Freitag, 19. April 2024

Germersheim: Aussterbende Innenstadt: Seibel fordert Konzept zur Belebung und Entwicklung 

11. Mai 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim, Politik regional
Eigentlich gute Voraussetzungen für ein aktives Innenstadtleben: Germersheim hat viele gewachsene attraktive Strukturen. Foto: Pfalz-Express

Eigentlich gute Voraussetzungen für ein aktives Innenstadtleben: Germersheim hat viele gewachsene attraktive Strukturen.
Foto: Pfalz-Express

Germersheim – Viele Städte und Gemeinden kämpfen um das Überleben ihrer Zentren. Ladenleerstände gibt es immer mehr, viele kleine Einzelhändler müssen schließen.

Auch in Germersheim sei das so, sagte der SPD-Bürgermeisterkandidat Gerald Seibel.

Seit Jahren könne man sehen, dass die Innenstadt eine bedenkliche Entwicklung nehme. „Immer wieder geben alteingesessene Geschäfte auf. Sie schließen in der Ludwigstraße, Sandstraße und Marktstraße – und was danach kommt gefällt uns häufig nicht.“ Es sei eine Entwicklung, die vor vielen Jahren in Germersheim begonnen habe und immer noch andauere, so Seibel.

Es gebe zwar auch Lichtblicke wie die Wörther oder Kandeler Innenstadt, denen es gelungen sei, einen „netten Einkaufsbereich zu etablieren, der einen gewissen Charme“ habe. Auch Spezialgeschäfte behaupteten sich mitunter sehr gut.

„Nun sind wir aber nicht Kandel oder Wörth“, so Seibel weiter. „ Wir haben aus der Historie heraus neben dem Königsplatz auch noch den Kirchplatz und den neugestalteten Nardiniplatz, die allesamt in gewisser Weise das Zentrum repräsentieren. Hinzu kommt nun noch der in der Neugestaltung befindliche Paradeplatz sowie demnächst das angrenzende Einkaufszentrum in der ehem. Stadtkaserne, was ebenfalls bald fertiggestellt sein dürfte. Hier gönnen wir uns zwar mit Landesmitteln einen 170.000 Euro teuren Brunnen mit entsprechenden jährlichen Betriebs- und Instandhaltungskosten, aber für eine Subvention für den Betrieb unseres Reginakinos in unserer Studentenstadt fehlt offensichtlich das Geld.“

Da die Plätze alle nahe beieinander lägen, seien sie ideal mit dem Rad und auch fußläufig „gut für den Einkauf, zum Cafebesuch oder einfach nur zum Bummeln zu erreichen.“ In Kandel, Wörth oder Speyer funktioniere das sehr gut. Trotz Parkmöglichkeiten kämen die Menschen gerne mit dem Bus oder per Rad. Auch unter der Woche herrsche dort geschäftiges Treiben: „Warum also nicht auch in Germersheim?“

Die Konstellation in Germersheim fordere ein Konzept, wie die historisch gewachsenen Plätze und angrenzenden Einkaufsstraßen kurz-, mittel- und langfristig zu einem verbindenden Ganzen weiterentwickeln werden könnten.

„Häufig hörte ich in den Standgesprächen, „da können wir nichts dagegen tun, das ist halt der Trend“, berichtet der Bürgermeisterkandidat. „Diese Einsicht muss auch in der Stadtspitze herrschen, denn es gibt bis heute keinen strategischen Ansatz oder gar ein Konzept, wie man diesem Trend begegnen will und wie man dieses Areal als Ganzes entwickeln will. Hier ist kein externer Investor gefragt, sondern die Stadt selbst muss hier als Entwickler und Investor auftreten.“

Ein Patentrezept gebe es nicht. Deshalb müsse man noch lange nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Seibel schlägt vor, sich in einem ersten Schritt gemeinsam mit der GWL, den Anwohnern und weiteren Interessensgruppen an einen Tisch zu setzen, mögliche Planungsansätze und Konzeptvarianten herauszuarbeiten und mehrheitsfähig zu entwickeln. Das sei ein mühsames Unterfangen: „ Aber auch hier gilt: Ohne Fleiß kein Preis.“

Der gesamten Bereich als eine verkehrsberuhigte Zone oder langfristig als eine Fußgängerzone wäre laut Seibel eine Möglichkeit. Kurzzeitparkplätze könnten es den Gewerbetreibenden ermöglichen, jederzeit ihr Geschäft mit den Fahrzeug erreichen. Auch Kunden könnten nahe der Innenstadt parken.

