Freitag, 03. Mai 2024

Interview mit Europaabgeordneter Christine Schneider: Bewusster Umgang mit Lebensmitteln ist Herzenssache

15. Dezember 2021 | Kategorie: Allgemein, Politik, Regional

Christine Schneider
Quelle: Europabüro Schneider

Der Pfalz-Express (PEX) befragt im Interview Christine Schneider (CDU), Berichterstatterin der EVP-Fraktion im Europa-Parlament und Mitglied im Umweltausschuss zur Entschließung „Vom Hof auf den Tisch-Strategie“ (Farm to Fork-Strategie).

PEX: Frau Schneider, Weihnachten steht vor der Tür und sie wünschen sich, dass wir keine Lebensmittel mehr verschwenden und bewusster mit Lebensmitteln umgehen. Was ist Ihr Impuls?

„Ernährungssicherheit, landwirtschaftliche Produktion, der Umgang mit Lebensmittel, dass ist für mich schon immer ein Herzensanliegen. In Brüssel haben wir nach fast einem Jahr intensiven Beratungen die „Vom Hof auf den Tisch Strategie“ abgestimmt.

Diese Strategie bietet die Chance, die europäische Lebensmittelkette insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Sie wird von jedem Beteiligten der Lebensmittelkette, also von der landwirtschaftlichen Urproduktion über Verpackung und Transport bis zu uns, zum Konsumenten, viel abverlangen. Und wir als Verbraucher spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn die Lebensmittelversorgung ist ein Kreislauf, den wir mit unserem Einkauf- und Konsumverhalten gestalten.“

PEX: Was genau steckt hinter der Strategie, wenn es um unser Kaufverhalten geht?

„Als Gesetzgeber ist es unsere Verantwortung die richtigen Voraussetzung zu schaffen, damit Verbraucher sich für eine gesunde, ausgewogene und nachhaltige Ernährung und Lebensweise entscheiden können. Beim Einkauf eines Lebensmittels darf nicht allein der Preis entscheidend sein, sondern das Produkt selber.

Wir müssen z.B. unsere Lebensmittel so kennzeichnen, dass die wichtigen Informationen über die Nährstoffzusammensetzung, die Herkunft, das Tierwohl und auch der Aspekt der Nachhaltigkeit schnell und einfach verständlich sind. In der Strategie wird festgelegt, dass wir die Kennzeichnungssysteme überarbeiten müssen, das begrüße ich – denn so erreichen wir, dass der Preis nur ein Kriterium ist.“

PEX: Wie wollen Sie diese Aufgabe im Informationsdschungel der Lebensmittelverpackungen lösen?

„Für mich besteht die größte Herausforderung darin festzulegen, welche Informationen wirklich wichtig und essentiell sind. Wir brauchen nicht voll gedruckte Produktverpackungen. Wie sich das letztendlich gestaltet, das muss jetzt geprüft werden.

Nehmen wir das geplante Nachhaltigkeits-Label: Dessen Berechnungsgrundlage muss wissenschaftlich fundiert sein und die zur Verfügung gestellte Information muss eine echte Hilfestellung bei der Entscheidung für oder gegen ein Produkt geben. Während Verbraucherinnen und Verbraucher sich in Umfragen stets für nachhaltig erzeugte Produkte aussprechen, wird dies bislang noch zu wenig vom wahren Kaufverhalten bestätigt. Das müssen wir ändern. Denn wir alle entscheiden gemeinsam, ob der Wandel zur Nachhaltigkeit in der Lebensmittelkette ein Erfolg wird.“

PEX: Was bedeutet das für die Produzenten?

„Die Strategie ist eine Chance für unsere Landwirtschaft. Unsere Landwirtinnen und Landwirte leisten den wichtigsten Beitrag für eine sichere und nachhaltige Lebensmittelversorgung in Europa. Der angestoßene Wandel darf deshalb nicht auf dem Rücken unserer Landwirtschaft ausgetragen werden, sondern muss die Landwirte einbeziehen. Wir dürfen unsere sichere Lebensmittelversorgung in Europa, von der Landwirte gut leben können, nicht aufs Spiel setzen.“

PEX: Welche Punkte waren denn für das Parlament wichtig?

„Für das Parlament steht eine gesunde, nachhaltige und ausgewogene Ernährung im Vordergrund. Die Europäische Kommission soll wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für eine gesunde Ernährung vorgeben und die Anforderungen für eine EU-weite verbindliche Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite von Verpackungen gestalten. Das betrifft auch die Herkunftskennzeichnung, das erwähnte Nachhaltigkeits-Label und eine Kennzeichnung für Tierwohl.

Eine weitere Forderung von uns ist, dass übermäßiger Verzehr von Fleisch und stark verarbeiteten Lebensmitteln mit hohem Salz-, Zucker- oder Fettgehalt einschränkt werden soll, etwa durch die Festlegung von Höchstaufnahmemengen.“

PEX: Und wie sieht Ihr persönliches Weihnachtsmenü aus?

„Ganz traditionell gibt es am Weihnachtsabend Wildschweinrücken aus dem Pfälzerwald, am ersten Feiertag einen regionalen Truthahnbraten mit allem, was dazu gehört, und verständlicherweise gibt es am zweiten Feiertag nur noch Reste, damit wir noch in unsere Kleider passen und nichts übrigbleibt und entsorgt werden muss. Es geht nichts über ein leckeres Resteessen.“

Christine Schneider über sich selbst

„Geboren 1972 in Landau, aufgewachsen in Edenkoben bin ich ein echtes Pfalzkind. Tischlerin, Weinkönigin, Jägerin, Genießerin, Politikerin – Wenn ich etwas mache, dann mit meinem ganzen Herzblut.

Zwei Menschen haben mich politisch besonders geprägt. Mein Großvater Peter, Winzer, Metzger und Mitbegründer unseres CDU Ortsverbands, und Dr. Heiner Geißler, unser ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Generalsekretär. Zwei Menschen mit ganz unterschiedlichen Biographien, aber einer gemeinsamen Überzeugung und Begeisterung für Europa. Nur ein geeintes Europa ist Garant für Frieden, Sicherheit, Freiheit und Wohlstand.

Über 20 Jahre war ich Mitglied im rheinland-pfälzischen Landtag, bis ich 2019 als Spitzenkandidatin der rheinland-pfälzischen CDU ins Europäische Parlament gewählt wurde. Landwirtschaft und Weinbau, die Stärkung des ländlichen Raumes sowie eine nachhaltige Umwelt- und Forstpolitik liegen mir schon immer besonders am Herzen.

Auf europäischer Ebene arbeite ich im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) sowie dem Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) mit und gestalte die Themenfelder mit, die seit Jahren den Schwerpunkt meiner politischen Arbeit ausmachen.

Außerdem gehöre ich dem Ausschuss für die Rechte der Frau und Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) an.“

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