corona. Die haben sich getroffen“. (Werner G. Stähle)

 

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