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Germersheim: Geistig Behinderten das Musizieren ermöglicht: Landesehrennadel an Heinrich Ullrich verliehen

18. Dezember 2019 | Kategorie: Kreis Germersheim, Leute-Regional

V.li.: Bürgermeister Marcus Schaile, Heinrich Ullrich, Gaby Ullrich, Landrat Dr. Fritz Brechtel.
Fotos: KV GER

Germersheim – Heinrich Ullrich aus Germersheim hat am 18. Dezember 2019 die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz erhalten.

Landrat Dr. Fritz Brechtel überreichte ihm die Auszeichnung bei einer kleinen Feierstunde im Kreishaus. Überrascht wurde er mit einem Ständchen der Musikgruppe der Paul-Mohr-Schule Landau.

Heinrich Ullrich hat vor über 40 Jahren eine eigene Notenschrift und zwölf dazugehörige Musikinstrumente entwickelt, um für geistig behinderte Menschen das Musizieren zu ermöglichen. Ein revolutionäres Farbnotensystem, bei dem es keine Notenlinien gibt und Farbkreise die jeweiligen Noten sowie die entsprechende Notendauer darstellen, ermöglicht seither geistig behinderten Menschen das Spielen eines Musikinstruments. Die Farben befinden sich auf den Instrumenten, weshalb die Zuordnung von Note und Ton einfacher ist.

In den 70er Jahren gründete der Sonderpädagoge Ullrich an der Förderschule St. Laurentius in Herxheim das weltweit erste Orchester, das ausschließlich aus geistig behinderten Musikern bestand. Musikalische Erfolge feierte Ullrich u.a. mit den Orchestern der Paul-Moor-Schule in Landau und der Tom-Mutter-Schule für geistig Behinderte in Frankenthal.

1989 veröffentlichte der Geehrte mit dem Schulorchester Frankenthal die erste Musikkassette „Hinaus in die weite Welt“, weitere Kassetten, Schallplatten und CDs folgten. Er gab mit seinem Orchester zahlreiche Auslandskonzerte und Konzerte in Deutschland.

2005 wurde das Orchester in die USA nach Nashville, Tennessee, eingeladen. 2017 leitete Heinrich Ullrich das Orchester des Inklusionstreffens „Regenbogen“ der Pfarrei Seeliger Paul Josef Nardini in Lingenfeld. Derzeit spielen acht geistig behinderte Erwachsene mit.

Heinrich Ullrich engagiert sich zudem im Deutsch-Ungarischen Freundeskreis und stellte sich eine Legislaturperiode lang von 1984 bis 1989 als ehrenamtlicher stellvertretender Ortsvorsteher von Sonderheim zur Verfügung. Sein handwerkliches Geschick war auch am Nachbau des römischen Flusskriegsschiffes „Lusoria Rhenana“ gefragt.

Landrat Dr. Brechtel betonte in seiner Ansprache: „Durch Ihr Engagement, durch Ihre Liebe zur Musik und zu den Menschen haben Sie geistig Behinderten die Welt der Musik eröffnet. Ohne Ihr Farbnotensystem und Ihre Instrumente wäre dieser Gruppe Mitmenschen besondere Klangerlebnisse verschlossen geblieben. Vielen Dank und weiterhin alles Gute!“ Den Glückwünschen schloss sich auch Bürgermeister Marcus Schaile an.

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