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Grüne sehen Rot-Rot-Grün als Koalitionsoption schwinden

8. Juli 2016 | Kategorie: Nachrichten, Politik
Sahra Wagenknecht (Die Linke) vergrätzt zusammen mit Oscar Lafontaine Grüne und SPD. Foto: dts Nachrichtenagentur

Sahra Wagenknecht (Die Linke) vergrätzt zusammen mit Oscar Lafontaine Grüne und SPD.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin  – Nach umstrittenen Äußerungen von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht über die Nato und die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sehen die Grünen die Chancen für ein erstes Regierungsbündnis aus SPD, Grünen und Linken auf Bundesebene schwinden.

„Lafontaine und Wagenknecht sind die größten Hindernisse für Rot-Rot-Grün“, sagte der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, dem „Handelsblatt“.

Ähnlich äußerte sich der ehemalige Bundestagsfraktionschef der Grünen, Jürgen Trittin. „Man kann nicht sonntags von Rot-Grün-Rot schwärmen und alltags den historischen Irrtum der Sozialfaschismusthese als saarländische Farce wiederaufführen“, sagte Trittin.

Der saarländische Linksfraktionschef Oskar Lafontaine hatte zuvor auf seiner Facebook-Seite Hillary Clinton als „die vermutlich nächste Terroristin im Weißen Haus“ bezeichnet. Er begründete dies damit, dass nach deutschem Recht diejenige eine Terroristin sei, die rechtswidrig Gewalt anwende, um politische Ziele durchzusetzen. „Das trifft auf Hillary Clinton, die auch `Killary` genannt wird, in vollem Umfang zu“, so Lafontaine.

Lafontaines Ehefrau, die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht, hatte in der Bundestagsdebatte zum Nato-Gipfel das Bündnis für eine erhöhte Kriegsgefahr in Europa verantwortlich gemacht und von Kriegstreiberei gesprochen. Der EU warf sie zudem vor, antidemokratisch und unsozial zu sein.

Scharfe Kritik an den Äußerungen kam auch von Frank Schwabe, einem der Sprecher der „Denkfabrik“ in der SPD-Bundestagsfraktion. Die „Denkfabrik“ lotet gemeinsam mit Politikern von Linkspartei und Grünen Möglichkeiten für ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis auf Bundesebene aus.

„Solche Kraftmeierei von Lafontaine und Wagenknecht sind natürlich in der Sache unangemessen und sicher auch Störmanöver für Rot-Rot-Grün. Letztere sehe ich aber gelassen und würde es nicht überbewerten“, sagte Schwabe.

Er sieht die „rhetorischen Ausfälle“ Lafontaines und Wagenknechts auch taktisch bedingt. Sie sollten dazu dienen, „noch einmal zu checken, ob R2G-Entwicklungen wieder einzufangen sind.“ Er bezweifle aber, dass sich die Akteure damit einen Gefallen tun. „Weil das Ergebnis nicht sein wird, dass es ein Zurück gibt.“

Trittin sagte, die Linkspartei müsse endlich klären, was sie außen- und europapolitisch wolle. „Will sie mit Podemos, mit Syriza, mit Gewerkschaften und Grünen für mehr Investitionen und ein Ende der Austerität in Europa streiten, oder will sie die Gemeinschafts-Institutionen Europas im Vokabular von Rechtspopulisten verunglimpfen?“ (dts Nachrichtenagentur)

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