Germersheim – Die Enttäuschung ist groß: Großflächige Ausgrabungsarbeiten konnten die Lok „Rhein“ bei Germersheim nicht zutage fördern. Das teilte das Projektbüro „Jäger der versunkenen Lok“ am Montag mit.
„Ich bin bestürzt und ratlos. Ich kann mir nicht erklären, welche Anomalie wir bei unseren jahrelangen, wiederholten Messarbeiten an der Buhne 527 bei Germersheim ausgemacht haben“, sagte Prof. Dr. Bernhard Forkmann am späten Montagabend bei einem Treffen aller Projektbeteiligten der Suche nach der ältesten Dampflok Deutschlands in Mainz.
Wolfhard Neu vom Bergungsunternehmen OHF hatte zuvor mitgeteilt, dass bei der großflächigen Suche am ausgemachten Bergungsort keine Kessler-Lok „Rhein“ ausfindig zu machen sei.
Das Flussbauunternehmen hat in den vergangenen Tagen eine Fläche von über 450 Quadratmetern bis zu einer Tiefe von neun Metern ausgebaggert – ohne Erfolg. Neben dem exakt von den Schatzsuchern ausgemachten Fundort hatte Neus Firma auch eine weitere Verdachtsstelle freigelegt.
OHF hat anstatt bis auf die geplante Tiefe von fünf Metern fast doppelt so tief gebaggert. Zwei unabhängige Unternehmen waren vor Ort und haben den Rhein erneut abgesucht und Messungen vorgenommen. Auch die Spezialunternehmen und die Kampfmittelräumer, die zur Unterstützung geholt wurden, blieben erfolglos.
So erkannte der Geophysiker Prof Dr. Forkmann, der die Messungen seit Anfang der 90er-Jahre mit den Schatzsuchern durchgeführt hatte, am Montagabend an: „An der Buhne 527 liegt keine Lok im Rhein.“
Er selbst könne keine anderen Messungen und Überprüfungen durchführen als die, die bereits stattgefunden hätten. Er werde seiner wissenschaftlichen Verpflichtung und seiner persönlichen Motivation nachgehen und versuchen aufzuklären, was die Anomalie bei den magnetsensorischen Messungen in unterschiedlichen Jahren, Jahreszeiten und bei unterschiedlichen Rheinständen in den letzten Jahrzehnten ausgelöst habe. Aber die Suche sei für den Moment gescheitert.
Enttäuschung riesig
Weitaus emotionaler fielen die Reaktionen der Schatzsucher Horst Müller, Uwe Breitmeier und Volker Jenderny aus. „Heute ist unser Lebenstraum geplatzt. Wir haben teilweise 30, teilweise 25 Jahre nach der Lok ‚Rhein‘ gesucht und waren uns so sicher, sie gefunden zu haben. Dieses Gefühl, dass die Schatzsuche gescheitert ist, lässt sich noch nicht in Worte fassen. Wir müssen diese Information erst noch verarbeiten“, sagten die Schatzsucher.
Einigkeit bestand darüber, dass eine weitere Suche – ob an dieser Stelle oder einer anderen – für die älteren Herren ausgeschlossen sei.
Baustelle wird rückgebaut, Bergung am 21. Oktober 2018 abgesagt
Für alle Projektbeteiligten geht die Arbeit nun ohne die Lok weiter: Das Bergungsunternehmen OHF wird in den kommenden Tagen mit dem Rückbau der Baustelle beginnen und die abgetragene Buhne fachmännisch wiedererrichten.
Prof. Dr. Forkmann wird vor Ort versuchen herauszufinden, was die Anomalie bei seinen Messungen ausgelöst hatte. Das Projektbüro „Jäger der versunkenen Lok“ wird die Bergung absagen und mit zahlreichen involvierten Parteien, von Fans über Medien bis zu Spendern, Sponsoren und weiteren Unterstützern des Projekts sprechen.
Und die Schatzsucher Horst Müller, Uwe Breitmeier und Volker Jenderny werden – wie tausende Bahnbegeistere und Fans, die das Projekt über die Jahrzehnte hinweg gepackt hat – vor allem eins tun müssen: den Schock und die Enttäuschung verdauen.
Hintergrund:
Sie ist das älteste Denkmal deutscher Eisenbahngeschichte und ein wertvolles Gut der Industriekultur – die Dampflok „Rhein“. 1852 in den Kessler-Werken in Karlsruhe gebaut, fiel sie im selben Jahr auf dem Weg zu ihrem Einsatzort auf der Bahnstrecke Düsseldorf-Elberfeld bei Germersheim in den Rhein.
Dort liegt dieser „Schatz“ nun seit 166 Jahren begraben. Bisherige Versuche, die Lok „Der Rhein“ zu bergen, schlugen fehl, dann geriet sie in Vergessenheit. Spätere Anläufe zur Ortung zogen sich über Jahrzehnte hin. Nun glaubte man den „Schatz im Rhein“ wiederentdeckt, die Bergung sollte in diesem Jahr stattfinden.
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Schade, schade… aber wenn sich am Suchort nicht ist, dann ist sie eben woanders.
So ein Eisenbrocken müsste doch ziemlich genau mit irgendeiner magnetischen Messmethode orten lassen. Lokomotiven der damaligen Zeit hatten extrem stabile Eisenrahmen etc, da war nicht wie heute der komplette Führerstand aus Kunststoff.
Aber vielleicht stimmen auch die überlieferten Daten für den Schiffsuntergang nicht… oder ist das Ganze vor Herrn Tullas Umbauten am Fluss passiert?