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Glücksspiel in Rheinland-Pfalz: Weiterhin rückläufige Zahlen

11. November 2018 | Kategorie: Freizeit & Hobby
high contrast image of casino roulette in motion

Spielen macht einfach Spaß.
Foto: ©istock.com/fergregory

Früher, in einer Zeit lange vor dem Internet und Smartphones, gehörten Spielbanken zu den beliebtesten Aktivitäten. Das Glücksspiel an sich feiert auch heute noch Hochkonjunktur, doch der Ort des Geschehens hat sich geändert.

In kürzester Zeit von der Spielbank auf das Smartphone

Wer einigermaßen viel Zeit im Internet verbringt, der wird früher oder später zwangsläufig auf Online Casinos aufmerksam gemacht. Ihre Anzahl ist praktisch unüberschaubar groß, manche Seiten haben sich ausschließlich auf Vergleiche und die Vermittlung spezialisiert, andere setzen auf Willkommensboni und dazu kommen geschaltete Browser-Werbungen, die in Sachen Farbgebung und Blink-Effekt keinen Hehl aus ihrem großen Vorbild Las Vegas machen.

Lockmittel spielen dabei eine zentrale Rolle: Neueinsteiger können ihre Gewinnchancen mit Bonuscodes verbessern, und zwar vom ersten Spiel an. Eine Gewinnauszahlung ist nicht direkt möglich, da erst eine Mindestzahl von Spielen absolviert werden muss, und auch wenn dem Kunden dadurch kein Nachteil entsteht, so wird er dazu motiviert, mehr Zeit am digitalen Tisch zu verbringen.

Aufgrund der Statistik ist das wiederum ein Vorteil für das Casino. Das gilt grundsätzlich für alle Spiele, auch die bekannten Klassiker, mit Ausnahme von Poker, da Spieler dort gegeneinander und nicht gegen die Bank antreten.

Und da die Zielgruppe aus Unternehmenssicht nie groß genug sein kann, sind weitere Transformationen längst eingeleitet. Der erste Schritt brachte Black Jack, Roulette und Co. von der realen Spielbank auf den Computer, was dank Internet-Flatrates technisch keine Herausforderung war.

Doch PCs sind im Privatgebrauch auf dem Rückmarsch, Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets haben den Spitzenplatz für Unterhaltungszwecke übernommen. Und dort gelten beim Bedienkomfort andere Maßstäbe: Eine App muss es sein, da sie auf dem Touchscreen eine optimierte Steuerung ermöglicht. Als Folge setzen die führenden Online Casinos längst auf Apps, damit ihre Kunden noch spontaner ihr Glück testen können.

Poker player's hands with digital tablet, stacks of chips and cards on green table, top view

Foto: ©istock.com/cyano66

Mobiler Trend beeinflusst die gesamte Unterhaltungsbranche

Wie wichtig Mobilgeräte für den Unterhaltungssektor (spezifischer: für die Spielebranche) sind, wird auch an anderer Stelle deutlich. Dort markiert 2018 nämlich einen historischen Punkt: Zum ersten Mal ist der Umsatz durch Mobile Games größer als der von PC und Konsolen zusammen. Das bedeutet einen Strategiewechsel für Spieleentwickler und selbst die großen Namen sind davon betroffen.

Erst kürzlich zog sich der US-amerikanische Hersteller Blizzard, bekannt für PC-Legenden wie Diablo und World of Warcraft, den Unmut seiner Fans zu, als ein neuer Diablo-Ableger verkündet wurde – allerdings als Smartphone-Spiel. Die Gesetze des Markts, also Angebot und Nachfrage, gelten in der digitalen Unterhaltungsbranche so unumstößlich wie überall sonst auch.

Das klassische Glücksspiel ist von dieser Entwicklung direkt betroffen. Bequemlichkeit und Spontaneität sind Kernmerkmale dieser Epoche, die edle Spielbank mit ihren Öffnungszeiten, Dresscodes und Regeln erfüllt keines dieser Bedürfnisse. Wer spielen möchte, kann das in Sekundenschnelle online tun, und zwar jederzeit und ganz ohne Hemd und Krawatte.

In Rheinland-Pfalz ist der Beigeschmack umso bitterer. Dort waren die Ambitionen noch vor einigen Jahren nicht gerade bescheiden: 2011 wollte die Spielbank Mainz mit seinen insgesamt sechs Häusern ein Erlebnis auf Las-Vegas-Niveau schaffen, doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Die Kurve ging steil nach unten, eine Trendwende ist nicht absehbar: 2007 lagen die Bruttospielerträge bei 18 Millionen Euro, fünf Jahre später waren es nur noch knapp 11 Millionen Euro. Ein Rückgang von fast 40 Prozent also, und das in kürzester Zeit: Es ist nicht schwer, daraus eine Prognose für die Zukunft abzuleiten.

Dabei präsentierte sich das Haus in Mainz noch am formstärksten. Für die negative Bilanz waren in erster Linie die Casinos in schwächeren Lagen verantwortlich, etwa Trier und Bad Ems, wo Verluste von über 10 Prozent teils innerhalb eines Jahres registriert wurden.

All das wirft eine Grundsatzfrage auf: Sind Spielbanken vielleicht einfach nicht mehr zeitgemäß? Viel spricht dafür, wenig dagegen und sollte sich das bewahrheiten, sind auch die besten Strategien auf lange Sicht zwecklos. Als Indiz dafür könnte man den weltweiten Hotspot in der Wüste von Nevada nehmen: Selbst das große, glorreiche Las Vegas hat größte Probleme.

Stadtschild am Eingang von Las Vegas

Foto: ©istock.com/LPETTET

Die goldenen Glücksspiel-Zeiten sind nämlich längst vorbei, zahlreiche Unternehmen mussten Insolvenz anmelden und als Rettungsmaßnahme erfolgt nun ein grundlegender Wandel, weg vom reinen Fokus auf Casinos und angestaubte Themen-Resorts aus den Siebzigern und Achtzigern, hin zu modernen, nüchternen Design-Bauten wie dem Aria oder dem Cosmopolitan.

Diese Formel scheint tatsächlich eine Besserung zu bringen, auch wenn das für das Glücksspiel an sich eine ernüchternde Erkenntnis bedeutet.

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