Donnerstag, 02. Mai 2024

Ilbesheim, Eschbach und Leinsweiler nun mit gemeinsamer Wehr: Aus 3 mach 1

Neues Feuerwehrgerätehaus für Einheit 6

18. Juli 2023 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional, Regional

Die Feuerwehr hatte am Wochenende etliche Gründe zu feiern.
Foto: Rolf H. Epple/Pfalz-Express

Leinsweiler. Seit vergangenen Freitag verfügt die Feuerwehr-Einheit 6 der Verbandsgemeinde (VG) Landau-Land nun auch offiziell über ein neues Feuerwehrgerätehaus.

Dieses dient der Unterbringung der neu entstandenen gemeinsamen Feuerwehr der Ortsgemeinden Ilbesheim, Eschbach und Leinsweiler. Der Innenminister das Landes Rheinland-Pfalz Michael Ebling und der Bürgermeister der VG Torsten Blank übergaben symbolisch den Transponder als Zugangsschlüssel für das Gerätehaus an Wehrführer Patrick Ackermann. Die Einweihung des Hauses wurde verbunden mit der Übergabe eines neuen Mannschaftstransportfahrzeuges.

Der evangelische Pfarrer Dr. Stefan Bauer und sein katholischer Kollege Martin Dyjecinski weihten Haus und Auto feierlich ein. Bauer sagte: „Dies ist ein Haus, was für Hilfe und Rettung, aber besonders für persönliches Engagement von Menschen steht!“ Dyjecinski ergänzte: „Ich würde gerne in jedem Menschen ein so großes Herz sehen, wie es alle Feuerwehrleute haben!“

Fluthelfermedaille des Landes Rheinland-Pfalz

Weiterer Höhepunkt des Tages war die Überreichung der Fluthelfermedaille des Landes Rheinland-Pfalz an 50 Feuerwehrfrauen und -männer aus den sechs Wehreinheiten der VG Landau-Land, die sich im Sommer und Herbst 2021 über Tage und Wochen bis an die Grenzen menschlicher Belastbarkeit und sogar darüber hinaus im Katastrophengebiet engagierten. Die Ehrung nahm Minister Ebling persönlich vor.

„Die Herausforderungen waren noch nie so hoch, wie dies aktuell der Fall ist. Aus der Ahrtal-Katastrophe haben wir aber auch gelernt in welchen Bereichen wir gut sind, während wir uns in anderen noch deutlich verbessern müssen!“ stellte der Minister fest.

Die Zusammenführung von Wehren bedeute eine Stärkung hinsichtlich deren Schlagkraft. „Wir haben uns für die Zukunft noch auf eine Menge einzustellen. Hier in Landau-Land hat man damit erfreulicherweise schon vor zehn Jahren begonnen!“

Neues Gerätehaus eingeweiht…

Das neue Gerätehaus ist Teil des Feuerwehrkonzeptes 2025, welches die VG bereits 2013/2014 angestoßen hat und Stück für Stück in die Tat umsetzt und dessen Ziel es war und die Feuerwehren insgesamt zu stärken, dies nicht zuletzt durch Neubauten von Gerätehäusern, neue leistungsstärkere Fahrzeuge und verbesserte technische und persönliche Ausstattung für die Feuerwehrleute.

„Damals wussten wir noch nicht was die Zukunft bringt, welche Herausforderungen auf die Feuerwehr zukommen und mit welchen multiplen Krisen unser Land und die Gesellschaft konfrontiert würden. Klimaverschärfung, Unwetter, Waldbrände, Pandemie, Krieg verbunden mit Energiekrise und möglichen Störungen der Versorgungsinfrastruktur, dies alles waren Dinge, die wir damals noch nicht auf dem Radar hatten“, so Bürgermeister Blank.

„Nicht die Verbandsgemeinde, nicht die Feuerwehr, sondern die Bürgerinnen und Bürger benötigen ein solches funktionales Feuerwehrhaus!“ stellte er fest.

Des Weiteren sei das Gerätehaus eminent wichtig für die Unterbringung der Fahrzeuge, was in den bisher bestehenden örtlichen Feuerwehrhäusern nicht mehr möglich war. Obwohl Leinsweiler die kleinste der drei Ortsgemeinden ist, welche durch die Einheit 6 betreut werden, wählte man es als Standort aus, da es in der geographischen Mitte liegt. Durch die Zusammenführung wird auch die Tagesverfügbarkeit der Feuerwehr für die drei Ortsgemeinden gewährleistet.

Im Juli 2019 erfolgte der Antrag auf Baugenehmigung, die im November 2019 erteilt wurde. Es schloss sich die Zustimmung der ADD zum vorzeitigen Baubeginn an, um im Oktober 2020 mit dem ersten Spatenstich endgültig in „medias res“ zu gehen. Das Haus als solches, war im Sommer 2022 fertig gestellt, doch fand sich keine Firma für die Gestaltung der Außenanagen, wodurch sich die endgültige Fertigstellung verzögerte und das Haus und sein Umfeld erst ab April diesen Jahres komplett nutzbar waren.