„Es ist ein Kreislauf: Ist die Innenstadt attraktiv, nicht nur mit Geschäften sondern auch mit Cafés, Restaurants, evtl. Biergärten, etc., kommen auch die Menschen. Und wo Menschen sind, gibt es Nachfrage und Geschäfte. Die Reihenfolge ist aber klar. Zuerst die Menschen, dann die Geschäfte.“

Das neugestaltete Rheinvorland und das Naherholungsgebiet gelte es an die Innenstadt anzubinden, besonders, wenn man eine Touristenstadt sein wolle. In einem solchen Konzept habe aber eine „Ruftaxi-Lösung“ keine Zukunft mehr; dafür sein ein Bürgerbus notwendig. Der solle nicht nur Sondernheim mit Germersheim verbinden, sondern auch das Rheinvorland, das Naherholungsgebiet, die Hochschule, die Bahnhöfe und das Gewerbegebiet. Haltestellen müssten gut sichtbar sein, die Taktung kurz.

„Ein solcher Bürgerbus könnte gegebenenfalls sogar kostengünstig ehrenamtlich betrieben werden. Aber das sind nur Überlegungen. Es gilt mit Fachkräften und den Menschen vor Ort ein Konzept zu entwickeln, um dann eine Handlungsperspektive für die nächsten fünf bis zwanzig Jahre als Grundlage zu haben“, sagt Gerald Seibel.

Anmerkung der Redaktion 

Ab Freitag, 12. Mai, wird der Pfalz-Express keine Beiträge mehr zu den Wahlen im Kreis Germersheim veröffentlichen.

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

3 Kommentare auf "Germersheim: Aussterbende Innenstadt: Seibel fordert Konzept zur Belebung und Entwicklung "

  1. Frank G. sagt:

    Das Beste an dem Artikel ist immer noch der Satz am Schluss: „Ab Freitag, 12. Mai, wird der Pfalz-Express keine Beiträge mehr zu den Wahlen im Kreis Germersheim veröffentlichen.“

    Sorry, wenn ich das jetzt bei Hr. Seibel dran hänge. Aber was in den letzten Tagen hier abgezogen wurde wegen dem Wahlkampf geht auf keine Kuhhaut. Ich sage nur Beschädigung von Wahlplakaten oder irgendwelche Kaffeefahrten usw…..
    Wo sind die sachlichen Argumente? Was ist das für ein Wahlkampf?

    Bin ich froh wenn der Kindergarten am Sonntag vorbei ist.

    Gruß
    Frank

    • Simon Bolz sagt:

      Hallo Herr G.,

      dann seien Sie bitte so konsequent und schreiben Ihren Kommentar auch unter den unmittelbar vorher veröffentlichten Lutzke-Artikel und den unmittelbar danach veröffentlichten Schaile-Artikel. Liebe Grüße, Simon Bolz

  2. Wolfgang Boeck sagt:

    Ich verstehe den Kommentar von „Frank G.“ nicht. Herr Seibel spricht in seinem Artikel eines der wichtigsten Probleme in unserer Innenstadt an und zeigt auch vernünftige Lösungsansätze auf. Fast wöchentlich kann man feststellen, dass schon wieder ein Geschäft zumacht und die Abbildung veranschaulicht das uns bekannte Bild – eine menschenleere Innenstadt. Endlich greift mal neben Herrn Lutzke auch ein anderer Kandidat dieses wichtige Thema auf und schon wird ihm Unsachlichkeit vorgehalten.
    Die Hoffnung des Frank G., dass der Kindergarten (das sind in meinen Augen eher solche Penner, die Hitlerbärte auf Plakate kleben) am Sonntag vorbei ist, teile ich nicht. Ich freue mich mehr denn je auf die spannende Stichwahl in 2 Wochen mit dem Austausch dann hoffentlich sachlicher Argumente, gerade so, wie Herr Seibel es mit diesem Artikel vormacht. Weiter so – mündige Germersheimer wollen informiert sein.
    Gruß
    Wolfgang Boeck