Das Haus umfasst eine Fahrzeughalle mit vier Stellplätzen, einer davon für den Katastrophenschutz des Landkreises. Dazu kommen eine Werkstatt und ein Lagerraum. Der Sozialtrakt bietet Umkleidemöglichkeiten für 49 Männer und sechs Frauen, inclusive Duschen und Sanitäranlagen. Im Obergeschoß stehen ein Schulungsraum und eine Küche zur Verfügung.

Die ursprüngliche Kostenschätzung lag bei 950.000 Euro, am Ende summierten sich die Gesamtkosten auf 1,128 Millionen Euro inclusive der Außenanlage. Die Heizungsanlage wurde als Hybridlösung umgesetzt, bestehend aus einem Gasbrennwertgerät in Verbindung mit einer Wärmepumpe und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes. Die Preis-Leistungsrelation könne sich gemessen an den aktuellen Baupreisen, mehr als sehen lassen, so Torsten Blank. Erwartet wird eine Zuwendung des Landes in Höhe von 319.000 Euro, der Landkreis wird sich mit 115.000 Euro beteiligen.

…Und neues Mannschaftstransportfahrzeug in Dienst gestellt

Das in Dienst gestellte Mannschaftstransportfahrzeug kostet 47.000 Euro, wovon 13.000 Euro aus Mitteln der Feuerschutzsteuer gefördert wurden.
Nicht alltäglich die Tatsache, dass man bei der Planung und Ausführungen auf einen Architekten verzichtet hatte. Diese haben Charlotte Steinbrecher und Tomas Hafner aus der Bauabteilung der VG Landau-Land komplett übernommen.

Der Leinsweilerer Ortsbürgermeister Thomas Stübinger blickte zurück und stellte fest wie sich die Anforderungen an die Feuerwehren, aber auch deren Ausrüstung verändert haben. „Im Hinblick auf die Waldbrandgefahr, die hier im Ort vorhandenen Hotels und die vielen nahe am Wald gelegenen Häuser, ist Leinsweiler die richtige Standortwahl!“

Aus drei Wehren wird eine

Der Ilbesheimer Ortschef Peter Jean erklärte, dass aus drei Wehren nun eine werde. „Diese Fusion ist allerdings sicherlich nicht schwer, arbeiten doch alle drei Wehren schon seit geraumer Zeit sehr erfolgreich zusammen.“ Eschbachs Ortsbürgermeister Frank Laux war auch etwas traurig. „Eschbach und Ilbesheim müssen ja leider Abschied nehmen von ihren eigenen Wehren, allerdings wird die neue Einheit sehr schlagkräftig sein!“

Wehrführer Patrick Ackermann, der 1986 als damals 12-jähriger zur Feuerwehr kam, erinnerte, dass damals beispielsweise die Alarmierung nur über die Sirene erfolgte. Heute sei man so modern ausgerüstet, dass es mittlerweile in „seiner“ Einheit sogar eine Drohnengruppe gäbe, um Brände und sonstige Einsatzorte aus der Luft zu beobachten und so entsprechend reagieren zu können.

Die gute Zusammenarbeit innerhalb der Einheit resultiere nicht zuletzt aus der Tatsache, dass viele Kameradinnen und Kameraden dabei seien, die sich bereits aus gemeinsamen Kita- und Schultagen kennten, so Ackermann. Er hoffe in der neuen Einheit nun auch bald Frauen begrüßen zu können, denn daran fehle es derzeit noch.

Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises SÜW Jens Thiele erklärte, das die VG-Landau Land durch ein innovatives Konzept für die Zukunft gerüstet sei. Er unterstrich auch die stets zunehmende Bedeutung des Katastrophenschutzes. „Wenn die Bilder der Ahrtal-Katastrophe auch heute immer noch in mir hochkommen, bekomme ich stets Gänsehaut. Es war wirklich großartig, dass 130 Feuerwehrleute mit 27 Fahrzeugen innerhalb weniger Stunden nach der Alarmierung rekrutiert wurden und sich direkt auf den Weg ins Katastrophengebiet gemacht haben und dort tausende von Stunden geholfen haben.“

Ehrungen

Eine besondere Ehre wurde Theo Büry, der mittlerweile in Landau-Dammheim wohnt, zuteil. Seit 45 Jahren ist er in der Feuerwehr in Leisweiler aktiv und erhielt dafür das Goldene Feuerwehrabzeichen des Landes. Sechs junge Männer wurden zu Feuerwehrleuten befördert und in den aktiven Dienst übernommen. (Heinz Lambert, Burrweiler)

Fotogalerie Rolf H. Epple/Pfalz-Express

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